Foto-Plattform Pinterest strebt an die Börse – und wettet dabei auf Mütter

Der Nächste, bitte! Einen Tag nachdem Levi's einen triumphalen Börsengang hingelegt hat, macht auch Pinterest Ernst. Die 2010 gegründete Foto-Plattform Pinterest hat am Freitag ihren Zulassungsantrag für ein Listing an der Wall Street eingereicht, der auch die Abhängigkeit von den Internet-Giganten Amazon, Google und Facebook offenbart.

Es könnte ein heißer Frühling werden – an der Börse. Am Donnerstag setzte Levi’s Kultjeans-Hersteller Levi Strauss & Co. das erste Ausrufezeichen: Das vor 145 Jahren gegründete US-Unternehmen mit bayerischen Wurzeln startete diese Woche mit einem bemerkenswerten Kursaufschlag von 32 Prozent an der Börse.

Nachdem Fahrdienstvermittler Lyft Anfang der Woche seinen Zulassungsantrag zum Börsengang eingereicht hatte, zog am Freitag Pinterest nach. Über den Gang an die Wall Street des Social Media-Pioniers war in den vergangenen Jahren viel spekuliert worden.

Wagniskapitalzuflüsse von 1,5 Milliarden Dollar

Pinterest wurde vor neun Jahren in San Francisco als Foto-Dienst nach Interessen gegründet – inzwischen sieht sich das von CEO Ben Silbermann geführte US-Unternehmen eher als Ideenplattform, bei der Fotos wie Bookmarks „gepinnt“ werden können. Rezepte, Mode, Einrichtung, Urlaub, Kinder – bei Pinterest finden Nutzer die größte Ansammlung an Inspiration.

Der Goldrausch um Foto-Apps wie Instagram hat Investoren in den vergangenen Jahren dazu bewogen, mehr als 1,5 Milliarden Dollar Wagniskapital in Pinterest zu stecken. Nach der letzten Finanzierungsrunde im Juni 2017 wurde Pinterest mit 12,3 Milliarden US-Dollar bewertet. Angesichts des aktuell freundlichen Börsenklimas und dem spektakulären Börsendebüt von Levi’s stehen die Vorzeichen für Pinterest nun nicht schlecht, dass an der Börse bald eine höhere Bewertung aufgerufen wird.

Erlöse liegen 2018 bei 756 Millionen Dollar

Überzeugen sollen Anleger davon nun die Details im Zulassungsantrag, indem die Fotoplattform erstmals einen Einblick in die Geschäftsentwicklung gewährte. Pinterest setzte im vergangenen Jahr 756 Millionen Dollar um – den Löwenanteil davon durch Onlinewerbung –, blieb allerdings trotz Zuwächsen von 60 Prozent damit unter den Analystenerwartungen, die für 2018 Werbeerlöse von knapp einer Milliarde Dollar prognostiziert hatten.

Wie erwartet verliert Pinterest zudem weiter Geld, obwohl sich die Verluste im vergangenen Jahr von 130 auf 63 Millionen Dollar mehr als halbierten. Im vierten Quartal verbuchte der Betreiber der reise-, rezept- und modebewussten Plattform 256 Millionen Nutzer – zwei Drittel davon waren Frauen. In den USA waren die Nutzerinnen in acht von zehn Fällen Mütter.

Abhängigkeit von Facebook und Google

Pinterest wies in dem Zulassungsantrag auch auf die laufenden Kosten und Risiken des Geschäftsmodells hin. So wurde bekannt, dass Pinterest mit Amazons Cloudsparte AWS 2017 einen bis 2023 laufenden Mindestvertrag über 750 Millionen Dollar abgeschlossen hat, von dem bislang 309 Millionen Dollar begleichen sind. In anderen Worten: Pinterest schuldet Amazon in den kommenden Jahren zumindest 441 Millionen Dollar.

Zudem erklärte der Social Media-Pionier, dass Risiken durch die Abhängigkeit von Facebook und Google bestehen. Wie viele andere Webseiten ermöglicht Pinterest Nutzern den direkten Login über die Konten der beiden Internet-Giganten.

„Wenn Facebook oder Google ihre Login-Praxis verändern oder einen Ausfall erleben, können wir Nutzer verlieren und nicht in der Lage sein, sie zurückzugewinnen. Unser Wachstum oder die Engagementrate könnte zurückgehen“, warnte Pinterest in seinem Börsenprospekt. Das Gleiche gelte auch für die Abhängigkeit von der Google-Suche. Pinterest wird unter dem Tickersymbol „PINS“ an der Wall Street gelistet und könnte den Handel bereits Ende April aufnehmen.