„Jede Frau sollte mehr Energie ins Fachliche legen als ins Nägel lackieren“

Online hat mehr Perspektive als Print, stellte Fiona Brandes während ihrer Ausbildung fest und qualifizierte sich weiter. Jetzt ist sie Unternehmerin in einem "motivierenden und erfrischenden Umfeld". Die nette und produktive Art von Frauen hält die Ko-Gründerin von PayorShare für zielführend, doch auch Ellbogenmentalität sei nötig.
Fiona Brandes

Vor zwei Jahren nimmt Fiona Brandes zum ersten Mal an einem Halbmarathon teil. Es war eine Herausforderung für sie, aber eine zu bewältigende: Durchhaltevermögen und Zielstrebigkeit gehören zu ihren größten Stärken.

Geboren 1986 in einem Hamburger Vorort, absolviert die heute 29-Jährige zunächst ein Wirtschaftsgymnasium und beginnt 2006 ein duales Studium an der Nordakademie. Print ist ihre große Liebe, doch schnell merkt die junge Frau, was in der Branche passiert – Auflagenrückgang, schwindende Jobs, Verlage, die am Printprodukt zweifeln. Gerade das Onlinegeschäft stellt für sie eine spannende Perspektive dar, die sie auch in der Zukunft verfolgen möchte. „Das Thema Online hat mir nie Angst gemacht, doch ich hatte die Weichen dahingehend gar nicht gestellt“ , erzählt Brandes. Also beginnt sie einen Master an der Hamburg Media School. Ihre erste praktische Marketingerfahrung macht sie beim Start-up Navinum , einem Online-Weinhandel.

Im Studium führt sie dann Beratungsprojekte mit echten Kunden. Einer davon: der Axel Springer Plug and Play Accelerator. Dieses Projekt fördert Geschäftsmodelle aus dem Segment Medien und angrenzenden Geschäftsfeldern, die hohes Marktpotenzial haben und technologisch wegweisend sind. Pro Jahr werden in drei Programmdurchläufen jeweils bis zu zehn Startups gefördert. Hier taucht Brandes ein und das Umfeld lässt sie nicht mehr los. „Wir quatschten mit den Mentoren, machten Vorschläge, wie das Programm besser laufen könnte und führten Interviews mit den Start-ups “, so die Gründerin. „Das Umfeld war so motivierend und erfrischend. Ich fand diese Schnelligkeit und Offenheit extrem toll.“

In diesem Umfeld fängt Brandes dann auch Feuer für ihr eigenes Projekt: „PayorShare ist eine Zentralalternative für digitale Inhalte im Netz. Egal ob journalistische Artikel, Videos, Online-Games oder ein Gutschein. Du hast die Alternative: Entweder zu zahlst für digitale Inhalte mit einem Post in einem sozialen Netzwerk oder mit einem kleinen Geldbetrag“, erklärt Brandes. Ein Beispiel: Möchte ein Leser auf einen Artikel hinter einer Paywall zugreifen, kann er traditionell dafür bezahlen, oder er entscheidet sich dafür, den Artikel zu teilen – denn dann kann er ihn lesen, ohne bezahlen zu müssen.

Zwar stammt die Ursprungsidee von Katharina Wolff, die seit Mitte 2012 mit ihrer Firma Wolff Ventures Hamburger Start-ups unterstützt und begleitet. Doch seit einem Jahr ist PayorShare Max Fielker und Fiona Brandes „Baby“ – und das soll nun laufen lernen. Brandes ist dabei für den Bereich Marketing & Sales sowie die Außenkommunikation verantwortlich.

Frauen rät sie, lieber zu mutig, als zu schüchtern an die Sache rangehen. „Ein Start-upper braucht Ellbogenmentalität und Power. Manchmal kann man sich die gut bei Männern abschauen.“. Denn Frauen dabei vor allem eines sein: toughe Damen mit Durchsetzungsvermögen. „Mit einer netten und produktiven, weiblichen Art können Frauen schon viel erreichen“, erklärt Brandes, fügt aber hinzu „jede Frau sollte mehr Energie ins Fachliche legen, als ins Nägellackieren.“ Die Kombination aus Weiblichkeit und Fachkompetenz sei am Ende unschlagbar.