Finanzkrise hat Misere in Automobilbranche nur beschleunigt

Die Bankenkrise ist nicht Auslöser der Misere der Autobauer und Zulieferer. Denn deutlich sichtbare Zeichen für Probleme der Branche gab es bereits Anfang 2008. Zu diesem Ergebnis kommt D&B Deutschland in einer aktuellen Mitteilung. Der Dienstleister für Wirtschaftsinformationen und Firmenbewertungen sieht die Finanzkrise eher als Katalysator.

Denn über alle Branchen hinweg sank im Vergleich zum Vorjahreszeitraum die Zahl der Insolvenzen um rund fünf Prozent (2007: minus 11,6 Prozent) laut der Analyse des Wirtschaftsinformationsdienstes. Damit setzt sich der Trend aus dem Vorjahr etwas abgeschwächt fort. Der Rückgang an Insolvenzen belegt jedoch, dass die deutsche Wirtschaft trotz der Turbulenzen an den Finanzmärkten im Jahr 2008 sehr robust war. „Die Auswirkungen der Finanzkrise und die beginnende Rezession haben derzeit noch keinen spürbaren Einfluss auf die Insolvenzzahlen“, erläutert Thomas Dold, Geschäftsführer bei D&B Deutschland. „Sie werden aber sehr wohl 2009 ihre Spuren in der deutschen Unternehmenslandschaft hinterlassen.“

Der positive Trend für den Zeitraum Januar bis Oktober von etwa fünf Prozent weniger Insolvenzen im Vergleich zu 2007 wird sich auch noch bis Ende des Jahres fortsetzen. So erwartet D&B auf das gesamte Jahr 2008 gesehen eine Zahl von rund 51 000 Insolvenzen bei Unternehmen und Selbständigen. Sorgenkind Automobilzulieferer Anhand der aktuellen Zahlen liegt die Insolvenzquote 2008 für Deutschland bei 1,18 Prozent. Die Insolvenzquote der deutschen Zulieferindustrie für den Automobilbereich liegt mit 1,45 Prozent jedoch weit über dem Durchschnittswert für die gesamte Wirtschaft. Dieses Zwischenergebnis der laufenden Studie von D&B über die Risikoentwicklung der deutschen Automobilzulieferindustrie belegt die strukturellen Probleme der Zulieferbranche. Für 75 Prozent der Insolvenzen bei Automobilzulieferern lagen D&B bereits im Februar 2008 ein oder mehrere Warnsignale vor, die auf die drohenden Insolvenzen hinwiesen. Hierzu gehören Zahlungsweise, Score, Rating sowie negatives Eigenkapital. Die Bankenkrise ist damit nicht Auslöser der Misere der Autobauer und Zulieferer. Deutlich sichtbare Zeichen für Probleme der Branche gab es bereits Anfang 2008. Die Finanzkrise wirkte hierbei als Katalysator: Sie hat den Verlauf nur beschleunigt.

So kommt eine Befragung von Puls Navigation zu dem Schluss, dass erstmalig seit Jahren mehr Bundesbürger angaben, das Auto weniger zu nutzen als mehr. Das Verhältnis hier: 20 Prozent nutzen das Auto häufiger, 23 Prozent weniger häufig als zuvor. Hintergrund dieser Verschiebungen, so Puls-Chef Konrad Weßner, seien volatile Kraftstoffpreise sowie die Finanz- und Wirtschaftskrise. 36 Prozent der Befragten gaben sogar an, in diesem Jahr mehr Rad zu fahren als in der Vergangenheit. Ebenfalls im Trend: zu Fuß gehen. Während 35 Prozent der Bundesbürger häufiger zu Fuß gehen, haben lediglich 13 Prozent das zu Fuß gehen 2008 eingeschränkt. Weßner kommentiert: „Das Mobilitätsverhalten der Deutschen ist im Umbruch.“

Unabhängig von der Finanzkrise hat das Wachstum der deutschen Wirtschaft 2007 sowie 2008, und dem damit verbundenen Rückgang der Arbeitslosenquote, dazu geführt, die Zahl der Verbraucherinsolvenzen aktuell um mehr als 10 Prozent zu senken. D&B zählte bis Oktober dieses Jahres 85 546 Insolvenzen von Privatpersonen. Damit wird die Gesamtzahl für 2008 voraussichtlich wieder knapp unter der Grenze von 100 000 liegen, nachdem Sie 2007 erstmals seit Erhebung darüber lag. Die Zahlen belegen, dass die positive Entwicklung der Unternehmen in Deutschland auch in den Privathaushalten zu spüren ist, wenn auch mit etwas Verzögerung. „Für 2009 bleibt abzuwarten, inwieweit die Finanzkrise und die drohende Rezession Deutschland treffen“, sagt Thomas Dold. „Wie robust die deutsche Wirtschaft ist, wird sich im 1. Halbjahr 2009 zeigen und dann auch in den Insolvenzen abzulesen sein.“

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