Handy als Störfaktor am Arbeitsplatz: Smartphones senken die Produktivität

Kommen Sie mit ihrer Arbeit schlechter voran als geplant, kann das an vielen Faktoren in ihrer direkten Umgebung liegen – unter anderem am Smartphone, das mittlerweile zum kontinuierlichen Begleiter im Alltag geworden ist. Eine neue Studie der Uni Ulm zeigt, wie stark sich Menschen wirklich wegen ihres iPhone und Co. von der Arbeit ablenken lassen.

Von Sarah Sendner, WirtschaftsWoche 

Kennen Sie das? Manchmal sind wir so vertieft in die Arbeit, dass wir beim Blick auf die Uhr erschrecken. Unmerklich ist der Arbeitstag rum, alle Aufgaben erledigt und die Laune ausgezeichnet. Sozialpsychologen bezeichnen diesen Zustand totaler Hingabe als „flow“.

Exzessive Smartphone-Nutzung beenden

Doch dieser ohnehin schon seltene Zustand ist vielen Menschen unbekannt – und zwar auch wegen ihres Smartphones. Das legt zumindest eine neue Studie von Christian Montag nahe, Psychologieprofessor an der Universität Ulm.Der Forscher gewann 262 Freiwillige, die mehrere Fragebögen ausfüllten. Einer befasste sich mit deren Arbeitsverhalten. Wie lange hatten sie in den vergangenen sechs Tagen effektiv gearbeitet? Und wie oft waren sie derweil von ihrem Handy abgelenkt worden? Und dabei entdeckte Montag einen bedenklichen Zusammenhang. Jene Teilnehmer, die eine höhere Affinität für eine exzessive Smartphone-Nutzung hatten, ließen sich im Job häufig und schnell ablenken – vor allem aufgrund der vielen Unterbrechungen, die das Handy am Schreibtisch mit sich brachte. Montags Befragte ließen maximal 2,5 Stunden vergehen, bis sie das Mobiltelefon wieder in die Hand nahmen – egal, ob der Anlass ein Anruf, eine Nachricht oder einfach nur Gewohnheit war.

Zeiten des Nichtstuns

Der Professor appelliert daher daran, das Gerät außer Reichweite zu schaffen, wenn Konzentration benötigt wird. Wer das nicht schafft, solle das Handy wenigstens klug nutzen. Montag rät zu einfachen Maßnahmen. Wer auf die Uhr schauen wolle, solle sich eine Armbanduhr oder einen analogen Wecker kaufen. So verliert das Handy den Status des universellen Helferleins und wird bewusster genutzt. Auch helfe es, Zeiten des Nichtstuns ohne Handy zu verbringen. Also: In der S-Bahn lieber aus dem Fenster schauen, und zwar ohne digitale Berieselung: „Wer lernt, auf das Smartphone zu verzichten, der kann auch bald wieder den Arbeitsfluss erleben“, sagt Montag, „und produktiver arbeiten und mit kreativen Ideen punkten.“

Dieser Artikel erschien zuerst bei WirtschaftsWoche Online