Gratiszeitungen kämpfen europaweit ums Überleben

Während der Print-Markt generell unter der Wirtschaftskrise und ihren Folgen zu leiden hat, sind kostenlose Titel besonders stark von den rückläufigen Werbeaufträgen betroffen. Zwar stiegen die Auflagenzahlen von Gratiszeitungen noch im vergangenen Jahr weltweit auf mehr als 40 Millionen, doch befindet sich das Geschäftsfeld laut Informationen der „New York Times“ seit Ausbruch der Finanzkrise im freien Fall.

In Europa sind die Auflagen laut Branchenbeobachtern wie Piet Bakker, Professor in Amsterdam, um zehn Prozent zurückgegangen und wurden Dutzende Titel eingestellt. Da Gratiszeitungen noch sehr viel stärker von den Einnahmen über das Anzeigengeschäft abhängig seien, würden sich die wirtschaftlichen Turbulenzen auf diese tatsächlich existenzbedrohlich auswirken. Laut Analysten sind die Werbeeinnahmen vieler kostenloser Titel in den vergangenen Monaten um mehr als ein Drittel zurückgegangen. Obwohl es in Deutschland im Gegensatz zu Österreich und der Schweiz keine Gratiszeitungen gibt, liegen laut Jörg Laskowski, Geschäftsführer Verlagswirtschaft des Bundesverband deutscher Zeitungsverleger (BDZV), aber auch hier gewisse Schlussfolgerungen auf der Hand: „Die deutschen Zeitungen liegen in der Umsatzverteilung bei zirka 50 Prozent Anzeigen- und 50 Prozent Vertriebserlösen. Da Gratiszeitungen keine Vertriebserlöse haben und der Werbemarkt derzeit rückläufig ist, sind diese in der Wirtschaftskrise tatsächlich besonders betroffen“. In den kommenden Monaten sei zu erwarten, dass weitere Gratistitel in Europa in wirtschaftliche Schwierigkeiten kommen werden.

Positivere Signale kommen hingegen aus der Schweiz. „Hier trifft es nicht zu, dass Gratistitel stärker von der Krise betroffen wären. Der Anzeigenrückgang fällt bei Gratiszeitungen moderater aus als bei den Kaufzeitungen“, erklärt Hannes Zaugg von der Geschäftsstelle des Verbands Schweizer Gratiszeitungen (VSGZ). Die weitere Entwicklung hänge stark vom allgemeinen konjunkturellen Trend ab. Zeitungen mit vielen Imageinseraten seien vom Einbruch betroffen, wobei diese in der Regel aber eher Kaufzeitungen seien. Als Reaktion auf die schlechte Situation auf dem Anzeigenmarkt versuchen viele Verlage der Gratiszeitungen nun, Kosten zu reduzieren und zu konsolidieren. So verkauft etwa der schwedische Medienkonzern Metro International, der weltweit in mehr als 100 Städten Gratistitel vertreibt, seine Zeitungen in Philadelphia und New York sowie seinen 51-Prozent-Anteil an einen Bostoner Titel. Auch für Italien und Portugal sei das Unternehmen bereits auf der Suche nach Käufern, habe Metro International zuletzt erklärt. pte