Mehrheit der Deutschen lehnt mobile Zahlungsmethoden ab

Bezahlen per Smartphone ist komfortabel und unkompliziert. Mehr und mehr Unternehmen, darunter auch Supermärkte, erkennen mobile Bezahlmethoden als Kundenbindungsfaktor. Noch haben die Vorzüge des Bezahlens per Handy allerdings kaum Einfluss auf die Bezahlgewohnheiten der Deutschen. Die Mehrheit bevorzugt es nach wie vor, Münzen und Scheine sowie – bei größeren Einkäufen – die Girokarte über die Ladentheke zu reichen.
Die Verbraucher sind weiter zu größeren Einkäufen bereit und erwarten steigende Einkommen.

Zu diesem Ergebnis kommt eine globale Umfrage zu Spar- und Investmentstrategien von Nielsen, Anbieter von Informationen und Erkenntnissen zum Medien- und Konsumverhalten von Verbrauchern. Demnach würden 55 Prozent der Deutschen in einem Geschäft nicht mit ihrem Smartphone oder Tablet zahlen, selbst wenn der Vorgang sicher sei. Lediglich 26 Prozent der Befragten können sich vorstellen, ihr Smartphone für diese Zwecke zu nutzen. Noch zurückhaltender bei neuartigen Bezahlsystemen als die Deutschen sind nur die Franzosen. Von ihnen lehnen es sogar 62 Prozent ab, mit ihrem Smartphone oder Tablet zu bezahlen.

Zahlreiche Programme verschiedener Hersteller

Dabei ist der Vorgang an sich denkbar einfach. Der Nutzer wählt aus der Fülle der Anbieter ein Bezahlsystem aus, installiert dieses auf seinem Smartphone und hinterlegt seine persönlichen Kontodaten. Statt Bargeld zückt der Käufer dann sein Handy an der Kasse. Ingo Schier, Geschäftsführer von Nielsen Deutschland, sieht in den neuen Bezahlsystemen großes Potenzial für die Zukunft, kann jedoch die Zurückhaltung der Deutschen verstehen: „Obwohl die Software leicht zu bedienen ist, ist es nicht einfach, in der Fülle der Programme verschiedener Hersteller die passende App auszuwählen. Die Nutzer müssen entscheiden, wem sie ihre Kontodaten anvertrauen und zudem wissen, ob das Programm mit den eingesetzten Systemen der Händler, bei denen sie einkaufen, kompatibel ist.“ Den innovativen Bezahlmethoden gegenüber aufgeschlossener als die Deutschen sind beispielsweise die Bewohner der Türkei: 62 Prozent befürworten diese, nur 18 Prozent sind skeptisch.

Anpassung der Zahlungsgewohnheiten an technische Entwicklungen erwartet

Auch wenn Tablets und Smartphones in Deutschland noch nicht verstärkt zum Bezahlen eingesetzt werden – die Verbreitung dieser Geräte nimmt in Deutschland und weltweit rasant zu. Aus einer weiteren Studie von Nielsen geht hervor, dass bereits im vergangenen Jahr fast zwei Drittel aller Handybesitzer ein Smartphone nutzten. Die rapide Verbreitung von Smartphones und Tablets lässt erwarten, dass sich die Akzeptanz mobiler Bezahlmethoden in Zukunft deutlich erhöhen wird.

Doch woran liegt es, dass derzeit die Zahlungsbereitschaft mit mobilen Anwendungen im Vergleich zu anderen Ländern in Deutschland so gering ist? „Die Skepsis rührt aus der Angst vor Datenmissbrauch her“, sagt Schier. Es müsse noch mehr Aufklärung über die Sicherheit der Systeme erfolgen, um das Zahlungsverhalten zu beeinflussen. Hinzu komme, dass es kein standardisiertes Bezahlsystem gibt: „Banken, Kreditkarteninstitute und Telekommunikationsanbieter offerieren Lösungen, die jedoch nicht universell einsetzbar sind. Dies erschwert einerseits die Etablierung von Mobile Payment im Handel und beeinträchtigt andererseits die Akzeptanz der Verbraucher. Eine einheitliche Lösung würde sicher dazu beitragen, die Bedenken der Deutschen auszuräumen.“

In Deutschland ist nur Bares Wahres

Deutschland gehört seit jeher zu den Ländern mit der geringsten Bereitschaft, Kreditkarten zu nutzen. Im internationalen Trend hingegen nimmt die Option der Kreditkartenzahlung stetig zu. Weltweit greift jeder Zweite beim Bezahlen bevorzugt zur Kreditkarte. Dadurch hat sich der Wettbewerb auf dem Kreditkartenmarkt verschärft. Um Kunden für sich zu gewinnen, bieten Kreditkartenaussteller verstärkt Bonussysteme wie beispielsweise Payback-Punkte, Bonus-Meilen oder Käuferschutz bei Kreditkartenzahlung. Aber selbst diese Anreize veranlassen die Deutschen nicht dazu, auf das Plastikgeld zu setzen, 37 Prozent geben an, keine Kreditkarte als Bezahlungsmittel zu besitzen. Damit ist Deutschland Spitzenreiter im europäischen Vergleich. Vor dem Hintergrund dieser Zahlen überrascht es die Nielsen-Analysten nicht, dass viele Deutsche den mobilen Zahlungsmethoden ebenfalls noch skeptisch gegenüber stehen.

(Nielsen/asc)