Refurbished – wann springt der B2B-Motor an?

Kreislaufwirtschaft mausert sich zum neuen Buzzword. Es mit Leben zu füllen, ist aber nicht nur Aufgabe der Verbraucher*innen; Marken sind ebenso gefordert. Beginnen könnte man beim Dienst-Handy.
Der Wunsch nach stetig neuen Geräten steht der Nachhaltigkeit im Wege. (© Imago)

Wann haben Sie zuletzt ein Smartphone ausrangiert? Und wann das neuste Modell gekauft? Beides ist wahrscheinlich nicht allzu lange her, denn die Produktlebenszyklen sind bei den smarten Taschentelefonen nicht lang. Was allerdings auch daran liegt, dass Apple und Co. sehr daran interessiert sind, möglichst viele Neugeräte zu verkaufen und als Konsequenz alte Modelle nicht mehr mit aktuellen Betriebssystemen unterstützen. Liebhaber*innen des eleganten iPhone 6 werden verstehen, warum ein erzwungener Gerätetausch auf klobige Taschen-Beschwerer so schmerzhaft für viele User*innen ist.

Die Kurzlebigkeit der Produkte trägt dazu bei, dass mittlerweile jede*r Deutsche rund 10 Kilogramm Elektroschrott im Jahr produziert. Wenn es sich um Smartphones handelt, sorgen zudem schwache Akkus, Gerätedefekte, Kratzer und andere optische Blessuren dafür, dass Geräte neu angeschafft werden. Echt jetzt? Nur die Wenigsten sehen zum Beispiel ein Auto als Wegwerf-Produkt an, Smartphones und Tablets hingegen haftet das Wegwerf-Image an wie zäher Kaugummi. Während ein Auto auch als Gebrauchtwagen mit Delle oder Lackkratzer gefahren wird, soll ein Smartphone möglichst immer makellos bleiben und voll leistungsfähig sein.

Gründe für Neukauf zunehmend entkräftet

In einer kürzlich vom Refurbisher Swappie in Auftrag gegebenen und von Kantar durchgeführten Studie gaben mehr als drei von zehn Verbraucher*innen (31 Prozent) in Deutschland an, dass sie ein neues Smartphone gegenüber einem generalüberholtem Gerät bevorzugen, weil es keine Gebrauchsspuren hat. Weitere Gründe für einen Neukauf waren die Akkuleistung (30 Prozent) und die funktionale Qualität eines neuen Telefons (28 Prozent). Als Konsequenz hat Swappie direkt eine neue Produktkategorie gelauncht: die Premium-Series. Die aufbereiteten iPhones dieser Kategorie sind optisch neuwertig, voll funktionsfähig und bieten 100 Prozent Akkukapazität, verspricht der Anbieter. Und sie verursachen 78 Prozent weniger Emissionen als die Herstellung neuer Geräte. Das könnte eine Marktlücke schließen und durchaus auch Unternehmen aufhorchen lassen, die ihre Mitarbeiter*innen mit aktuellen Smartphones ausstatten müssen.

Doch damit Firmen im großen Stil auf generalüberholte Smartphones umsteigen, muss auch dort ein Umdenken einsetzen. Der Marketing- und Image-Effekt wäre sicher bedeutend. Allerdings benötigen Refurbisher dafür ausreichend viele Geräte mit möglichst gleichen Eigenschaften. Noch werden diese in Privat-Haushalten im großen Stil in Schubladen endgelagert: Laut Digitalverband Bitkom findet man in Haushalten in Deutschland rund 210 Millionen Alt-Handys. Darunter dürften viele neuere Modelle sein, bei denen eine Generalüberholung sinnvoll ist. Gefragt sind kreative Ideen, um diesen Schatz zu heben. Das könnte nicht nur die CO2-Bilanz deutlich verbessern, sondern auch B2B-Refurbish auf Touren bringen und Marken helfen, grüner zu werden.

Schon gehört?

Der Facebook-Mutterkonzern Meta soll eine Strafe von 1,2 Milliarden Euro zahlen, weil Facebook gegen die DSGVO verstoßen und europäische Nutzerdaten in die USA weitergeleitet hat. Meta hat bereits Berufung angekündigt. Neben solchen Datenschutzverletzungen ist auch der Betrug mit digitalen Werbeanzeigen immer wieder ein Thema, das die stark technologisierte Online-Werbebranche plagt. Laut dem aktuellen Media Quality Report von Integral Ad Science haben sich die Ad Fraud-Raten im Jahr 2022 zwar stabilisiert (1,39 Prozent für Display und 1,30 Prozent für Video in H2 2022), allerdings liegen die Werte damit noch deutlich über dem Vor-Corona-Niveau. Insbesondere rund um die Fußball WM und die Olympischen Winterspiele gingen die Fälle von Ad Fraud nach oben.

Aber es gibt auch erfreuliche News – und die kommen in diesen Tagen – wie könnte es anderes sein – aus dem KI-Umfeld: So hat jetzt Adobe seine KI „Firefly“ in Photoshop integriert. Kreative Marketer können dort künftig mit einfachen Textanweisungen aus ihren Ideen Bilder entstehen lassen. „Generative Fill“ heißt die neue Funktion, die auch Perspektive, Beleuchtung und Stil von Bildern automatisch konfigurieren kann. Und da wir grad beim Thema KI sind: Seit wenigen Tagen ist endlich auch in Deutschland die offizielle ChatGPT-App verfügbar, bisher allerdings nur für das iPhone. Wie im Web ist die Grundversion kostenfrei. Es darf also experimentiert werden.

In diesem Sinne. Bleiben Sie inspiriert!

(kaz) ist Fachjournalist für digitales Marketing. Seit Mitte der Nullerjahre begleitet er mit seinen Artikeln die rasanten Entwicklungen der Online-Werbebranche. Der Maschinenraum der Marketing-Technologien fasziniert ihn dabei ebenso wie kreativ umgesetzte Kampagnen. Der freie Autor lebt und arbeitet in Berlin.