re:publica 2016: Den digitalen Raum zurückerobern

Der digitale Raum ist außer Kontrolle geraten. Das sagt Sascha Lobo, das sagen IT-Sicherheitsexperten und Medienhäuser sowieso. Was tun? Die Kontrolle zurückerobern! Eindrücke von der re:publica 2016.

Die Kontrolle im Netz zurückgewinnen

Während Eyeo und Flattr auch um die Gunst der Verlage buhlen, rief der Chaos Computer Club selbige dazu auf, wieder mehr Kontrolle über ihre Websites auszuüben. Denn Adblocker würden allzu häufig als Schutz vor Trojanern und Schadsoftware eingesetzt und diese findet ihren Weg vor allem über Adserver und Ad-Networks auf die Websites.

Das Kernproblem sei dabei die veraltete technische Infrastruktur der Werbeauslieferung, so der IT-Sicherheitsberater Thorsten Schröder und der CCC-Sprecher Frank Rieger. Vor allem Werbebanner spielten eine zentrale Rolle bei der Auslieferung von Schadsoftware. Dabei führt ein zunehmend komplexes System aus Drittanbietern zu einer Unübersichtlichkeit und somit Kontrollverlust sowohl von Publishern als auch Ad-Networks. Selbst Schutzmechanismen von modernen Betriebssystemen würden nicht helfen, wenn die Malware unter dem Deckmantel von Werbung eingeschleust wird. Hinzu kommt: Die Sicherheitslücken bei den fünf populärsten Webbrowsern nehmen seit Jahren zu (2013: 727; 2014: 1035), von Erweiterungen – Plugins – ganz zu schweigen.

Um also dem Nutzer im Umfeld der angebotenen Inhalte Schutz zu gewähren, sollten Verlage einlenken, so die Experten: „Unser Aufruf an die Redaktionen lautet: Versucht die Kontrolle über eure Websites zurück zu bekommen! Übertragt die Verantwortung nicht auf die Nutzer!“ Als Alternative malten sie dann auch eine Vision auf die Bühne der re:publica: eine deutsche oder europäische Content-Payment-Genossenschaft.

Sascha Lobo: „Ich will ein Snapchat für Erwachsene!“

Auch Sascha Lobo, Blogger und Internet-Erklärer, hatte ähnliche Appelle im Gepäck. Nach einer Auszeit im letzten Jahr brachte er diesmal erneut seine Gedanken über das digitale Jetzt und die Zukunft in seiner großen Rede „The Age of Trotzdem“ aufs Podium. Und er hatte einiges zu sagen: über die AfD, die Dystopie der digitalen Gegenöffentlichkeit, über die Unfähigkeit zum Breitbandausbau und Sigmar Gabriels Verschulden an der Unzulänglichkeit der deutschen Digitalisierung, über Internetriesen, Snapchat und Suchmaschinen.

Während Lobo die Lage eher düster zeichnete, ein Art Enttäuschung hochgefühlter Möglichkeiten durch die digitale Welt, hatte er auch eine Portion trotzigen Optimismus dabei: „Trotzdem“ ist sein Kampflaut, den er auch vom Publikum mitrufen ließ. Man müsse den Optimismus erhalten, den alle re:publik-Besucher teilten: Mithilfe von Technologie lasse sich die Welt zu einem besseren Ort machen, irgendwie. Lobo rief dazu auf, es zumindest zu versuchen, ihn aus seiner Verzweiflung zu helfen. „Bitte, erfindet ein Snapchat für Erwachsene!“ rief er und „baut eine neue Suchmaschine!“ Über kleine Unternehmen lasse sich der digitale Raum zurückerobern. Vielleicht ist es das, was am Ende bleibt, von der re:publica, der zehnten seit ihrer Gründung: Jeder kann etwas tun, wir dürfen das Netz nicht den Facbeooks und Googles, den Datenkraken und Rückwärtsgewandten überlassen. Wir können und müssen nicht nur mitlaufen sondern mit gestalten. Jetzt!

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