Otto testet Live-Shopping mit eigener Show

Otto probiert sich im Mobile Video Commerce: Mit einer eigenen Live-Shopping-Show testet das Hamburger Unternehmen in den kommenden Wochen, wie der vor allem in China beliebte Trend bei den deutschen Verbraucherinnen und Verbrauchern ankommt.
Live-Shopping bei Otto: 32.000 Zuschauer und eine durchschnittliche View-Time von sechs Minuten. (© Otto)

Das Prinzip Live-Shopping ist längst auch ins Internetzeitalter und aufs Smartphone übertragen worden – und es hat sich zumindest in China zum Milliardenmarkt entwickelt. Das Marktforschungsinstitut Coresight Research prognostiziert dem digitalen Verkaufskanal in der Volksrepublik für das Jahr 2021 einen Gesamtumsatz von 300 Milliarden Dollar.

Wann erreicht der Boom den europäischen und den deutschen Markt?

Mode- und Beauty-Marken setzen auf Live-Shopping

Mitte dieses Jahres hatte eine Studie von Arvato Supply Chain Solutions 90 Marken aus dem Mode- und Beauty-Sektor zum Thema Live-Shopping in den Blick genommen. Für diese Marken bot sich während der Ladenschließungen im Lockdown durch Live-Shopping die Möglichkeit, neben reinem Online-Shopping auch das gewohnte Einkaufserlebnis nachzustellen.

Bereits Mitte 2020 starteten 21 Prozent der untersuchten Marken mit dem neuen Verkaufskanal. Mittlerweile haben mehr als ein Drittel der Marken (36 Prozent) mindestens ein Live-Shopping-Event auf die Beine gestellt. Im Beauty-Bereich waren es 43 Prozent, im Fashion-Sektor 31 Prozent.

Otto wittert Revolution

Auch Otto geht davon aus, dass Live-Shopping das Potenzial hat, „das Einkaufsverhalten zu revolutionieren – auch in Deutschland“. Zu Testzwecken hat das Handelsunternehmen deshalb nun eine eigene Live-Shopping-Show ins Leben gerufen.

Das neue Format besteht aus 20-minütigen Videos im Hochformat, die online auf Otto.de und in der Otto-App ausgespielt werden. Kundinnen und Kunden werden via Push-Benachrichtigung über das anstehende Ereignis informiert, Zuschauerinnen und Zuschauer können während des Live-Streams Fragen über einen Chat stellen. Die präsentierten Artikel werden unter dem Video über Produktkacheln eingebunden und können per Klick direkt in den Warenkorb gelegt werden.

Sechs Minuten View-Time in der ersten Show

Die gemeinsam mit der Agentur Oddity konzipierte Otto-Show konzentriert sich zunächst auf Artikel aus dem „Home & Living“-Bereich. Den Auftakt der Live-Streaming-Reihe machte Ottos nachhaltige Eigenmarke Otto Products bereits am 6. Oktober. Das Ergebnis: über 32.000 Zuschauerinnen und Zuschauer (live und im Nachgang) mit einer durchschnittlichen View-Time von sechs Minuten. „Diese Zahl zu halten, wird eine große Herausforderung“, sagt Merja Saranpää, Senior Projektleiterin bei Otto, zum erfolgreichen Start des neuen Formats.

Bei der zweiten Show am 10. November liegt der Fokus auf der Eigenmarke Leonique. Ab 19 Uhr führen Moderatorin Jenny Augusta – unter anderem bekannt aus den Pro-Sieben-Formaten „Red!“ und „Taff“ – und Interior-Influencerin Safa 20 Minuten durch das ausgewählte Produktsortiment, unterstützen beim Einrichten und beantworten live Fragen der Zuschauenden.

Otto will seine ersten Schritte im Live-Shopping noch bis Ende des Jahres testen. „Die Testphase wird zeigen, welche Themen am besten funktionieren, zu welchen Zeiten wir unseren Kund*innen mit den Shows besonders gut erreichen und vor allem: wie die neue Idee angenommen wird“, sagt Otto-Managerin Saranpää.

Auch Tchibo testet Live-Shopping

Bereits im März dieses Jahres hatte das ebenfalls in Hamburg ansässige Handelsunternehmen Tchibo ein Pilotprojekt im Live-Shopping gestartet. Dabei handelt es sich um eine Shopping-Show für das Smartphone, bei der Kunden aktiv mitgestalten können – und dabei auf Tchibo-Mitarbeiter treffen.

Anders als bei klassischen Verkaufssendern präsentieren bei „Tchibo live“ keine Leinwandprofis oder Influencer die Produkte. Stattdessen stehen Tchibo-Mitarbeiter selbst vor der Kamera. „Schließlich kennt keiner die Produkte besser als sie“, lautete der Ansatz des Konzerns.

„Tchibo Live“ ermögliche dem Konzern „auch in Zeiten von Corona, mit unseren Kund*innen in engem Austausch zu bleiben“, sagte Sebastian Peuser, Director Online Vertrieb von Tchibo. Auf die ersten Shows habe das Unternehmen „sehr positive Resonanz und ausführliches Feedback bekommen“.

(he, Jahrgang 1987) – Waschechter Insulaner, seit 2007 Wahl-Hamburger. Studierte Medien- und Kommunikationswissenschaften und pendelte zehn Jahre als Redakteur zwischen Formel-1-Rennstrecke und Vierschanzentournee. Passion: Sportbusiness. Mit nachhaltiger Leidenschaft rund um die Kreislaufwirtschaft und ohne Scheuklappen: Print, live, digital.