„ÖkoGlobes“ für Autohersteller und Zulieferer

Für ihre Innovationen zur nachhaltigen Mobilität wurden fünf Autobauer sowie vier Mobilitätsdienstleister und Zulieferunternehmen mit dem „ÖkoGlobe 2011“ ausgezeichnet. Preisträger des internationalen Umweltpreises, vergeben von den DEVK Versicherungen und dem Automobil-Club Verkehr (ACV) in Zusammenarbeit mit dem ÖkoGlobe-Institut der Universität Duisburg-Essen, sind Daimler, BMW, Ford, Opel, Peugeot, Evonik sowie Continental, Airberlin und Verbio. Erstmals vergeben wurde die grüne Zitrone. Den Anti-Preis verdiente sich Audi für sein Konzeptfahrzeug A1 Clubsport Quattro.
ZKM Karlsruhe

78 Vorschläge waren in neun Kategorien eingegangen – als Themen dominierten diesmal Elektromobilität und Leichtbau. „Nur wer Positives und Negatives nennt, ist glaubwürdig“, betont der Aktionskünstler und ÖkoGlobe-Gründer HA Schult. „Während die ÖkoGlobes für große Anstrengungen bei Nachhaltigkeits-Innovationen stehen, weist die grüne Zitrone auf falsche Entwicklungen hin“, ergänzt der Jury-Vorsitzende Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer. Die Jury ehrte zudem Unternehmerin Maria-Elisabeth Schaeffler als Persönlichkeit des Jahres.

Die Preisträger im Einzelnen: BMW ist der erste Autobauer weltweit, der eine Karbon-Karosserie in Serie produziert: Mit seinen im Jahr 2013 in Serie gehenden Fahrzeugen BMW i3 und BMW i8 verbindet der Konzern auf ideale Weise Elektroantrieb mit Leichtbau. Die ÖkoGlobe-Jury ist überzeugt: Mit Karbon, das sich durch extrem hohe Festigkeit und niedriges Gewicht auszeichnet, wird eine neue Ära des Leichtbaus eingeleitet. Zudem sei der Serieneinsatz ein großer Fortschritt für die Autoindustrie. – Opel erhielt bereits vor vier Jahren einen ÖkoGlobe, damals für sein Konzeptfahrzeug Flextreme. Jetzt geht das Modell als Opel Ampera in Serie und leistet so einen wichtigen Beitrag für die Elektromobilität. Dafür gibt es von der Jury die Trophäe für die nachhaltigste Serieninnovation. Die doppelte Auszeichnung zeige, betont Dudenhöffer, wie hoch die Jury die Bedeutung des Range-Extender-Konzepts einschätze. Mit dieser neuen Technologie kann der Ampera, der im November in Deutschland auf den Markt kommt, gut 60 Kilometer rein elektrisch fahren. Geht der Strom der Lithium-Ionen Batterie zu Ende, schaltet sich automatisch ein Benzinmotor ein.

Der französische Autohersteller Peugeot kombiniert in seinem Fahrzeug 3008 HYbrid4 einen Diesel- mit einem Elektromotor. Ein Novum in der Branche. Die Innovationsfreude des Konzern war der Jury einen ÖkoGlobe Wert. – Eine der Auszeichnungen bekam auch Ford für den Transit Connect electric. Mit dem Großserienstart des Fahrzeuges ist Ford der erste große Hersteller, der ein rein elektrisch angetriebenes, leichtes Nutzfahrzeug anbietet. Die ersten Fahrzeuge leisten bereits im Cityverkehr „saubere“ Dienste. – Asien, Südamerika und Ost-Europa bauen in hoher Geschwindigkeit ihre Wirtschaft aus und produzieren damit auch erheblich mehr an klimaschädlichem Kohlendioxid. Deshalb ist es wichtig, die großen Wachstumsregionen der Erde an Umweltinnovationen teilhaben zu lassen. Hier knüpft Daimler mit seinem Engagement beim Bus Rapid Transit an. Das System ist eine intelligente Alternative zum Individualverkehr in Großstädten und erlaubt es, ohne große Infrastrukturinvestitionen den Mobilitätsbedarf in Entwicklungsländern zu decken. Was es zudem nutzerfreundlich und attraktiv macht: Moderne Omnibusse fahren mit hohen Takt- und kurzen Fahrtzeiten feste Routen ab.

Dass Chemieunternehmen Konzeptfahrzeuge bauen, ist ungewöhnlich. Der Spezialchemie-Konzern Evonik ist bereits gemeinsam mit der Daimler AG im Joint Venture Li-Tec dabei, Lithium-Ionen-Batterien für Elektroautos herzustellen. Evonik geht es dabei einerseits um neueste Batterietechnologie, zum anderen um Leichtbauwerkstoffe. Beides wurde in dem unkonventionellen Konzeptfahrzeug Wind Explorer getestet. Mit dem Elektrofahrzeug wurde in Australien eine Strecke von 4 900 km zurückgelegt. Hierbei lagen die Stromkosten bei gerade einmal zehn Euro. Die Batterie ist in der Lage, die mit dem „On-Board“-Windrad gewonnene Energie zu speichern. Zusätzlich wurde Windkraft durch einen Kite genutzt. – „Die heimlichen Helden hinter unseren Autos sind die Zulieferer“, erklärt Dudenhöffer. Diese hochinnovative Branche spiele eine Schlüsselrolle, wenn es um energiesparende Antriebe und die Reduktion des Klimakillers Kohlendioxid geht. So erhält die Continental AG den ÖkoGlobe für das Software-Konzept eHorizon und das aktive Gaspedal Accelerator Force Feedback Pedal (AFFP). Mit eHorizon lassen sich Navigationsdaten zur Steuerung weiterer Fahrzeugsysteme nutzen. Das trägt dazu bei, dass Fahrzeuge weniger Treibstoff benötigen.

Erstmals beteiligte sich auch die Luftfahrtindustrie am ÖkoGlobe. Ausgezeichnet wurde Airberlin für sein Programm „ökoeffizientes Fliegen“, das unter anderem eine verbesserte Routenplanung, ein papierloses Cockpit und die Drosselung der Geschwindigkeit umfasst. Die Jury überzeugte der ganzheitliche Ansatz, wie DEVK-Vorstand und Jurymitglied Engelbert Faßbender unterstreicht: „Das Unternehmen hat die Verantwortung erkannt und ein sinnvolles Programm entwickelt. Die Resultate zeigen, wie mit relativ einfachen Maßnahmen ein großer Effekt erzielt werden kann.“ – Claus Sauter, Vorstandsvorsitzender der Verbio Vereinigte BioEnergie AG, erhielt den ÖkoGlobe für die Bio-Raffinerie überreicht – weltweit die erste Anlage im industriellen Maßstab. Das mittelständische Unternehmen ist im großen Umfang in den neuen Bundesländern in die Biogasproduktion eingestiegen. Es gewinnt in einem Kreislaufprozess aus reinen Non-Food Materialien Methan. Biogas aus Verbio-Produktion wird mittlerweile in Gastankstellen verkauft.

Auf bedenkliche Entwicklungen macht der ÖkoGlobe mit dem Antipreis aufmerksam. Die Jury vergibt die Grüne Zitrone an Audi für das Konzeptfahrzeug A1 clubsport quattro. Es basiert auf dem Kleinwagen A1, ist jedoch mit einem abgeänderten Turbomotor des Audi RS3 ausgestattet. Denn die schon extremen 340 PS des RS3 waren den Ingolstädtern nicht genug. Sie steigerten den 2,5 Liter Motor sogar auf 503 PS. Den Sprint von 0 auf 100 Stundenkilometer schafft der Kleinwagen in 3,7 Sekunden. Das sind Werte, die allgemein dem Segment der Supersportler vorbehalten sind, und machen im normalen Straßenverkehr nach Auffassung der Jury keinerlei Sinn. Die Jury moniert: „Der übermotorisierte Kleinwagen steht im deutlichen Konflikt mit allen Bestrebungen, die Sicherheit im Straßenverkehr zu verbessern, Leben zu schützen und dem Klimawandel entgegen zu treten. Die Marke Audi, die mit vielen Innovationen zur Verbesserung der Fahrzeugtechnik wichtige Beiträge in der Automobilindustrie geleistet hat, fährt hier in die falsche Richtung.“

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