Karstadt-Kaufhof-Chef Fanderl will Konzern verlassen

Der taumelnde Warenhauskonzern muss sich mitten in der schwierigen Sanierung einen neuen Chef suchen. Der langjährige Geschäftsführer Stephan Fanderl hat dem österreichischen Eigentümer Signa die Trennung vorgeschlagen. Der Konzern steht vor massiven Einschnitten: Fast der Hälfte der Warenhäuser droht das Aus.
Stephan Fanderl ist seit 2014 Vorstandschef von Karstadt. (© Picture Alliance)

Beim angeschlagenen Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof bahnt sich mitten in der Krise ein Führungswechsel an. Konzernchef Stephan Fanderl hat dem Eigentümer des Warenhausriesen, dem österreichischen Signa-Konzern, „eine einvernehmliche Trennung vorgeschlagen“, wie die Deutsche Presse-Agentur am Montag auf eine Anfrage von dem Manager erfuhr. Er gehe davon aus, dass es in Kürze eine Einigung darüber geben werde, betonte der 57-Jährige. Der Warenhauskonzern wollte sich auf Anfrage nicht zu den Vorgängen äußern.

Der Ausbruch der Corona-Pandemie habe die wirtschaftlichen Voraussetzungen für die fusionierte Warenhaus-Gesellschaft wie für den Handel insgesamt fundamental verändert, betonte Fanderl. „Deswegen ist jetzt – im Rahmen des laufenden Schutzschirmverfahrens – Zeit für einen Neuanfang“, erklärte er.

Medienberichten zufolge könnte der bisherige Finanzchef Miguel Müllenbach als Interimschef die Führung übernehmen.

Seltene Konstante im Chefsessel beim Kaufhausriesen

Fanderl hatte 2014 die Leitung von Karstadt übernommen und nach der Fusion von Karstadt und Kaufhof dann den neuen Warenhausriesen geführt. Erst im vergangenen Herbst war der Vertrag des Managers um weitere fünf Jahre verlängert worden. Fanderl war da bereits länger am Ruder, als die meisten seiner Vorgänger.

In den vergangenen Wochen war er allerdings trotz der wachsenden Probleme des Handelsriesen nicht mehr in Erscheinung getreten. Fanderl selbst räumte ein, er sei seit Mitte März krankheitsbedingt nicht mehr in die Führung der Geschäfte eingebunden.

80 von 172 Warenhäusern droht die Schließung

Der Handelsriese hatte angesichts der Umsatzeinbrüche durch die Corona-Krise Anfang April Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen müssen. Der vorläufige Sachwalter der Warenhauskette, Frank Kebekus, und der Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz, die seitdem den Kurs des Konzern vorgeben, kündigten bereits an, dass im Zuge der Sanierung bis zu 80 der 172 Warenhäuser geschlossen werden könnten. In Unternehmenskreisen hieß es, von Galerie Karstadt Kaufhof könne der Manager wegen des Schutzschirmverfahrens auch nicht mit einer nennenswerten Abfindung rechnen.

Das deutsche Insolvenzrecht sieht das Schutzschirmverfahren als besondere Form der Eigenverwaltung für Betriebe vor, denen zwar das Geld auszugehen droht, die aber noch nicht zahlungsunfähig sind. Wesentlicher Unterschied zum regulären Insolvenzverfahren oder zur normalen Eigenverwaltung ist, dass der Sachwalter im Schutzschirmverfahren vom Unternehmen weitgehend frei gewählt wird.

tht/dpa