Felix Huber, Nordeuropa-Chef von Stripe: „Wir wickeln Zahlungen für viele der innovativsten Unternehmen der Welt ab“

Der 26-Jährige Ire John Collison ist seit November 2016 der jüngste Selfmade-Milliardär der Welt. Warum? Weil er mit seinem Bruder den PayPal-Konkurrenten Stripe gegründet hat. Felix Huber leitet seit Mai 2014 die Region Nordeuropa bei Stripe. Zuvor war er als Engagement Manager bei McKinsey & Company tätig. Im Interview erzählt er, was der Unterschied zur Konkurrenz ist, und wie Stripe in Entwicklerkreisen sehr schnell sehr bekannt wurde.
Felix Huber

Herr Huber, Sie sind seit 2014 bei Stripe mit an Bord, vorher waren Sie bei McKinsey und Google. Wie sind Sie zu Stripe gekommen? Woher kommt das Interesse an der Tech-Industrie?

Vor Stripe war ich unter anderem auch CTO bei der fotocommunity. Dort habe ich gelernt, wie wichtig, aber auch wie unglaublich kompliziert das Thema Payments ist. Dass sich Stripe der Aufgabe gestellt hat, diese große Hürde für Entwickler und Gründer zu senken und ihnen damit schnelleres Wachstum zu ermöglichen, hat mich von Anfang an fasziniert.

Wie lang wurde an Stripes Infrastruktur gebastelt? Wann war der Launch und wer waren die ersten User?

Auf die Idee zu Stripe kamen die beiden irischen Brüder Patrick und John Collison, als sie ihre erste Firma, Auctomatic, gründeten: Die größte Hürde war es dabei, eine funktionierende Zahlungsabwicklung aufzusetzen. Es war klar, dass es einer Zahlungsplattform bedarf, die auf Entwickler und Entwicklerinnen ausgerichtet ist, langwierige Anmeldeprozesse eliminiert und Unternehmen jeder Größenordnung unterstützt. 2009 schrieben die beiden die ersten Codezeilen, und 2011 launchte Stripe offiziell in den USA. In den letzten Jahren haben wir international stark expandiert – mittlerweile nutzen mehr als 100.000 Unternehmen Stripe, und wir arbeiten an 25 Standorten. Wir wickeln Zahlungen für viele der innovativsten Unternehmen der Welt ab – und ermöglichen mit Produkten wie Connect, das die Abwicklung von ein- und ausgehenden Zahlungen für Marktplätze und Plattformen ermöglicht, ganz neue Geschäftsmodelle. Das ist wichtig für Plattformen wie Lyft, Deliveroo, Shopify oder auch Jimdo hier aus Deutschland.

Warum wurde Stripe im Silicon Valley gegründet und nicht direkt in Irland?

Patrick und John sind bereits als Teenager in die USA ausgewandert und haben dort studiert. Stripes Nutzer sind überwiegend Entrepreneure und Entwickler – und sehr viele davon befinden sich im Silicon Valley, weshalb es sinnvoll war, dort zu gründen. Genau aus diesem Grund haben wir in Deutschland auch Berlin als Standort gewählt, da hier die meisten Entwickler und Start-ups beheimatet sind.

Ihr habt bisher kein Marketing gemacht. Wieso ist Stripe mit seinen Gründern trotzdem in aller Munde?

Wenn man ein gutes Produkt anbietet, spricht sich das einfach schnell herum. Weil wir es Entwicklern mit unserer API und ihrer Dokumentation sehr einfach machen, Stripe zu integrieren, ist Stripe gerade in Entwicklerkreisen sehr schnell sehr bekannt geworden. Gerade für Marktplätze und Plattformen machen wir die Zahlungsabwicklung und die internationale Expansion sehr viel einfacher und schneller möglich. Und noch dazu unterstützen wir mit unserem Atlas-Programm Gründer überall auf der Welt, ein globales Online-Unternehmen zu gründen – auch in Regionen wie Afrika oder Lateinamerika, von wo aus das normalerweise etwas schwieriger ist als aus Europa oder den USA.

Was ist das größte Hindernis, dem sich Stripe gerade stellen muss?

Wir sind mittlerweile 600 Mitarbeiter, vor einem Jahr waren es noch halb so viele. Ein Ende des Wachstums ist nicht abzusehen, was zwangsläufig eine Herausforderung ist. In diesem Tempo weiterhin neue Talente zu finden, die Stripe immer besser machen und weiterentwickeln, ist sicherlich nicht immer einfach. Bei dem Wachstum effektiv und effizient zu bleiben, eine weitere. Wir müssen ständig darauf achten, die Balance im Unternehmen zu halten, und sicherstellen, dass alle Teams gut zusammenarbeiten. Nicht nur unsere Services, auch unsere Teams werden immer internationaler, und mit jedem Land, in dem wir einen neuen Standort eröffnen, kommt auch eine neue Kultur hinzu.

Was ist der Unterschied zwischen Stripe und PayPal?

PayPal ist zunächst einmal für die meisten Konsumenten eine Bezahlmethode. Stripe ist genau das nicht – wenn man etwas online kauft, zahlt man eben nicht mit Stripe. Wir wickeln stattdessen die Zahlung im Hintergrund ab und treten als Marke nie in Erscheinung gegenüber dem Endkonsumenten – das heißt auch, dass er ein unmittelbareres Kauferlebnis mit dem Verkäufer hat. Mit unseren Diensten ermöglichen wir dabei ganz unterschiedliche Abrechungs- und Geschäftsmodelle für Unternehmen, von Abo-Dienstleistungen über reinen E-Commerce bis hin zu On-Demand-Plattformen und Software as a Service.

Welche drei Ratschläge würden Sie Gründern geben?

Es gibt heute eine große Fülle an Diensten, die den Aufbau und die Skalierung eines Unternehmens viel einfacher machen als noch vor ein paar Jahren. Stripe für die Zahlungsabwicklung ist nur ein Beispiel – es gibt viele, viele weitere Services für ganz unterschiedliche Unternehmensbereiche. Der allerwichtigste Tipp für jeden Gründer ist es daher, sich sehr genau die Tools auszusuchen, mit denen man produktiver und schneller ist und sich die Arbeit einfacher machen kann.

Wann ist der Launch in Deutschland geplant?

Wir sind in Deutschland aktuell in der Preview-Phase, wollen aber noch in diesem Jahr vollständig launchen.

Welche Nutzer haben Sie bereits in Deutschland?

Unsere Nutzer in Deutschland sind bislang vor allem Tech-Unternehmen und Start-ups. Dazu gehören zum Beispiel Jimdo, Deliveroo, Freeletics und Book a Tiger, aber auch Tausende weitere. Insgesamt nutzt eine sehr große Bandbreite an Unternehmen Stripe, von Start-ups bis Fortune-500-Unternehmen.