E-Sport im TV: Warum sich lineare Angebote gegen Twitch & Co. nicht durchsetzen können

Es gibt Sportverbände, die sich um diesen Hype reißen würden, der gerade um E-Sport herrscht. Manche wünschten sich diese TV-Präsenz, E-Sports bekommt sie nun vermehrt. Fernsehsender suchen den Kontakt zur milliardenschweren Gaming-Branche, selbst die Entwicklung eines eigenen Senders ist im Gespräch. Doch lohnt die Mühe bei all der Vielfalt, die die virtuelle Welt für Gamer und Unternehmen längst bietet?
Sport 1 bringt nun einen Sender nur für eSports an den Start

Immer mehr Bundesliga-Klubs steigen ins E-Sport-Business ein. Ob Schalke 04, RB Leipzig oder der VfB Stuttgart: Sie alle zocken mit. Am längsten dabei ist beispielsweise der VfL Wolfsburg, der bereits seit 2015 mitspielt. Beim FC Bayern München ist eine Gründung eines E-Sport-Teams erst 2018 geglückt. Überraschenderweise setzt der Klub aber nicht auf Fifa, sondern engagiert sich in 2Ks Basketballsimulation NBA2K. Das große Engagement der Fußballvereine, zeigt vor allem, dass hier großes Potenzial für das Marketing, Sponsoring und Marktetablierung liegt.

Durch die immer größer werdende Präsenz, sind auch die Fernsehsender auf den neuen Hype aufmerksam geworden: Sport1, ran, Sky und ProSieben Maxx nehmen sich dem Thema stärker an und senden in regelmäßigen Abständen E-Sport-Inhalte. Richtig in Fahrt kommt das Thema aber noch nicht: Zuletzt waren es weniger als 100.000 Zuschauer, die das Magazin „ran eSports“ bei ProSieben Maxx sahen. Die TV-Quoten lagen auch im April zum Finale der ESL-Meisterschaft, hinter der das weltweit führende E-Sport-Unternehmen ESL steht, zur besten Sendezeit bei gerade mal 70.000 Zuschauern. Sport1 übertrug dieses Spiel. Trotzdem setzt der Sender voll auf den Trend und plant einen eigenen Sender, wie DWDL berichtet. Sport1 bestätigte gegenüber dem Medienmagazin. „Es ist richtig, dass wir die Planungen für einen E-Sports-Sender vorantreiben und diesbezüglich auch mit möglichen Partnern sprechen“, sagt Sport1-Sprecher Michael Röhrig. Hinsichtlich der Konkurrenz à la Twitch.tv stellt sich die Frage, ob die Vertreter im Netz nicht längst zu mächtig sind.

Konkurrenz für das Internet

Die virtuelle Welt hat den Markt früh für sich erschlossen und hält nicht viel davon, dass nun TV-Sender in den Markt wollen. Experten der Szene sehen dazu die Bemühungen der TV-Anstalten als vergebens an. E-Sport wird nicht der Retter des linearen Fernsehens sein, meinen die. Denn Plattformen wie Twitch haben sich seit Jahren fest in der Szene etabliert. Burkhard Leimbrock, Commercial Director Europe bei Twitch, das vorrangig zur Übertragung von Videospielen genutzt wird, sagte beim eSport Business Forum: „Ich glaube, der E-Sport wird sich im Fernsehen nicht entwickeln.“ Warum nicht? Leimbrock sieht gerade die virtuelle Welt am Zug. Mit seinem Dienst ist es den Benutzern möglich, mit anderen zu interagieren – das könne TV nicht bieten.
In Deutschland verzeichnete Twitch, das zu Amazon gehört und mittlerweile mit der Washington Post kooperiert, im Januar 2017 nach eigenen Angaben über 2 Milliarden Zuschauerminuten. Durchschnittlich 15 Millionen Nutzer erreicht die Plattform im Jahr 2017 und dort konnten die Nutzer mehr als 124 Millionen Clips sehen. An solche Zahlen kann TV mit der linearen Nutzung nicht heranreichen. Unternehmen haben das Erfolgsrezept auch schon entdeckt und schalten regelmäßig Anzeigen. Zu den Twitch-Kunden gehören Paramount Pictures, Nike und Red Bull, die das deutsche, junge Publikum über die Plattform erreichen wollen.

(Lig)