Riemann gewinnt Aufmerksamkeit oder: Warum es nicht immer nett sein muss

Katja Riemanns „DAS!“-Auftritt scheidet im Netz die Geister. Angemessene Reaktion oder schlichtweg zickig? Insgesamt nimmt die Aufmerksamkeit für die Schauspielerin massiv zu. Könnte sie jetzt als Testimonial interessant werden?

Von Johannes Steger

Dass eine Couch und seelische Offenheit irgendwie zusammen gehören, ist nicht erst seit Sigmund Freud bekannt. Dass nun aber auch ein gewisses rotes Sofa immer wieder zu schonungsloser Ehrlichkeit führt, ist dann doch neu. Das rote Sofa ist hierbei aber eigentlich keine therapeutische Einrichtung, sondern das Markenzeichen der NDR-Show „DAS!“. Und wo sonst nett durch den Vorabend geplaudert wird, ereigneten sich unlängst immer mal wieder dramatische Szenen. Wir erinnern uns: Auf dem roten Möbel nahm einst Jenny Elvers-Elbertzhagen Platz und redete. Der Rest ist Boulevardgeschichte. Das Interview wurde zum Youtube-Renner und ganz Deutschland diskutierte über Alkoholismus und den Entzug der Schauspielerin, der auf das Interview folgte.

Vergangene Woche saß dort nun Katja Riemann, die eigentlich ihren neuen Film vorstellen wollte. Das wollte aber partout nicht klappen, denn die Schauspielerin ließ Moderator Hinnerk Baumgarten und seine recht einfallslosen Fragen patzig ins Leere laufen. Wer zuschaute, wusste nicht so recht, auf wessen Seite er da jetzt stehen sollte.

Gewaltige Netzreaktionen

Nach dem Interview war es dann auch nicht vorbei – den Argusaugen des Medienexperten Stefan Niggemeier war das Gemetzel auf dem roten Sofa natürlich nicht entgangen. Sein Youtube Best-of des Beitrags machte schnell die Runde und erreichte mittlerweile etwa 800.000 Klicks. Auf Riemanns Facebook-Seite und in das Gästebuch ihrer Homepage brandete eine Flut an Kommentaren – teils mit heftiger Kritik. Riemann entschied sich für einen drastischen Schritt: Das Gästebuch wurde geschlossen, der Facebook-Account deaktiviert.

Die Meinungen waren aber durchaus geteilt: Viele Nutzer empfanden die Fragen von Baumgarten als einfallslos und platt und Riemanns Reaktion durchaus gerechtfertigt. Gestern meldete sich die Schauspielerin dann selbst zu Wort und zeigte sich einsichtig: „It needs two to Tango, das ist klar!“ Aber Baumgartens Verhalten wollte sie nicht unkommentiert lassen: „Es ist irre lustig, wenn ein Moderator zwischen den Gesprächen sich in der Kamera spiegelt und laut äußert, wie geil er aussieht…“.

Testimonial-Karriere auch ohne hohe Sympathiewerte

In den letzten Tagen musste Katja Riemann zwar allerhand Kritik einstecken, aber auch die hat ihre gute Seite: Aufmerksamkeit. Diese dürfte durch ihre Antwort noch einmal steigen. Das könnte sie auch als Testimonial interessant machen. Denn nicht nur, wer bei Sympathiewerten glänzt, kann als Markenbotschafter verpflichtet werden.

RTL-Juror, Ex-Modern Talking Mitglied und Produzent Dieter Bohlen erhitzt beispielsweise regelmäßig die Gemüter. Seine Sprüche gehen nicht selten unter die Gürtellinie und spalten dann auch die Fernsehnation. Trotzdem warb Bohlen schon für die Bratwürstchen von Bruzzler oder die VHV-Versicherung. Auch für die eigene Markenarbeit ist der Produzent aktiv: Seine Autobiografie „Nichts als die Wahrheit“ wurde zum Bestseller. Sein Erfolgsrezept: Er ist er selbst. Und das stringent. Bohlen verstellt sich nicht. Das mögen nicht nur viele Zuschauer, auch seine Glaubwürdigkeit ist dadurch immens. Klar, dass Unternehmen das gerne für ihre Produkte in Anspruch nehmen.

Auch Katja Riemann rechnen viele ihre Offenheit in dem Vorabend-Talk hoch an. Doch ihre „Moderatorenfolter“ ist dann doch kein Markenzeichen à la Dieter Bohlem. Mit ihrer offenen Antwort auf ihrer Homepage demonstriert sie aber Ehrlichkeit. Das macht sie authentisch und das wiederum ist ja bekanntlich eine Grundvoraussetzung für Testimonials. Man darf also gespannt sein.