PR in Wikipedia? Keine Chance

Mit einem neuen Suchwerkzeug identifiziert die Online-Enzyklopädie Wikipedia „PR-Manipulateure“, also Urheber anonymer Textänderungen, und stellt sie an den Pranger. Wer nicht ins Kreuzfeuer öffentlicher Medienschelte geraten will, sollte sich gut überlegen, ob und wie er für ihn relevante Seiten „richtig stellen“ will.

Schon wenige Tage nach der Freischaltung der neuen Suchmaschine „WikiScanner“ stellten unter anderem die Online-Ausgaben von Spiegel und Focus diverse „PR-Manipulationen“ von MLP, Dell, Ebay und BMW ebenso detailliert an den Pranger, wie unlautere Meinungsmache aus den IT-Netzwerken von CSU und SPD.

Der Grund: Der WikiScanner macht transparent, wer wie an welchem Artikel mitgewirkt hat und ordnet die Änderungen nicht angemeldeter Benutzer unter über deren IP-Adresse den Netzwerken von Unternehmen und Organisationen zu. Damit identifiziert er zwar nicht den konkreten Autor, er ermittelt jedoch in Sekundenschnelle, aus welchem Unternehmen Mitarbeiter welche Änderungen an welchen Artikeln vornehmen oder welche Seiten sie aus einem bestimmten Netzwerk regelmäßig bearbeiten.

Die von Spiegel und Focus befragten Unternehmenssprecher gaben unisono an, die ihren Firmen angelasteten „PR-Manipulationen“ seien nicht im Auftrag der Unternehmensleitung oder -kommunikation erfolgt. Um den Wildwuchs und Imageschaden zu unterbinden, haben bereits einige US-Firmen und das australische Verteidigungsministerium bei Wikipedia den Schreibzugang für ihre Mitarbeiter gesperrt. Der WikiScanner für die englischsprachigen Seiten war schon Mitte August freigeschaltet worden.

Wer bei Wikipedia kommunikativ aktiv wird, sollte vor allem darauf achten, dass seine Beiträge (und die sämtlicher Mitarbeiter des Unternehmens) zumindest denselben Anforderungen an Sachlichkeit und Neutralität genügen, die für jede professionelle Pressemeldung gelten, raten die Administratoren (registrierte Autoren, die von Wikipedia mit Administratorenrechten ausgestattet wurden). Kritische Anmerkungen anderer Autoren gelte es dagegen schlicht zu akzeptieren – zumindest, solange diese im Rahmen blieben und der „Wikiquette“ für Sachlichkeit und Neutralität genügen.

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