Print-Zukunftsmodelle müssen sich bei Briten bewähren

Mit der Ankündigung, die Londoner Times und das dazugehörige Sonntagsblatt bald nur noch kostenpflichtig im Internet anzubieten, hat der Medienkonzern News Corp. die Diskussion um die Zukunft der Zeitungen neu angestachelt. Nur wenige Tage später schlägt die schottische Zeitung The Southern Reporter denselben Weg ein.

Nicht nur bei der Auflage würden die beiden Publikationen Welten trennen, doch zeigten beide Ankündigungen, dass Großbritannien so etwas wie ein Testgebiet für die Zukunft der Printmedien sei, berichtet die New York Times. Noch sei nicht entschieden, ob und auf welchem Weg sich Zeitungen in der digitalen Ära behaupten könnten.

Unklar sei, ob man genügend Leser überzeugen kann, für Online-Content zu bezahlen, um die Verluste bei Print-Werbung und Auflage auszugleichen oder ob es sinnvoller sei, Web-Content weiterhin gratis zur Verfügung zu stellen und auf steigende Einnahmen aus Online-Werbung zu hoffen. Großbritannien entwickle sich in dieser Frage zu einer Art Versuchsgebiet, lässt sich Vanessa Clifford von der Media-Agentur Mindshare zitieren: „Großbritannien liebt immer noch Zeitungen, trotz des Geredes über deren Untergang. Wenn es nicht gelingt, die Briten dazu zu bringen, dafür zu bezahlen, dann wird man es wahrscheinlich nirgendwo schaffen.“

Tatsächlich geht es dem britischen Zeitungsmarkt vergleichsweise gut. Die zehn größten Zeitungen verkaufen gemeinsam 10 Millionen Zeitungen pro Tag. Umgelegt auf die 60 Millionen Einwohner sei das ein hoher Prozentsatz und liege deutlich über den Werten von Frankreich oder Italien. Außerdem sei die Bedeutung von Exklusivmeldungen in Zeitungen, sogenannten Scoops, nach wie vor sehr groß. Nichtsdestotrotz haben auch in Großbritannien der Start ins digitale Zeitalter und nicht zuletzt die Wirtschaftskrise ihre Spuren im Zeitungsmarkt hinterlassen. pte

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