Ravensburger erinnert Apple an Schutzrechte

Die geschütze Spiele-Marke Memory sorgt für eine juristische Auseinandersetzung zwischen dem oberschwäbischen Spielehersteller Ravensburger und dem US-Elektronikkonzern Apple. In Medienberichten klingt der Streit zwar auf den ersten Blick wie ein Kampf David gegen Goliath, allerdings schwingt in den Beiträgen leichte Schadenfreude mit, denn Ravensburger geht genauso unerbitterlich gegen Gegner vor wie Apple das selbst beim Marken- und Patentrechtsverletzungen praktiziert. Schließlich gibt es kaum ein Spiel, das bekannter ist. Zum 50jährigen Jubiläum hatte Ravensburger kürzlich noch eine Sonderedition von Memory (im Bild) herausgebracht, bei dem erstmals nicht identische Bildpaare, sondern zwei Bilder zum gleichen Thema zu suchen sind – eines zeigt das Objekt vor 50 Jahren, das andere das Pendant von heute.

Ravensburger hat iTunes, das Internetportal von Apple, abgemahnt. Dort verwenden andere Anbieter den Begriff „Memory“, um ihre Spiele und Anwendungen für Apple-Geräte zu vermarkten; unter dem Suchbegriff gibt es dort hunderte von Treffern. Doch der Klassiker Memory ist nicht nur mit 55 Millionen Exemplaren das meistverkaufte Spiel von Ravensburger, sondern auch eine eingetragene Marke.

Weil der US-Konzern anscheinend nicht schnell und entschieden genug gegen die Memory-Trittbrettfahrer in iTunes vorgegangen ist, muss sich das Unternehmen nun vor dem Landgericht München verantworten. Ein Apple-Anwalt sagte der „Süddeutschen Zeitung“: „Vielleicht konnte auf die legitimen Vorwürfe nicht gleich richtig reagiert werden.“ Allerdings gelte das Wort „memory“ im Englischen als beschreibender Begriff, der beispielsweise für Gedächtnis oder Datenspeicher steht.

Der Richter deutete an, dass iTunes als Online-Geschäft in der Pflicht stünde, auf Markenrechtsverstöße zu reagieren. Das Urteil soll Ende Januar fallen. Zuvor haben beide Parteien die Möglichkeit, sich außergerichtlich zu einigen.

Bei Ravensburger will man das laufende Verfahren nicht kommentieren, berichtet das „Schwäbische Tageblatt“. Das Unternehmen habe 2009 begonnen, seine Klassiker auf den boomenden Markt für Online-Spiele zu bringen. Dafür sei eigens die Ravensburger Digital GmbH gegründet worden, die ihren Sitz in München hat. Bislang bietet Ravensburger rund 30 Online-Spiele beziehungsweise Apps (Anwendungsprogramme) an. Wer auf dem Apple-Tablet-PC iPad Zwillingskarten suchen will, bezahlt dafür 2,99 Euro, fürs iPhone kostet die App 1,59 Euro.

Der Spieleklassiker Memory wurde vor zwei Jahren ein halbes Jahrhundert alt. 91 Prozent aller Deutschen kennen laut einer Studie das erfolgreichste Spiel aus dem Hause Ravensburger. Auch der Rest der Welt schätzt Memory, vor allem wegen des sofort verständlichen Spielprinzips: In über 80 Ländern verkaufte sich der Klassiker bis heute 75 Millionen Mal. Alle Kärtchen aneinander gelegt würden acht Mal den Erdball umrunden.

William Hurter, ein Schweizer Diplomat, stellte das Spiel dem Ravensburger Spieleverlag – damals noch Otto Maier Verlag – vor. Dort erkannte man das Potential der simplen aber faszinierenden Pärchen-suche: Das erste offizielle Memory präsentierte der Verlag im Frühjahr 1959 – also vor genau 50 Jahren – auf der Nürnberger Spielwarenmesse.

Im Handel erschien das Spiel ab dem 15. April 1959 und kostete damals 4,80 DM. Dass die Erstauflage von 6.000 Stück noch im selben Jahr vergriffen war, galt damals als Sensation. Der kleine Bruder Junior Memory erschien ein Jahr später und ist mit knapp sechs Millionen verkauften Exemplaren bis heute das meistverkaufte Memory.

Ravensburger hat seit Einführung des Spiels 250 Ausgaben veröffentlicht. Aktuell sind weltweit 70 Ausgaben lieferbar. Es gibt sie bereits für Kinder ab zweieinhalb Jahren, aber auch für Erwachsene. Die Kärtchenzahlen reichen von 24 bis 144 (12 bis 72 Bildpaare).

www.ravensburger.de
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