Nicht nur in der Werbung begehrt

absatzwirtschaft-Online traf Wladimir Klitschko direkt in der Ausstellung "Prominente in der Werbung" im Haus der Geschichte in Bonn.

Der wahre Kampf findet mittlerweile längst außerhalb des Rings statt: Wo Wladimir Klitschko auftaucht, ziehen die Menschen einen Ring um ihn, aber nicht nur die. Scharen von Journalisten und Reportern von der schreibenden Zunft, Hörfunk oder den Sendeanstalten belagern den Ausnahme-Boxer, obwohl er ins Haus der Geschichte nur gekommen ist, um einen Vortrag über seine Dissertation zu halten mit dem Thema „Die pädagogische Kontrolle im System der Vorbereitung junger Sportler“. Es geht um Trainingsmethoden für Nachwuchsboxer. Aber mit dieser Finte kann er keinen der anwesenden Journalisten täuschen. Wenn ein Sportler mit dem Format eines Weltstars kommt, sind die Medien da – bestellt oder unbestellt. Dass Wladimir wie sein Bruder Vitali Weltstars sind, daran besteht kein Zweifel mehr. Bereits 1998 eroberten sie die USA. Längst verkehren Sie mit den Reichen und Schönen in aller Welt wie John Travolta, John Bon Jovi, Mariah Carey oder Boris Becker.

Weltstar mit Qualitäten
Natürlich gibt sich Dr. Wladimir Klitschko auch in der Ausstellung „Prominente in der Werbung“ kurz die Ehre und besucht die eigenen Exponate. Auch hier immer wieder das gleiche Bild. Ein Tross von Journalisten begleitet ihn, „normale“ Menschen dürfen erst gar nicht in die Ausstellung oder werden mühsam von Ordnern hinter einer weichenden Demarkationslinie gehalten. Später beantwortet der Boxer, von dem in seiner Kindheit viele meinten, dass er einmal ein Philosoph werden würde, der sich in seiner Hauptbeschäftigung in die Einsamkeit flüchten würde, um nachzudenken, geduldig alle Fragen. Ausdauer oder besser Kondition hat er. Aggressivität oder Tiefschläge – Fehlanzeige. Fast wie ein routinierter Diplomat wirkt der 1,98-Hüne als er mit absatzwirtschaft-Online über sein Verhältnis zur Werbung und seinen Werbepartnern spricht. Zu jeder Frage gibt es eine Antwort. Man hat das Gefühl, unfreundlich, kurz angebunden oder gar abweisend kann Wladimir Klitschko gar nicht sein.

Werbepartner sind von Klitschko-Brüdern überzeugt
Welche und wie viele Werbeverträge er derzeit habe? Nein, das könne er so spontan gar nicht sagen. Es sind einfach zu viele und jüngst kam auch noch Hugo Boss hinzu. Daneben ist er mit seinem Bruder in Kampagnen für American Express aktiv und seine Boxer-Hose zieren Spalt-, Spinnrad- oder BMW-Aufnäher. Dabei legt er Wert darauf, dass man von Werbepartnern spricht und nicht von Sponsoren. Das Wort mag er nicht. Er ist, wie im Boxkampf, gerne auf gleicher Augenhöhe mit seinem Gegenüber, oder besser noch höher. Dabei muss auch er in der Vermarktung trotz besten Images immer wieder gegen den schlechten Ruf des Boxsports ankämpfen. Doch letztlich überzeugt er sowie sein Bruder durch seine Persönlichkeit, wie er betont. Werbetreibende wissen das zu schätzen, dass die beiden gebürtigen Ukrainer nicht dem typischen Boxerklischee entsprechen und spannen die beiden entsprechend gerne ein. Vielmehr stehen sie für Integrität, Glaubwürdigkeit und Seriosität, übrigens eine Eigenschaft, die bisher gerade im Boxsport häufig auf der Strecke geblieben ist und für die die Klitschko-Brüder wie derzeit kein dritter amtierender Boxer stehen. Deshalb wundert es nicht, dass Max Schmeling zu den Vorbildern der beiden gehört. Auch er zeichnete sich durch Seriosität aus und wurde gerne in der Werbung eingesetzt.

Macht der Promi die Werbung erfolgreich?
Dabei stellt sich immer wieder die Frage: Wer nutzt wem? Der Promi dem Produkt oder die Werbung dem Promi? Es ist eine Wechselbeziehung wie Wladimir meint, ein Geben und Nehmen. Apropos Nehmen: Bereits für das Jahr 2000 schätzten Experten die Werbeeinnahmen der Klitschko-Brüder auf zehn Millionen Mark. Damals starteten die beiden so richtig durch. Heute auf dem vorläufigen Höhepunkt ihrer Karriere werden die Einnahmen um einiges höher liegen.
Dafür fühlt sich Wladimir aber auch für den Erfolg einer Werbekampagne mit verantwortlich. Klitschko wörtlich:“ Wenn der Werbetreibende Erfolg hat, heißt das, dass ich auch Erfolg habe. Wenn der Werbepartner keinen Erfolg hat, heißt das, ich war schlapp.“ Bisher waren beide aber keineswegs „schlapp“. Weder im Ring noch in der Eigen-Vermarktung. Bessere – und größere – lebende Werbeflächen kann Hugo Boss beispielsweise mit den beiden seriösen Anzugträgern kaum haben.

Der Promi mit Vorbildfunktion
Wladimir Klitschko macht aber nicht nur Werbung für Unternehmen und Produkte. Er sieht sich auch in der Pflicht, als Vorbild zu fungieren. So habe Klitschko einmal Werbung für den Grünen Punkt gemacht. Aber auch Ausnahmesportler sind nur Menschen. Zu Hause vor die Entscheidung gestellt, wie er seine alten Batterien am besten entsorgen solle, musste er sich zunächst an sein eigenes Engagement erinnern, bevor er sich dann dazu durchrang die Alt-Batterien fachgerecht zu entsorgen: “ Ehrlich gesagt, wenn ich zu Hause bin und ich habe diese Batterie, die ich nicht mehr brauche, überlege ich schon, soll ich sie jetzt in Restmüll schmeißen.“ Aber über die Bequemlichkeit siegt dann doch das Engagement für die Umwelt und die Batterien landen letztlich bei den vorgesehenen Sammelstellen.

Einfluss auf die Werbung
Damit die Werbekampagne ein Erfolg wird, werfen die beiden aber nicht nur ihre Person – mit oder ohne Vorbildcharakter – in die Waagschale, wie der kleine Klitschko im Gespräch mit absatzwirtschaft-Online bekennt. Auch bei der Gestaltung von Anzeigen oder Spots wirken sie mit. „Vitali oder ich würden keine Sachen machen, für die wir nicht stehen können“, sagt der amtierende Weltmeister im Schwergewicht und unterstreicht noch einmal: „Da besprechen wir alles“. Also kein Risiko. Den Hebel für die Steuerung der eigenen Marke geben sie nicht aus der Hand. Zu schnell kann was schief gehen. Dabei verlassen sich die promovierten Brüder aber nicht nur auf den eigenen Verstand. Seit August 2001 haben sie den Hamburger Vermarkter Ufasports ins Boot geholt, der das Geschäft für die beiden professionell managen soll, während sich beide auf ihre eigentliche Aufgabe vorbereiten können, nämlich boxen. Denn von Zeit zu Zeit steigen die Klitschkos – in der Regel noch drei Mal im Jahr – in den Ring und dann zeigen sie alles das, was man im täglichen Umgang mit ihnen, zur Freude der Werbepartner, vermisst: Aggressivität, Taktieren und Schläge bis zur Bewusstlosigkeit. Im Ring gibt es dann keine Partner mehr – nur noch Gegner.

www.klitschko.com


Autor: Christian Thunig
eingestellt am 19. Februar 2002

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