Snapchats Reiz: Das Internet vergisst doch
Snapchat schien auf dem besten Weg zu sein, zum neuen Facebook zu werden – eine Gefahr, die Zuckerberg selbst hatte kommen sehen und deshalb frühzeitig beharrlich eine Übernahme versucht hatte. Spiegel winkte ab, Zuckerberg ärgerte sich und schickte mit Slingshot einen vermeintlichen Snapchat-Killer ins Rennen, der jedoch fürchterlich floppen sollte.
Snapchat war längst das heißeste Ding der Teenager-Generation nach den Millennials, der Generation Z, die von Facebook, Twitter und auch Instagram müde schien. Der Unterschied von Snapchat zum weltgrößten Social Network und seiner Tochter bestand in einem fundamentalen Paradigmenwechsel, der für Facebook- und Instagram-Nutzer der ersten Stunde schlecht nachzuvollziehen war: plötzlich waren die Posts nichts mehr für Ewigkeit gedacht, sondern nur für den Moment. Das Internet vergaß doch.
Facebooks beeindruckender Erfolg basiert dagegen zum überwältigenden Anteil am Spiel mit der Nostalgie. Facebook ist die Zeitmaschine unter den sozialen Netzwerken, folgerichtig führte Mark Zuckerberg 2011 die Timeline ein und wandte seinen Blick damit in nostalgischer Verklärung ein Stück weiter zurück als nach vorne: „Weißt Du noch damals“, lautet der unausgesprochene Subtext von Facebooks Erinnerungsfunktion „An diesem Tag“.