Entfesselte Medien und operative Systeme nicht in Sicht

Eine explosionsartige Zunahme unter den Interagierenden in den Social Communities, reichweitenstarke Blogs und die klassischen Printmedien zwischen Druck und Digitalisierung – 280 Delegierte diskutierten auf dem zweiten Monaco Media Forum die neuen Entwicklungen in der Medienlandschaft.

Chairman HSH Prince Albert II von Monaco hatte nach Monte Carlo geladen und die Entscheidungsträger weltweit führender Print-, TV und Online-Gesellschaften kamen. „Die Verwirrung: Entfesselte Medien“ – David Kenny, Chairman and CEO Digitas, konnte seine Keynote zum Auftakt der Veranstaltung kaum treffender formulieren. Am meisten hätten die Werbungtreibenden mit den dramatischen Veränderungen zu kämpfen. „Sie suchen bei den Agenturen um Hilfe, doch dort hat man das Problem noch nicht gelöst“, ist seine Sicht der Dinge. Die Verbraucher bewegten sich hier hin und da hin, und die Aussichten, die Prozesse durch operative Systeme zu managen, lägen in weiter Ferne.

Den allgemeinen Trend in Richtung Communities und Entertainment stellte keiner der Guest Speaker des Forums mehr in Frage: „Wenn Menschen passioniert sind, sind sie auch abzuholen“, ist immerhin Kennies optimistische Werbe-Prognose. Als Kommunikationsexperte weiß er, dass Medien wie Marken Autorität suchen. Dabei gehe es längst nicht mehr um Prestige, sondern darum, Menschen für sich zu gewinnen. „Das Teilen von Autorität ist key“, formuliert Kenny die Chance, Aspekte von Membership und Selbstdarstellung zu kombinieren und Communities einen neuen Sinn zu verleihen.

Die „Youtubes“ wachsen, ganz gleich ob deren Content professionell ist oder nicht, bilanziert Quincy Smith, President CBS Interactive, den Trend der Communities, selbst für Entertainment zu sorgen. Die Wirkung des Video sei enorm, und ebenso schwer sei es für klassische Medien, an diesem Prozess teilzunehmen. „Das ureigene Moment des Internet ist nun mal das Selbstpublizieren“, postuliert Barry Diller, Chairman and CEO Interactive Corp. und Chairman IAC & Expedia, dies sei die neue Dimension, die die „alten“ Medien bislang immer noch bewusst oder unbewusst verhindern.

Dass es bei den Überführung der klassischen Printmedien in das neue Medienzeitalter auch Erfolgsgeschichten gibt, dafür steht die Britische Traditionszeitung Guardian. Das Blatt, Marktführer unter den britischen Zeitungen im Internet, erwirtschaft 15 bis 18 Prozent seines Umsatzes digital. „Wir haben unser Monopol auf die Reichweite verloren, wir arbeiten heute in einem völlig anderen Umfeld und wir sind hier auch nicht die größten Anbieter. Aber: Unsere Inhalte waren noch nie so populär“, beschreibt Simon Waldman, Director Digital Strategy Guardian Media Group, die erfolgreiche Transition ins digitale Zeitalter.

Wird es im Jahr 2020 noch Zeitungen geben? Die Teilnehmer des Workshops „Newspaper 2020“ differenzieren: „Im Jahr 2020 ist der Druckprozess verschlankt, ohne LKWs, die durch die Nation fahren, und ohne die hohen Inverstitionssummen, die derzeit in Druckmaschienen gehen“, sieht Guardian Director Waldman die Zukunft. In 2020 sehe er zwar keine Notwendigkeit mehr, eine Zeitung zu kaufen, dennoch werde es einen Wert für Printprodukte geben.

„Wir bewegen uns von einer vertikal strukturierten Industrie hin zu einer horizontalen Struktur, aber wir bewegen uns nicht von Druck in Richtung Digital“, analysiert Bruno Patino, Président Le Monde Interactiv. Und Leonard Brody von der kanadische Plattform Nowpublic.com fragt mit Hinweis auf den Erfolg von Facebook: „Was zum Teufel heißt heute schon Nachricht?“ Nachrichten arbeiteten lokal und „lokal“ habe nichts mehr mit Geographie zu tun, sondern mit den individuellen Menschen.

Interessante Showcases lieferten 3DSwym – die Macher von TVnima. Das Konzept: Der Service baut aus einem Porträtfoto einen Avatar, mit dem Nutzer Ihre eigene virtuelle TV Show gestalten und in alle Mediengattungen importieren. Magwerk – Michael Maier zeigt seine digitale Fassung des People Magazine und Skinkers arbeitet fieberhaft an einem IP-Äquivalent zur Satellitenstation – Microsoft ist bereits mit im Boot. Einfach gesagt: Es leitet die Sendesignale der TV-Stationen direkt auf das Desktop. Und: Vpod.tv erweist sich als interessante Plattform für Videoangebote, insbesondere für kleinere Anbieter im Mediengeschäft.

Im Januar 2004 diskutierten Richard Attias, Maurice Lévy, and HSH Prince Albert II anlässlich des World Economic Forum, wie Monaco zu der Diskussion über die Zukunft der Medien beitragen könnte. Das entwickelte Konzept Monaco Media Forum gilt als neutrale Plattform für die Diskussion der Führungskräfte in den Medien. Prince Albert dankte dieses Jahr vor allem den Co-Chairmen des 2. Monaco Media Forum Barry Diller, Chairman und CEO InterActiveCorp & Chairman Expedia, James Murduch, CEO BSkyB, Emilio Azcárraga-Jean, Chairman und CEO Grupo Televisa, Maurice Lévy, Chairman und CEO Publicis Groupe, Jacques Attali, CEO A&A und President PlaNet Finance sowie Silvio Scaglia, Chairman Babelgum. Ohne deren Engagement und Enthusiasmus, sei „dies alles nicht möglich“. Irmtrud Munkelt

MonacoMediaForum.org

Videoclip: Monaco Media Forum Seesmic Presentation