Französischer TV-Markt wandelt sich

Ende 2011 soll Werbung vollkommen aus dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen in Frankreich verschwunden sein. Informationen des Handelsblatts zufolge strahlen entsprechende Kanäle bereits jetzt keine Werbung mehr zwischen 20 Uhr und 6 Uhr morgens aus.

Das Verbot werde tiefgreifende Konsequenzen für Frankreichs TV-Markt haben. Gründe dafür seien einerseits der durch den Wegfall der Abendreklame neu zu verteilende Werbekuchen von geschätzten 250 Mio. Euro und andererseits sich möglicherweise verändernde TV-Gewohnheiten. Da die Prime-Time von France 2 und 3 nun um 20.35 Uhr und damit direkt nach den Abendnachrichten beginne, TF1 den Start der Hauptprogramme aber zunächst bei 20.50 Uhr belasse, bleibe abzuwarten, wie viele Zuschauer in der Zeit nach den Nachrichten von TF1 zu den öffentlich-rechtlichen Sendern wechseln.

Das Werbeverbot bilde den Kernpunkt der Reform des öffentlich-rechtlichen Fernsehens, die Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy vor einem Jahr startete. Damit wolle er erreichen, dass France Télévision sein Programm mehr nach Qualitätsstandards statt nach Quoten und Werbe-Einnahmen ausrichtet. Um die Einnahmen von rund 450 Mio. Euro beim geplanten totalen Werbestopp zu ersetzen, erhebe der Staat eine Steuer von 0,9 Prozent auf die Einnahmen von Internet-Anbietern sowie von drei Prozent auf die Werbeeinahmen privater TV-Kanäle. Zwar hätten diese Pläne auch in Deutschland eine Debatte ausgelöst, doch gelte eine Radikalreform wie im Nachbarland angesichts der Macht der Länder im öffentlich-rechtlichen Fernsehen als ausgeschlossen.

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