Kommunikation beeinflussen heißt, sich beteiligen

Neben Suchmaschinen, mündlichen Empfehlungen und Surftipps per Mail entwickelt sich das Social Bookmarking als Weg zu relevante Inhalten im Web. Soziale Lesezeichen - eine neue Spielmasse für das Marketing im Netz?

Die mit dem Web2.0 einhergehende Veränderung des Nutzerverhaltens im Internet lässt viele Unternehmen, Medien und Verlagshäuser aufhorchen. Während sich früher die Aufmerksamkeit auf einige wenige große Portale konzentrierte, besucht der Nutzer heute eine unendliche Bandbreite und Zahl von Webseiten. Für jedes Spezialthema gibt es eigene Communities, über alles und jeden finden sich (Blog-)Beiträge. Videos und Bilder machen das Web bunt und interaktiv. Damit ändert sich auch das Suchverhalten der aktiven Nutzer.

Klassische Suchmaschinen wie Google & Co. helfen nicht immer weiter. Neben klassischen Mund-zu-Mund-Empfehlungen oder Surftipps per Mail entwickeln sich soziale Lesezeichen seit etwa einem Jahr zu einem neuen Weg, relevante Inhalte zu finden, zu speichern und mit anderen Nutzern zu teilen. Der Vorteil? Nutzer können unabhängig von lokalen Computern überall auf das persönliche Online-Verzeichnis ihrer Lieblingsseiten zugreifen. Jedes Lesezeichen führt Schlagwörter (Tags), die Nutzer leicht wieder finden und die langfristig als Verzeichnisse Suchmaschinen ersetzen. Und der Effekt wird umso besser, je mehr unterschiedliche Menschen ihr Wissen und ihre häufig besuchten Webseiten mit anderen teilen.

Social Bookmarking heißt…

  • Favoriten (Bookmarks) im Web online mit selbst gewählten Schlagwörtern (Tags) abspeichern und an jedem Ort nutzen
  • Bookmarks mit anderen Nutzern teilen
  • Interessante und relevante Webseiten entdecken


Zwei Ursachen beflügeln den Trend des „Social Bookmarking“: Einerseits sind die Möglichkeiten, Lesezeichen (Bookmarks) im Browser (Internet Explorer, Firefox) zu verwalten sehr beschränkt und haben zusätzlich den großen Nachteil, dass Nutzer sie nur an einem Ort abrufen können. Zum anderen wird deutlich: eine rein technische Bewertung von Webseiten nach einem geheim gehaltenen Algorithmus ist nicht immer zielführend. Jeder weiss – Nutzer die beispielsweise „Urlaub Spanien“ suchen, werden fast nur Internet-Reisebüros und kaum Informationen zum Urlaubsland Spanien finden.

Andererseits gibt es Webseiten mit relevantem Inhalt, die Anbieter aber technisch gesehen nicht optimal für Suchmaschinen programmieren. Auch bei ganz neuen Webseiten braucht es Zeit, in den Index von Google und anderen Suchmaschinen zu gelangen. Social Bookmarking erstellt ein Ranking nach der tatsächlichen Popularität: Es listet die Webseiten in den Suchergebnissen um so höher, je mehr Nutzer diese speichen. Und je mehr Leute mitmachen, desto mehr wird Social Bookmarking zur alternativen Suchform.

Wer nutzt Social Bookmarking und wofür eignet es sich? Social Bookmarks sind praktisch, sobald Nutzer viel recherchieren, nach neuen Produkten suchen oder sich einfach nur unterhalten oder informieren. Am Beispiel des Portals Mister Wong (www.mister-wong.de), Marktführer im deutschsprachigen Raum und mit unter den Top75 der meistbesuchten Webseiten Deutschlands, lassen sich Nutzungsformen feststellen:

privat: Studium, Recherchen, Unterhaltung, Wissensspeicher, Organisationswerkzeug
beruflich: Projekte, internes Wissensmanagement, Arbeitsorganisation.
Unternehmen: Kommunikation, Marketing und PR

Beispiel: Portal „Mr. Wong“

Mister Wong ist ein offenes kostenlos nutzbares Portal für alle Internet-Nutzer. Die Nutzerschaft bestand zum Start des Portals Mister Wong aus Early-Adoptern, Trendsettern sowie aktiven Web2.0-Nutzern und Bloggern. Mittlerweile ist das Spektrum der Nutzerschaft sehr breit geworden.

Wie können Unternehmen hier von Social Bookmarks profitieren?

  • Eigene Accounts zur Kommunikation mit den Zielgruppen (Beispiel: ein Pressesprecher des Unternehmens X bookmarkt unter dem Firmennamen interessante Lesezeichen zu den Themen des Unternehmens)
  • Mister Wong-Buttons auf den eigenen Seiten animieren die Leser zum bookmarken der Firmenwebsite und bringen zusätzliche Besucher (Beispiel: www.photocase.de)
  • Mister Wong-Gruppen für das Unternehmen oder Abteilungen einrichten, in denen Bookmarks für die Arbeit organisiert werden können. Dies ist auch nichtöffentlich möglich
  • Interne Social Bookmarking Systeme einrichten

Warum lohnt es sich Social Bookmarking aktiv zu betreiben oder in Social Bookmarking Portalen zu recherchieren? Unternehmen, die an Social Bookmarking-Portalen aktiv teilnehmen, werden bei attraktiven Zielgruppen sichtbar, die Unternehmen über Corporate Websites nur schwer erreichen. Eine gute Auffindbarkeit der Social Bookmarks in Suchmaschinen generiert zusätzlichen Traffic für die eigenen Seiten. Social Bookmarks können aber auch helfen, neue Trends aufzuspüren. Bei dem Anbieter fon.com und dem Magazin Stern finden sie Beispiele wie Unternehmen und Medien Social Bookmarks in der Kommunikation einsetzen:

  • www.fon.com: fon.com setzt sich zum Ziel, ein weltweites, kostenloses WLAN-Netzwerks aufzubauen. Die Idee ist, dass jeder der einen DSL-Anschluss hat, einen Teil seiner Bandbreite der Community schenkt und dafür im Gegenzug überall auf der Welt kostenlos surfen kann. (Investoren u.a.: Google, Skype). Nutzung von Social Bookmarks in der Nutzerkommunikation: Bookmarken aktueller Tipps und Infos zu fon.com bei Mister Wong und Verknüpfung zu den Bookmarks im eigenen Unternehmensblog.

  • www.stern.de: Top20 der Onlinemedien in Deutschland. Nutzung von Social Bookmarks als Nutzerservice und Reichweitenverstärkung. Das Online-Magazin bietet seinen Lesern die Möglichkeit, jeden Artikel bei Mister Wong und anderen Portalen zu speichern. Unter jedem Beitrag findet sich eine Leiste, welche die Bookmark-Seite des jeweiligen Services aufruft. Der Vorteil für den Stern: je mehr Artikel bei Mister Wong gespeichert sind, desto mehr besteht die Chance zusätzliche Besucher von außen auf die eigene Seite zu führen.

Autor:
Christian Clawien ist Manager bei der Werbe- und Onlineagentur construktiv in Bremen und Berlin. Zu den Kunden der Agentur gehören u.a. Sony, Schering, Hilti, Handelsblatt.com und Axel Springer. construktiv betreibt neben weiteren Web2.0-Projekten das Portal Mister Wong.

www.construktiv.de