Mit einem kumulierten F&E-Volumen von 44,3 Milliarden US-Dollar steht Deutschland 2011 damit für 7,4 Prozent (2010: 7,0 Prozent) der weltweiten F&E-Investitionen in einer Gesamthöhe von 603 Milliarden Dollar. Damit liegt Deutschland im europäischen Vergleich klar vor Frankreich (32,3 Milliarden Dollar; plus 8,8 Prozent) und der Schweiz (30,2 Milliarden Dollar; plus 6,7 Prozent). Diese Zahlen entstammen der „Global Innovation 1.000“-Studie der internationalen Strategieberatung Booz and Company. Zum achten Mal in Folge untersucht sie die Budgets und Strategien der tausend Unternehmen mit den weltweit höchsten Ausgaben für Forschung und Entwicklung.
Volkswagen und Daimler forschen in der Champions League
Der Automobilhersteller Volkswagen erwies sich auch 2011 als forschungsintensivster deutscher Konzern und investierte mit 7,7 Milliarden Dollar (plus 26,5 Prozent) weiterhin massiv in die Entwicklung neuer Fahrzeug- und Antriebskonzepte. Das Ergebnis: Mit Rang elf kratzen die Wolfsburger aggressiv an den Top-Ten im weltweiten Innovatoren-Ranking. Daimler (Rang 19) schaffte es in diesem Jahr als zweiter deutscher Automobilhersteller unter die globalen Top 20. Zusammengenommen stehen die beiden Autobauer für circa ein Drittel der erfassten deutschen F&E-Ausgaben. Siemens allerdings fiel 2011 auf Rang 22 zurück (Vorjahr: Rang 20).
Toyota, Novartis und Roche mit den weltweit größten Budgets
An der Spitze des Rankings kam es zu einigen Verschiebungen: Toyota gelang nach zwei Jahren die erfolgreiche Rückkehr vom sechsten auf den ersten Platz. Auf Rang zwei und drei folgen mit Novartis und Roche zwei Pharmakonzerne. Vorjahressieger Roche reduzierte 2011 seine Innovationsbudgets auf 9,43 Milliarden Dollar und rutscht so um zwei Positionen ab.
Produkt- und Innovationszyklen verkürzen sich drastisch
Ein wichtiger Treiber für die massiven Investitionszuwächse bei den F&E-Ausgaben ist die in vielen Branchen enorm beschleunigte Produktentwicklung. „Wir sehen in einigen forschungsintensiven Industrien seit Jahren eine drastisch verkürzte Halbwertszeit vieler Produkte. Wer in der Gunst der Kunden nicht zurückfallen will, muss seine Innovationsstrategie entsprechend anpassen, das heißt, die F&E-Budgets zum Teil erheblich aufstocken und noch effektiver einsetzen“, sagt Dr. Klaus-Peter Gushurst, Sprecher der Geschäftsführung von Booz & Company. So seien die Innovationszyklen beispielsweise bei den IT- und Elektronikherstellern oder in der Pharma- und Automobilindustrie wesentlich kürzer. Daher verwundere es nicht, dass allein diese Branchen zwei Drittel der weltweiten F&E-Investments schultern.
Hinzu kommt, dass signifikantes Absatzwachstum derzeit fast ausschließlich in Schwellenländern wie Indien und China generiert wird. Gleichzeitig verschärft sich dort der Wettbewerb mit einheimischen Anbietern. „Die in unserem Ranking vertretenen Player aus China und Indien steigerten ihre F&E-Ausgaben 2011 im Schnitt um 27 Prozent“, betont Gushurst. Zwar machten deren F&E-Investitionsvolumen in Summe gerade einmal 2,7 Prozent der globalen Innovationsbudgets aus, gleichzeitig erwirtschafteten diese Unternehmen bereits 8,7 Prozent der im Ranking kumulierten Umsätze. Gushurst schlussfolgert: „Um trotzdem auf diesen wichtigen Exportmärkten bestehen zu können, müssen westliche Player konsequent auf eine global ausgerichtete Innovationsstrategie auch außerhalb ihrer angestammten Heimatmärkte setzen.“
Apple wirkt maximal innovativ
Als zusätzliches Studienmodul interviewte Booz & Company 700 internationale Führungskräfte aus den analysierten forschungsintensiven Industrien und fragte diese nach den in ihrer Wahrnehmung innovativsten Unternehmen. Wie in den vergangenen beiden Jahren belegen Apple, Google und 3M hier die Plätze eins bis drei. Facebook musste hingegen seinen zehnten Platz aus dem Vorjahr für den Onlinehändler Amazon wieder räumen.
Besonders bemerkenswert ist nach Einschätzung der Strategieberater, dass in den gefühlten Innovatoren-Top-10 ausgerechnet Spitzenreiter Apple mit 2,2 Prozent die mit Abstand geringste F&E-Intensität aufweist. Diese Kenngröße beschreibt das Verhältnis von F&E-Ausgaben zum Umsatz. Dies sei ein eindrucksvoller Beweis, dass Apple mit vergleichsweise niedrigen Investitionen eine maximal innovative Außenwirkung erzielt.
Knapp jedes zehnte Unternehmen der Top 100 aus Deutschland
Insgesamt werden auch die globalen Top 10 von Automobil-, Pharma- und IT- & Elektronik-Konzernen dominiert. Nach Microsoft auf dem vierten Platz folgt 2011 Pfizer. Die Positionen sechs bis neun gehen an Samsung, Merck & Co, Intel und General Motors. Der Vorjahressechste Nokia fällt auf Rang 10 zurück. Deutschland ist mit insgesamt 50 (Vorjahr: 46) Konzernen im „Global Innovation 1000“-Ranking vertreten. Folgende Unternehmen aus dem DAX-30 schafften es unter die Top 100: Volkswagen (11), Daimler (19), Siemens (22), BMW (28), Bayer (34), SAP (51), Continental (61), BASF (62) und Merck (66).