Spiel mit Erinnerungen: Deutsche Telekom entwickelt mobiles Spiel für Demenzforschung

Die Deutsche Telekom hat auf der re:publica ein mobiles Spiel vorgestellt, das die Grundlagenforschung für Demenz vorantreiben soll. "Sea Hero" sammelt Erinnerungs- und Orientierungsdaten von gesunden und erkrankten Menschen, um diese zu vergleichen.

Schätzungen zufolge leben weltweit etwa 50 Millionen Menschen mit Demenz. Bereits im Jahr 2050 werden laut dem „Global Alzheimer’s Report 2015“ rund 135 Millionen Menschen betroffen sein. Bisher gibt es keine Heilung für die Krankheit, unter anderem, weil es zu wenig Daten darüber gibt.

Um hier nachzuhelfen, hat die Deutsche Telekom gemeinsam mit der gemeinnützigen Organisation Alzheimer’s Research, dem University College London, der Universität von East Anglia sowie dem Spieleentwickler Glitzers ein mobiles Spiel entwickelt. „Sea Hero“ soll die Grundlagenforschung für Demenz vorantreiben, verkündeten die Verantwortlichen bei der Präsentation auf der diesjährigen re:publica.

Spielend leicht Gutes tun

„Weltweit verbringen Menschen drei Milliarden Stunden mit Onlinespielen, insbesondere auf Smartphones – pro Woche! Da wir bei der Telekom an die Kraft des Teilens glauben, haben wir überlegt, wie wir viele Menschen für die Idee begeistern können, Spielen und gleichzeitig Gutes tun miteinander zu verbinden“, sagte Hans-Christian Schwingen, Markenchef der Deutschen Telekom. Dabei, so Schwingen weiter, sei ein neuartiges mobiles Spiel herausgekommen, das nicht nur Spaß bereite, sondern nur wenig Zeit abverlange, um die Demenzforschung einen großen Schritt voran zu bringen.

Die Krankheit schränkt vor allem das Erinnerungsvermögen ein und führt zu Desorientierung und Isolation. Sofern kein Durchbruch in Prävention und Therapie gelingt, rechnet die Deutsche Alzheimer Gesellschaft mit etwa drei Millionen Erkrankten im Jahr 2050 in Deutschland. Demenz ist keine reine Alterskrankheit und kann jeden treffen – unabhängig von Alter, erblicher Veranlagung, Lebensstil oder sozialem Status.

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Wie funktioniert „Sea Hero“?

„Sea Hero Quest“ kann auf dem Smartphone oder Tablet gespielt werden. Die Spieler begeben sich auf eine Entdeckungsreise und steuern mit dem Boot durch verschiedene Landschaften. Wie sie anhand von Karten durch die virtuellen Welten navigieren, gibt den Wissenschaftlern Aufschluss über das menschliche Orientierungsverhalten. In jeder Spielsekunde werden anonyme Daten über das Navigationsverhalten der Spieler gesammelt. So können 100 000 Spieler in zwei Minuten Spielzeit Daten generieren, die sonst über 50 Jahre herkömmlicher Forschung auf diesem Gebiet beansprucht hätten, erklärten die Initiatoren in Berlin.

„In der Demenzforschung gibt es bisher kein Projekt dieser Größenordnung. Mit ‚Sea Hero Quest‘ können wir einen unschätzbaren Datenpool erheben. Bisher dauerte es Jahre, Vorhaben dieser Art zu koordinieren, und die Ergebnisse lieferten bestenfalls eine Momentaufnahme über das Verhalten einer sehr kleinen Gruppe von Freiwilligen“, sagte Hilary Evans, Geschäftsführerin der gemeinnützigen Organisation Alzheimer’s Research.

Forschern in aller Welt liegen zwar Daten von Erkrankten vor, aber kaum Vergleichsdaten von gesunden Menschen. Die Analyse der Daten aller Spieler aus „Sea Hero Quest“ soll dazu beitragen, erstmals Normdaten für die räumliche Orientierung zu gewinnen. Diese Normdaten werden als Grundlage für die frühzeitige Diagnose einer Demenz dringend benötigt. Knapp 600 Freiwillige haben bereits an der Studie teilgenommen, so Evans. „Das ist genau die Art von Innovation, die wir benötigen, um den nächsten Durchbruch in der Demenzforschung zu erzielen.“

Emotionaler Kampagnenfilm von Dreamworks-Regisseur Bibi Bergeron

„Sea Hero Quest“ ist weltweit für iOS- und Android-Geräte verfügbar und kann ab sofort über den App Store sowie Google Play heruntergeladen werden. Das Spiel ist kostenlos, die anonymen Daten werden gemäß deutschem Bundesdatenschutzgesetz in einem hochsicheren Rechenzentrum der T-Systems in Deutschland gespeichert, versicherte das Unternehmen.

Um möglichst viele Menschen auf „Sea Hero Quest“ aufmerksam zu machen, begleitet die Deutsche Telekom die „Game for Good“-Initiative in dreizehn europäischen Ländern mit Kommunikationsmaßnahmen – unterstützt von Saatchi & Saatchi, London, die als Kreativagentur auch die Entwicklung und Umsetzung des Spiels begleitet hat. Der Schwerpunkt liegt auf einer Online- und Social-Media-Aktivierung. Dazu gehört auch ein emotionaler Kampagnenfilm des renommierten Regisseurs Bibi Bergeron, der unter anderem mehrere Dreamworks Animationen verwirklichte, etwa „Große Haie – kleine Fische“. Der Kampagnenfilm handelt von einem Seefahrer und dessen Sohn, der auf das Meer hinausfährt, um die verlorenen Erinnerungen seines Vaters zurückzubringen. Die Produktion übernahm BUF Paris.

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Um die weltweite Spieler-Community zu mobilisieren, arbeitet die Telekom mit internationalen und lokalen Influencern wie dem Youtuber „PewDiePie“ zusammen und setzt auf In-Game-Advertising mit einem Mini-Game. Zusätzlich gibt es eine breit angelegte Kooperation mit dem Magazin „Stern“. Über sechs Wochen hinweg veröffentlicht das Magazin Advertorials mit Portraits von bekannten Persönlichkeiten, die einen Bezug zum Thema Demenz haben. Flankiert wird die Serie durch ein „Stern“-Sonderheft „Ratgeber Demenz.“