Marktforschungsorganisationen lehnen „Do-not-Track-Standards“ ab

Schon seit Langem fordern Datenschützer verbindliche Regelungen zum Schutz vor Online-Tracking von Internetnutzern im Web. Ende 2011 hat eine Arbeitsgruppe des World Wide Web Consortium (W3C) zwei Entwürfe mit „Do-Not-Track-Standards“ verfasst, an denen Adobe Systems, Apple, Deutsche Telekom, Facebook, Google, IBM, Nielsen und Yahoo! mit gearbeitet haben. Laut W3C geht es darum, eine Balance zwischen den Bedenken von Nutzern im Hinblick auf ihre Privatsphäre und den Bedürfnissen von Werbetreibenden im Netz zu finden.

Von Sandra Fösken

Viele Nutzer stören sich an der Beobachtung ihres Onlineverhaltens, andere haben Angst vor Missbrauch und wollen das Sammeln ihrer Daten weitestgehend verhindern. Die „Do-Not-Track-Standards“ sollen den Internetnutzern nun einen besseren Schutz ihrer Privatsphäre ermöglichen. Standpunkt der Arbeitsgruppe ist, dass die User künftig selbst darüber entscheiden sollen, was mit ihren Daten geschieht.

Der erste Entwurf mit dem Titel „Tracking Preference Expression (DNT)“ definiert daher die technischen Mechanismen, mit denen die Wünsche der Internetnutzer beim seitenübergreifenden Tracking erfasst werden können. Zudem sollen Webseitenbetreiber auch aufzeigen können, ob sie diese Präferenzen respektieren.
Der zweite Entwurf mit dem Titel „Tracking Compliance and Scope Specification“ definiert, was eine „Do Not Track“-Einstellung bedeutet. Zudem beschreibt das Papier, was Website-Betreiber zu tun haben, um den Standard zu erfüllen. Das W3C geht davon aus, dass beide Standards bis Mitte 2012 verabschiedet werden.

In einem gemeinsamen Schreiben an die W3C fordern der Marktforschungsverband Esomar und die amerikanische Marktforschungsorganisation Casro verbindliche Ausnahmeregelungen für die Marktforschung. Die Organisationen postulieren, dass Website Analytics und Tracking-Tätigkeiten von Forschungseinrichtungen, die legitime Forschungszwecke verfolgen, explizit von den „Do-Not-Track-Mechanismen“ ausgenommen und auf Online Behavioral Advertising-Zwecke begrenzt werden sollten.

Bestimmte Tracking-Methoden seien für die Qualitätssicherung in der Marktforschung unerlässlich. Esomar verweist auf eine Untersuchung über das Ausmaß von Tracking-Techniken in der Marktforschungsbranche. Tracking und Cookies in der Forschung werden zur Überprüfung und Authentifizierung von Panels und Panelteilnehmern sowie zur Qualitätskontrolle und Rekrutierung von Teilnehmern eingesetzt. Zudem machen sie darauf aufmerksam, dass sich viele Teilnehmer von Online-Panels explizit mit der Protokollierung ihres Internetverhaltens einverstanden erklärt haben. Bereits heute wird unerwünschtes Tracking schon dadurch verhindert, wenn Filterlisten in Browsern auch Marktforschungsinstitute blocken.

Quelle: Context

www.contextonline.de

www.w3.org,
www.esomar.org,
www.casro.org