Elektrisch auf der „letzten Meile“: Otto will klimaneutral werden

Die Hamburger Otto Group bemühte sich schon weitaus früher als andere Unternehmen um Umwelt- und Klimaschutz. Jetzt will der Konzern seine Anstrengungen nochmals verstärken und bis 2030 netto kein Klimagas mehr ausstoßen. Tobias Wollermann wird neuer VP Corporate Responsibility der Gruppe.
Johannes Merck (links) und sein Nachfolger, der neue CR-Verantwortliche Tobias Wollermann (© Otto)

Der Handels- und Dienstleistungskonzern Otto will bis 2030 klimaneutral werden. Dieses Ziel habe der Vorstand für die Standorte, Transporte, Mitarbeitermobilität und die externen Rechenzentren und Cloud-Dienstleistungen ausgegeben, teilte Otto am Dienstag in Hamburg mit. Die Otto Group hebe damit ihren jahrzehntelangen systematischen Einsatz für den Klimaschutz auf ein neues Level, nachdem es gelungen sei, 50 Prozent der CO2-Emissionen des Jahres 2006 einzusparen.

Um das Ziel Klimaneutralität zu erreichen, bringt der Konzern ab 2021 eine neue CR-Strategie auf den Weg, die konkrete Maßnahmen zur weiteren Reduzierung von CO2-Emissionen enthält.

Im Gegensatz zu etlichen anderen Unternehmens will Otto das Ziel erreichen, ohne in großem Stil Zertifikate zum Ausgleich der eigenen Emissionen an anderer Stelle zu kaufen. „Wir sehen Kompensation aus Klimaschutz- und Kostensicht immer als das letzte Mittel an beim Erreichen unserer Nachhaltigkeitsziele“, sagte der Vorstandsvorsitzende Alexander Birken. Otto werde an den eigenen Standorten erneuerbare Energien ausbauen und zu 100 Prozent Ökostrom einsetzen, soweit verfügbar.

Emissionsfreie Zustellung durch Hermes

Bei den Transporten will die Otto Group den Anteil der Luftfracht weiter reduzieren und setzt auf der „letzten Meile“ verstärkt auf Elektromobilität. Die Konzerntochter Hermes werde in den 80 größten Städten bis 2025 die Sendungen inklusive der Retouren emissionsfrei zustellen. Intelligente Transport- und Tourensoftware soll die gesamte Logistik und die Zustellung effizienter machen. Weiteres CO2-Einsparpotenzial sehe der Vorstand im Bereich der Mitarbeitermobilität durch die vermehrte Nutzung der Bahn an Stelle des Flugzeugs und einen Wechsel auf Elektromobilität.

Wir sehen Kompensation aus Klimaschutz- und Kostensicht immer als das letzte Mittel an beim Erreichen unserer Nachhaltigkeitsziele.“

Alexander Birken, Otto-Vorstandschef

„Wir haben uns immer auf tatsächliche CO2-Vermeidung und -Verringerung konzentriert, um unsere eigenen Operations klimafreundlicher zu gestalten. Diesen seit vielen Jahren systematischen Klimaschutzansatz werden wir mit unserer neuen CR-Strategie konsequent weiter verfolgen“, kündigte der designierte VP Corporate Responsibility Tobias Wollermann an, „auch wenn das Ziel, klimaneutral zu werden, am Ende nicht vollständig ohne CO2-Kompensation zu erreichen sein wird.“

Wechsel im Bereich Corporate Responsibility

Mit Wollermann geht die Verantwortung für die neue CR-Strategie des Handels- und Dienstleistungskonzerns in andere Hände über: Wie das Unternehmen am Dienstag ebenfalls bekannt gab, übernimmt Wollermann zum 1. März die Leitung des Direktionsbereichs Corporate Responsibility der Otto Group. Der langjährige Group Vice President Johannes Merck (62) wechsele auf eigenen Wunsch in eine beratende Funktion innerhalb des Konzerns.

Der 44-jährige Wollermann ist seit 2008 Geschäftsführer des von Otto mitbegründeten Musikprojekts „The Young ClassX“, er berät zudem den Bereich Unternehmens- und Kulturentwicklung von Otto seit 2009. Davor war er am Aufbau der Popakademie Baden-Württemberg beteiligt. „Wir freuen uns sehr, mit Tobias eine hoch motivierte, geschätzte und mit der Otto Group vertraute Führungspersönlichkeit für diese bedeutende Position gefunden zu haben“, betont Alexander Birken, CEO der Otto Group.

mit dpa

(tht, Jahrgang 1980) ist seit 2019 Redakteur bei der absatzwirtschaft. Davor war er zehn Jahre lang Politik- bzw. Wirtschaftsredakteur bei der Stuttgarter Zeitung. Er hat eine Leidenschaft für Krimis aller Art, vom Tatort über den True-Crime-Podcast bis zum Pokalfinale.