Gruppen-Empfehlungssysteme können Kundenbindung erhöhen

Intelligente Empfehlungssysteme können Nutzern maßgeschneiderte Produktempfehlungen geben, die auf ihren jeweiligen Vorlieben und ihrem bisherigem Verhalten basieren. Systeme, die den einzelnen Kunden Produktvorschläge machen, werden beispielsweise von Online-Verkaufsplattformen wie Amazon eingesetzt. Empfehlungssysteme für Gruppen sind dagegen bislang nicht verbreitet. Nun zeigen Wissenschaftler der Universität Münster mithilfe einer Studie für die Auswahl von Spielfilmen, dass solche Gruppen-Empfehlungssysteme tatsächlich einen Mehrwert für Nutzer bieten können.

Soll es ein Liebesfilm sein, Action oder doch lieber eine Komödie? Wer in der Videothek einen Film aussucht oder ins Kino geht, hat die Qual der Wahl. Besonders schwierig wird es, wenn mehrere Personen gemeinsam einen Film anschauen wollen. Die Studienautoren zeigen nun, dass neue computergestützte Empfehlungssysteme helfen können, einen Film zu finden, der allen Mitgliedern einer Gruppe gefällt. Damit haben solche Systeme ein großes Potenzial für Unternehmen, die Kundenzufriedenheit und Kundenbindung zu verbessern.

„Unsere Ergebnisse belegen, dass Kunden eine bessere Auswahl treffen können und mit dem gewählten Film zufriedener sind, wenn sie Gruppen-Empfehlungssysteme nutzen“ erklärt Prof. Dr. Thorsten Hennig-Thurau vom Marketing Center Münster, der die Studie gemeinsam mit Dr. André Marchand und Paul Marx durchgeführt hat. Die Wissenschaftler weisen dabei auch nach, dass die Systeme für Personen, die sich nahestehen und sich solcher Technik gegenüber aufgeschlossen zeigen, besonders vielversprechend sind.

Großes Anwendungsfeld

Empfehlungssysteme sind nicht nur für die Auswahl von Filmen einsetzbar, sondern auch für andere Bereiche der Freizeitgestaltung, beispielsweise Urlaubsreisen, Restaurant- oder Konzertbesuche. „Das Anwendungsfeld von Gruppen-Empfehlungssystemen ist sehr groß. Schließlich verbringen die meisten Menschen einen beträchtlichen Teil ihrer Freizeit gemeinsam mit Freunden, Bekannten oder der Familie“, betont Marchand. „Ich bin davon überzeugt, dass computergestützten Entscheidungshilfen in Zukunft eine immense Bedeutung zukommen wird“, prognostiziert er. Schließlich würden die Angebote, die die Freizeit- und Medienbranche bereithält, immer unüberschaubarer.“ Die Wissenschaftler hoffen, dass ihre Erkenntnisse Anbieter dazu motivieren, sich nicht nur an einzelnen Kunden auszurichten, sondern auch für Gruppen attraktive Empfehlungen zu generieren.

An der Studie nahmen insgesamt 460 Testpersonen teil. Jeweils ein Gruppenmitglied durfte aus einer Auswahl an Filmen, die den anderen Gruppenmitgliedern unbekannt waren, denjenigen wählen, den die Gruppe später gemeinsam anschaute. Dabei erhielten die Testpersonen Empfehlungen, die entweder nur den eigenen Filmgeschmack berücksichtigten oder auch den der Gruppe. Eine Kontrollgruppe suchte den Film ohne computergestützte Empfehlungen aus.