E-Commerce-Markt in Deutschland: Kann Otto beim Marktplatz zur Konkurrenz für Amazon werden?

Der deutsche E-Commerce-Umsatz hat 2017 weiter zugelegt und kann auf einen konstanten Wachstumskurs schauen. Positiv dabei ist die Entwicklung von Marktplätzen, die als zusätzlicher Betriebskanal wieder mehr genutzt werden. Auffällig: Das Umsatzwachstum der kleineren Onlinehändler ist eher rückläufig.

Wie haben sich die Top-1.000-Onlineshops in Deutschland 2017 entwickelt? Klar ist: Es gibt erneut eine Umsatzsteigerung, wenn auch nicht mehr so stark wie in den Vorjahren. Vor allem die großen Shops verzeichnen das stärkste Wachstum, während das Umsatzwachstum der kleineren Onlinehändler der zweiten Hälfte des Rankings eher rückläufig ist. Gleichzeitig nehmen die Aktivitäten der Händler auf Marktplätzen wie Marketplace Amazon oder Ebay zu. Das ergab die Analyse „E-Commerce-Markt Deutschland 2018“ von EHI und Statista.

Im Fokus dieser Studie steht weiterhin die Marktentwicklung der Top-1.000-Onlineshops. Und hier zeigen sich in diesem Jahr weitere Effekte der Plattform-Ökonomie. Nicht nur die Ballung des Handels schlägt sich auf den großen Plattformen in der Marktkonzentration nieder, auch das Wachstum der Onlineshops abseits des Plattform-Geschäfts verändert sich durch diese Entwicklung.

Die erste Hälfte wächst

Im vergangenen Jahr haben die 1.000 umsatzstärksten Onlineshops in Deutschland 42,8 Milliarden Euro erwirtschaftet. Verglichen mit dem Vorjahr (39,6 Milliarden Euro) entspricht das einem Umsatzwachstum von 8,1 Prozent. Damit befindet sich der deutsche E-Commerce-Markt weiterhin auf konstantem Wachstumskurs, bleibt aber unter dem zweistelligen Umsatzwachstum aus dem Vorjahr (11,4 Prozent). Bereits in den vergangenen Jahren zeichnete sich ab, dass es für die kleinen Onlinehändler im stark umkämpften E-Commerce-Markt immer schwieriger wird und sich das Wachstum zunehmend auf die E-Commerce-Spitze verlagert.

Mobile Websites oder Apps sind für Onlineshops mittlerweile Standard – alle Anbieter haben ihren Onlineshop für mobile Endgeräte nutzbar gemacht, wenn auch in unterschiedlicher Qualität. Damit ist Mobile der am stärksten verbreitete zusätzliche Vertriebskanal und liegt deutlich vor stationären Ladengeschäften im Inland, die von 55,0 Prozent der Shops betrieben werden. Jeder zweite Onlineshop im Ranking (48,9 Prozent) ist mit seinem Geschäft online gestartet – und die meisten bleiben auch dabei. Nur 12,9 Prozent von ihnen setzen mittlerweile auch auf stationäre Stores.

Stärkere Nutzung von Marktplätzen

Nach einem Rückgang in den Vorjahren lässt sich seit 2016 beobachten, dass wieder mehr Onlinehändler Markplätze als zusätzlichen Vertriebskanal nutzen. So sind 35 Prozent (Vorjahr: 34 Prozent) der Top-1.000-Onlineshops zusätzlich auf Ebay aktiv. Bei Amazon sind es bereits 43 Prozent der Onlinehändler. Das entspricht einer Steigerung von 7 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr. 

Nicht wenige Marktplatzpartner sehnen sich nach einer Alternative von Amazon. Otto versucht hier den Platz einzunehmen. Die Ankündigung, dass Otto nun zur Plattform werden will, schlug in der Branche ein. Die Transformation zur Plattform steht noch am Anfang, aber schon jetzt klopfen immer mehr Partner bei Otto an. „Unsere Prozesse sind in diesem Bereich noch nicht voll automatisiert, da gibt es bisher noch viel Handarbeit. Und das schluckt Ressourcen“, so Marc Opelt, Vorsitzender des Bereichsvorstands Vertrieb im Gespräch mit der Internet World Business. Rund 100 Million Euro will das Unternehmen allein bis zum Ende des Geschäftsjahres 2018/2019 in diese Wandlung investieren.

(Lig)