Konjunktur im Herbst: Privater Konsum muss entscheidenden Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung leisten

Das Konsumklima fällt zum Herbst. Das sieht der CreditPlus Verbraucherindex und die GfK-Konsumklimastudie ähnlich. Viele Anschaffungen werden in den Sommermonaten getätigt, danach müssen viele Haushalte erst einmal kürzer treten. Die GfK spricht von einer "Abschwächung der Konsumstimmung".

Die Kaufkraft und Konsumneigung gehen zurzeit zurück. Doch der Anteil der Optimisten bleibt stabil. Der CreditPlus Verbraucherindex verliert 1,1 Punkte und fällt auf einen Wert von 98,9 Punkten. Die im Herbst übliche Eintrübung des Konsumklimas ist damit geringer als im Vorjahr: 2015 sank der Index deutlich stärker, bis auf 97,5 Punkte. Entsprechend sehen die Deutschen weiter positiv in die Zukunft. Drei von vier Befragten rechnen in den kommenden Monaten mit einer positiven Entwicklung ihres Lebensstandards. Der Index untersucht jeweils im Frühjahr und Herbst das Konsumverhalten in Deutschland.

Gegenüber der Frühjahrsbefragung ist das Anschaffungspotenzial aber um einen Prozentpunkt zurückgegangen: Nur 66 Prozent der Haushalte verfügen über Rücklagen von mehr als 625 Euro für unerwartete Ausgaben. Dies sei jedoch eine normale Entwicklung, sagt Jan W. Wagner, Vorstandsvorsitzender der CreditPlus Bank: „Viele Anschaffungen werden in den Sommermonaten getätigt, danach müssen viele Haushalte erst einmal kürzer treten.“ Entscheidend sei der Vergleich zum Vorjahreswert: Vergangenes Jahr verfügten nur 63 Prozent noch über ein entsprechendes Ausgabepotenzial. Stabil bei elf Prozent bleibt der Anteil derer, die keinerlei Rücklagen haben. Mit einer Steigerung ihres Lebensstandards rechnen 74 Prozent nach 73 im Vorjahr.

Relativ stabil bleibt die Nachfrage nach saisonunabhängigen Waren: Möbel verzeichnen im Vergleich zum Frühjahr einen geringen Rückgang von 38 auf 34 Prozent, Elektrogeräte im Wert von mehr als 500 Euro fallen gegenüber dem Frühjahr um zwei Prozentpunkte auf 26 Prozent.

Mit dem etwas vorsichtigeren Blick in die Zukunft sinkt auch die Bereitschaft zu größeren Ausgaben. Nur noch 75 Prozent der Familien mit zwei oder mehr Kindern geben an, dass sie Lust zum Geldausgeben hätten. Im Frühjahr waren es noch 79 Prozent. Wie bereits in den vorhergehenden Befragungen haben Rentner die geringste Lust, Geld auszugeben. Je jünger, desto positiver sind die Zukunftserwartungen: Mehr als 80 Prozent der Befragten bis 35 Jahre rechnen mit einer Verbesserung von Haushaltseinkommen und Lebensstandard. Entsprechend zeigt diese Gruppe die größte Investitionsbereitschaft: 80 Prozent von ihnen haben Lust, Geld für Anschaffungen auszugeben. In der Altersgruppe ab 55 sind es hingegen nur 55 Prozent. Dieser Unterschied ist insbesondere deshalb bemerkenswert, weil sich die finanziellen Rücklagen recht gleichmäßig verteilen: In allen Altersgruppen verfügen 62 bis 66 Prozent der Befragten über Rücklagen von mehr als 625 Euro. Lediglich die 22- bis 34-Jährigen haben häufiger etwas angespart. In ihrer Gruppe liegt der Wert bei 72 Prozent.

Bemerkenswert ist die Betrachtung nach Bildungsabschlüssen: Die Hochschulabsolventen haben zwar am häufigsten die finanziellen Möglichkeiten für Anschaffungen, aber am seltensten Lust, größere Ausgaben zu tätigen.

GfK-Konsumklimastudie für Deutschland

Auch die GfK-Konsumklimastudie hat sich das Klima im Verbraucherland angesehen. Laut ihrer Studie hat sich die Stimmung der Verbraucher im Oktober uneinheitlich entwickelt. Während die Konjunkturaussichten nach drei Rückgängen in Folge wieder zulegen, müssen sowohl die Einkommenserwartung als auch die Anschaffungsneigung Einbußen hinnehmen. Der Gesamtindikator Konsumklima prognostiziert für November 9,7 Punkte nach 10,0 Zählern im Oktober. Damit hat der Indikator zum ersten Mal seit Juni 2016 wieder die 10-Punkte-Marke unterschritten.

Das regelmäßige Auf und Ab der Einkommenserwartung, dass seit November vergangenen Jahres zu beobachten war, ist im Oktober 2016 – zumindest vorerst – zum Stillstand gekommen. Der Indikator muss zum zweiten Mal in Folge Einbußen hinnehmen. Durch das Minus von 7,8 Punkten rutscht er mit aktuell 44,8 Zählern deutlich unter die 50-Punkte-Marke. Dies ist der niedrigste Wert seit November 2015, als 44,4 Punkte gemessen wurden.

Trotz des Rückganges ist der Einkommensoptimismus nach wie vor sehr ausgeprägt. Allerdings gehen die Verbraucher davon aus, dass die preisdämpfenden Effekte niedriger Ölpreise, die die Inflationsrate bislang nahe 0 Prozent verharren ließen, nun auslaufen. Damit schwinden auch die realen Einkommensgewinne für die privaten Haushalte durch niedrige Energiepreise. Der Rückgang der Einkommenserwartung ist offenbar auch ein Grund dafür, dass die Anschaffungsneigung – ebenfalls zum zweiten Mal in Folge – Einbußen hinnehmen muss. Mit einem Minus von 3,4 Punkten fallen die Verluste jedoch moderat aus. Der Indikator rutscht mit 49,9 Zählern ganz knapp unter die 50-Punkte-Marke. Ein niedrigerer Wert wurde zuletzt im Dezember 2015 mit 49,0 Zählern gemessen.

Vor dem Hintergrund eines überaus stabilen Arbeitsmarktes sowie solider Einkommen sind die Aussichten gut, dass die Binnennachfrage auch künftig ein wichtiger Pfeiler der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland sein wird. Die Bundesregierung geht in ihrer Herbstprognose von Anfang Oktober davon aus, dass die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr geringfügig stärker wachsen wird als noch im Frühjahr vorausgesagt. Die Regierung begründet dies trotz des schwierigen außenwirtschaftlichen Umfelds unter anderem mit dem niedrigen Ölpreis sowie mit den Anstrengungen, die Flüchtlingskrise zu bewältigen. Zudem zeigt sich der Arbeitsmarkt in exzellenter Verfassung, die Einkommen der privaten Haushalte entwickeln sich weiter sehr gut. Folglich hat die Bundesregierung kürzlich ihre Wachstumsprognose für dieses Jahr von 1,7 auf 1,8 Prozent angehoben. Für das kommende Jahr geht sie von einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes von 1,4 Prozent aus.

Diese Abschwächung der Konsumstimmung in Deutschland ist weniger durch die Entwicklung der harten Fakten im Inland, wie Beschäftigung und Einkommen, bedingt, sondern eher eine Folge des schwieriger gewordenen außenwirtschaftlichen Umfeldes. Laut Prognose wird das Weltwirtschaftswachstum weiterhin schwach bleiben. Darüber hinaus dürften die zahlreichen internationalen Krisenherde, die zum Teil auch die Terrorgefahr für Deutschland erhöhen, etwas auf die Stimmung drücken. Dennoch kann man davon ausgehen, dass der private Konsum auch in diesem Jahr einen entscheidenden Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland leisten wird. Nach wie vor geht GfK davon aus, dass die Konsumprognose von etwa 2 Prozent für dieses Jahr erreichbar ist.