Frauen und Erotik bleiben in der Werbung ein Thema

Der Deutsche Werberat legte am Dienstag seine Jahresbilanz vor. Danach hatten im Jahr 2002 genau 1.985 Konsumenten Einspruch gegen 389 Werbeaktionen von Firmen erhoben. 270 Kampagnen landeten vor dem Werberat. Bei rund einem Drittel schloss sich der Werberat den Kritikern an.

Immerhin: bei 81 beanstandeten Werbemaßnahmen folgten die Firmen fast ausnahmslos der Korrektur-Aufforderung der Hüter zeitgemäßer Moral in der Werbung –
die Sujets wurden aus dem Markt entfernt oder entsprechend abgeändert (92 Prozent).
Nur in sechs Fällen oder 8 Prozent rügte das Gremium öffentlich die Firmen mit Hilfe der Medien. Aus Sorge vor Imageschäden mache das die Firmen nachdenklich, so der Vorsitzende des Werberats, Jürgen Schrader, zumal die Medien als Mitträger des Selbstkontrollorgans aufgefordert sind, die kritisierte Werbekampagne nicht mehr zu schalten.

Die Menge der Zuschriften aus der Bevölkerung an den Werberat lag mit 1.985 dreimal so hoch wie im Jahr zuvor. Allerdings entfielen diesmal auf eine einzige Werbekampagne über 1.000 Beschwerden. Grund der Aufregung:
Auf Plakaten hatte die „Bild“-Zeitung eine redaktionelle Serie
angekündigt, in der Frauen ihre sexuellen Praktiken preisgeben würden. Einige der jungen Frauen waren jeweils auf den Plakaten mit anzüglichen Sprüchen abgebildet wie „Mittags krieg ich Hunger. Auf Sex.“

Der Werberat sind den Fall indes anders: Die Plakate hätten eindeutig auf ein redaktionelles Vorhaben, eine Serie, aufmerksam gemacht und hier gilt dann die Pressefreiheit. Die abgebildeten Frauen hätten sich über ihre persönlichen Bedürfnisse geäußert, so Schrader am Dienstag in einer Pressekonfernenz.

Thematischer Schwerpunkt bleibt aber nach wie vor der Vorwurf frauenherabwürdigender Werbemaßnahmen. Allerdings ist die Anzahl der unter diesem Gesichtspunkt zu bewertenden Werbeaktivitäten rückläufig. Gegenüber noch 108 Fällen im Vorjahr betrafen 2002 sank die Zahl der unterstellten Diskriminierungen von Frauen auf 99.

Generell fasste Jürgen Schrader die Arbeitsbilanz des Gremiums mit der Erkenntnis zusammen: Bei der Entscheidung, wie eine Firma mit ihrer Werbung öffentlich auftritt, werde soziales Mitfühlen eher groß als klein geschrieben. Missbrauch von Erotik und Sexualität, Gewaltdarstellungen, Verletzung religiöser Gefühle, Gefährdung von Kindern und Jugendlichen vermeide die Wirtschaft weitgehend.

Ausführliche Informationen unter http://www.interverband.com/u-img/69392/Presse_2_2003.doc