Jetzt wird’s persönlich

Eine personalisierte Customer Experience gilt als Schlüssel für dauerhafte Kundenbeziehungen. So setzt auch Metro auf eine Customer Data Platform. Und: Otto und Apple haben mehr gemeinsam, als es scheint.
ChatGTP-4: Die Weiterentwicklungen der KI scheinen unaufhaltbar. (© Unsplash)

Hand aufs Herz: Verstehen Sie Ihre Kund*innen? Oder fällt es Ihnen schwer, da die Datenlage unübersichtlich ist? Wissen Sie, welches System welche Daten erhebt, wo diese am Ende abgelegt werden und welche überhaupt zusammengehören? Falls ja, sind Sie vermutlich einen guten Schritt weiter als viele Ihrer Wettbewerber.

Aber um Kund*innen wirklich zu verstehen, und ihnen konsistente Erfahrungen zu bieten, müssen Sie die Daten aus den Silos holen und richtig zusammenbringen. Eine CDP kann das. Die Customer Data Platform legt wie ein Layer über alle Datensilos und Lösungen, dockt an ihnen an und bringt zusammen was zusammengehört. Sogar in Echtzeit. Wie so etwas in der Praxis umgesetzt werden kann, zeigt der Großhändler Metro, der jetzt personalisierte Echtzeit-Markenerlebnisse an allen Touchpoints der Customer Journey bieten möchte.

Profil-Aktualisierung in Millisekunden

Mit Hilfe einer Adobe Real-Time CDP kann die Kundenplattform des Großhandelskonzern die Multi- oder Sub-Accounts nun zu Echtzeitprofilen zusammenfassen. Mit Hilfe eines weiteren Marketing-Tech-Tools können diese Informationen sowohl für Inbound-Kundeninteraktionen als auch für kanalübergreifende Outbound-Kampagnen genutzt werden. Unterstützt wird der Prozess durch Künstliche Intelligenz: Sobald neue Daten zu Interaktionen oder andere Signale vorliegen, passen KI-gestützte Algorithmen die Ausspielung der Angebote an.

Auf Basis der CDP vereinheitlicht die Kundendatenplattform somit Online-und Offline-Daten zu konsolidierten Echtzeitprofilen, die bei jeder neuen Interaktion innerhalb von Millisekunden aktualisiert werden. Da die Lösung für B2B optimiert ist, werden die Datenpunkte innerhalb eines Profils automatisch dem jeweiligen Sub-Account zugeordnet. Damit ergibt sich ein genaues Bild zu Bedarf und Interaktionen unterschiedlicher Einkäufer*innen innerhalb eines Geschäftskundenkontos.

Auch für B2C-Marken wird das CDP-Thema vor dem Hintergrund der auslaufenden Drittanbieter-Cookies immer wichtiger. Daten sind meist im Überfluss vorhanden. Jetzt kommt es darauf an, die eigenen First-Party-Daten gewinnbringend zu nutzen. Aber das ist noch nicht überall angekommen: In der Customer Management Studie 2022, die von der Schweizer ZHAW School of Management and Law herausgegeben wurde, gab lediglich die Hälfte der Befragten an, bereits von CDPs gehört zu haben. Ein Drittel sagte, dass CDP für ihr Unternehmen bisher kein Thema ist. Befragt wurden innerhalb der DACH-Region 219 Führungskräfte im Marketing. Wer sich mit Marketing Tech einen Wettbewerbsvorteil verschaffen möchte, hat in diesem Bereich also noch gute Chancen.

Schon gehört?

Live-Shopping lebt. Als Teil der Otto Group hat das Tech-Unternehmen OSP eine eigene Live-Shopping-Software eingeführt und Anfang März bei Otto als Pilotkunden implementiert. Die erste Liveshow mit der neuen Software lief in der vergangenen Woche und zog rund 23.000 Zuschauende an. Gezeigt wurden Neuheiten des Markenpartners Samsung. Seit mehr als einem Jahr führt Otto bereits Live-Shopping-Events durch. Erst vor wenigen Tagen hat Tech-Gigant Apple für Kunden aus den USA ein neues Live-Shopping auf seiner Website eingeführt. Wer ein neues iPhone kaufen und sich dabei persönlich beraten lassen möchte, kann sich mit einem Spezialisten aus dem Retail-Team verbinden lassen.

Und selbstverständlich sorgt KI weiter für Schlagzeiten: Medienberichten zufolge lotet der Autobauer General Motors jetzt zusammen mit Microsoft die Einsatzmöglichkeiten von ChatGPT in seinen Fahrzeugen aus. Das Unternehmen hinter ChatGPT, OpenAI, hat zudem vor wenigen Tagen eine neue Version seines smarten Chatbots vorgestellt: ChatGPT-4. Die neue Lösung kann auch Lieder komponieren, Drehbücher schreiben und den Schreibstil von Benutzer*innen lernen. Um seine KI-Technologien zu monetarisieren, setzt OpenAI für die Zahlungsabwicklung seiner Premium-Dienste ChatGPT Plus und DALL-E auf die Tech-Plattform Stripe. Im Gegenzug baut Stripe das neue GPT-4 in eigene Produkte und Dienstleistungen ein. Und auch Microsoft rollt KI großflächig aus: Nachdem der Konzern Anfang des Monats eine KI-Lösung für CRM und ERP angekündigt hat, integriert das Softwareunternehmen nun  seine KI-Lösung Copilot in sämtliche Microsoft Office 365 Produkte. Wird das die Produktivität am Schreibtisch auf ein neues Level heben? Wir werden es bald sehen.

In diesem Sinne: Bleiben Sie inspiriert!

(kaz) ist Fachjournalist für digitales Marketing. Seit Mitte der Nullerjahre begleitet er mit seinen Artikeln die rasanten Entwicklungen der Online-Werbebranche. Der Maschinenraum der Marketing-Technologien fasziniert ihn dabei ebenso wie kreativ umgesetzte Kampagnen. Der freie Autor lebt und arbeitet in Berlin.