Grüne Disruption ist nicht schwer …

… nur schwer zu erkennen. Dabei ist der Megatrend Nachhaltigkeit keiner, den man verschlafen darf. Wer jetzt Snooze drückt, wird wegdisruptiert.
Nachhaltigkeit und grüne Transformation: Lukas und Jule Bosch
Jule und Lukas Bosch beraten Unternehmen zu Transformation und Nachhaltigkeit. (© Abbi Wensyel (Montage: Olaf Heß))

Eine der echten Errungenschaften der digitalen Revolution ist … Trommelwirbel … der Snooze-Button! Wir lieben ihn alle: draufdrücken, noch mal umdrehen, ­weiterschlummern. Das Leben kann so schön sein. Was allerdings nicht so vorteilhaft daran ist, ist, dass wir ihn aus dem Schlafzimmer in alle anderen Lebensbereiche lassen – und zwar im Kleinen wie im Großen. Steuererklärung machen? Puh, nee, lieber noch mal snoozen. Es lebe die Dauerfristverlängerung.

Aufstehzeit!

Auch in der grünen Transformation meinen wir, die fünfte Runde schlummern führt vielleicht dazu, dass wir gar nicht erst aufstehen müssen. Doch in diesem Fall ist zu spät leider einfach zu spät, selbst wenn Mutti uns kurz vor knapp doch noch die Decke wegzieht. Denn ähnlich wie Verschlafen bereits bei der Digitalisierung eine eher schlechte Idee war, wäre es nun an der Zeit, sofort aufzustehen, einmal kalt zu duschen und sich dann warm anzuziehen.

Der Megatrend Nachhaltigkeit ist keiner, den man verschlafen darf. Nicht, weil man dadurch ein schlechterer Mensch wäre. Sondern weil das bedeutet, dass wir die aktuell größte Chance für den langfristigen wirtschaftlichen Erfolg unserer Unternehmen verpennen. Auf später verschieben ist gleich doppelt fatal: ökologisch (weil: Kipppunkte!) und auch ökonomisch – wer Snooze drückt, wird wegdisruptiert. Was das bedeutet, haben wir ja bereits in der Hochzeit der digitalen ­Revolution gelernt – einige von uns auf die harte Tour. Das Motto damals: Uber yourself before you get Kodak’ed.

Widersprüche auflösen

Eines der absoluten Zauberwörter der Innovation – Gründermagie – gehört allerdings weniger zur Disruption, als wir gemeinhin annehmen. Laut Clayton M. Christensen, so was wie dem Godfather der Disruption, ist ebenjene ein kluges strategisches Vorgehen, das darin ­besteht, Widersprüche in einem Markt aufzulösen, die bisher unauflösbar schienen. Airbnb zum Beispiel löst den Widerspruch zwischen Qualität und Preis in der Hotelbranche auf – endlich können wir schön UND günstig in den Urlaub fahren.

Heute ist der größte Widerspruch in jeglichen Branchen der zwischen Wirtschaftlichkeit und ­Planetenerhaltung. Doch wir brauchen Mobilität, die die Luft reinigt. Wir brauchen Baustoffe, die ohne Umweltzerstörung gewonnen werden. Wir brauchen Lebensmittelanbau, der Biodiversität steigert.

Klingt zu schön, um wahr zu sein? Dann bitte diesmal nicht Snooze drücken, sondern aufwachen! All diese Lösungen gibt es schon. Grüne Disruption ist nicht schwer, nur schwer zu erkennen – unsere antrainierten Schlafmasken sind einfach zu kuschelig. Doch wenn wir diese Innovationen nicht umsetzen, tun es andere.

In diesem Sinne: Disrupt yourself before you get ________ (hier könnte Ihr Unternehmen stehen, aber vielleicht sind Sie ja auch schon wach).

Jule und Lukas Bosch beraten Unternehmen zu den Themen Transformation und Nachhaltigkeit. Ihr gemeinsames Motto lautet: "Unternehmen statt Unterlassen – denn Zukunft wird gemacht."