Düstere Marktaussichten belasten Pariser Autoshow

Neue Modelle haben den Automobilherstellern schon über manche Konjunkturschwäche hinweggeholfen. Beim Autosalon in Paris, der Ende des Monats startet, werden zahlreiche neue Modelle präsentiert. Für Volkswagen steht der Golf im Mittelpunkt und bei Renault ist es der neue Clio, der die Verkäufe anschieben soll. Jedoch ist nach Marktanalysen von Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer die schlechte Geschäftsentwicklung nicht mehr nur in Südeuropa zu spüren, sondern auch in Deutschland und weiteren europäischen Staaten.

„Mittlerweile spüren auch VW und wichtige Premiumhersteller die sich global ausbreitende Marktschwäche“, betont der Automobilexperte, der das CAR-Center Automotive Research an der Universität Duisburg-Essen leitet. In einer derartigen Situation käme es auf Kaufimpulse durch neue Produkte an. Neben dem VW Golf und dem Renault Clio zählt Dudenhöffer bei Dacia den Logan und den Sandero zu den wichtigen neuen Modellen, bei Ford den Mondeo sowie den kleinen SUV EcoSport, bei Honda den SUV CR-V, bei Hyundai den neuen Santa Fee, bei Jaguar den Sportwagen F-Type Roadster, bei Opel den Kleinwagen Adam und den in Korea gebauten Mokka, bei Mini den Paceman, bei Peugeot den SUV 2008, bei Citroen ein Cabrio für den DS 3, bei Toyota einen Kombi für den Auris, bei Seat den Leon sowie den Toledo, bei Skoda den Rapid und bei Volvo den SUV XC 40.

Hohe Rabatte für den neuen Golf

Diese zahlreichen neuen Modelle könnten den Markt bewegen – wäre da nicht die Rezession in den südeuropäischen Ländern, die sich auch auf Nordeuropa ausgeweitet hätte und in Exportländern wie China ebenfalls spürbar sei. Bestes Beispiel für die fehlende Wirkung der Neuvorstellung sei der neue VW Golf. Er werde mittlerweile in Anzeigen mit Rabatten bis zu 20 Prozent angeboten. „Der Golf ist nicht irgendein Exot, sondern der Volumenträger im Europageschäft für Volkswagen. Einen Marktstart eines solch wichtigen Modells mit so hohen Rabatten hatten wir bisher noch nie beobachtet“, sagt Dudenhöffer. Auch Aktionen wie das Rückgaberecht von Neuwagen bei Opel verdeutlichten, wie verzweifelt Autobauer derzeit versuchten, gegen die Krise anzukämpfen. „Frankreich ist einer der Schauplätze für den Überlebenskampf und das ist eine der weniger schönen Botschaften des Pariser Autosalons“, erklärt der Wissenschaftler.

Milliardenverluste für Hersteller

Die Überkapazitäten in Westeuropa beziffert das Forschungsinstitut auf mehr als drei Millionen Pkw. Peugeot-Citroen, Ford und Opel müssten daher in diesem Jahr mit einem Milliardenverlust in Europa rechnen. Die Auswirkungen der Schuldenkrise seien mindestens bis 2015 zu spüren. Dudenhöffer prognostiziert: „Im Jahr 2015 werden immer noch weniger Pkw in Westeuropa verkauft als im Jahr 2011. Kapazitätsanpassungen sind unabwendbar, allerdings ist bisher wenig Konkretes dazu erkennbar.“ Da die lokalen Autobauer Fiat, PSA, Renault und Seat große Marktanteile in den Südländern hätten, werde die südeuropäische Autoindustrie besonders betroffen sein. Zusätzlich sei Spanien Produktionsland für Audi, Ford, General Motors und VW. Damit würden nicht nur die Produktionsstätten der Autobauer, sondern auch die Zulieferbetriebe vor Ort von dem langanhaltenden Nachfrageausfall getroffen. Gruppen wie Fiat müssten aufgrund der Verschiebung der Markteinführung neuer Fahrzeuge – etwa des Punto – mit weiter sinkenden Marktanteilen rechnen.

Drei magere Jahre für die Autoindustrie

„Paris gibt seit jeher einen Vorgeschmack auf das Autogeschäft des kommenden Jahres in Europa. In diesem Jahr zeigt Paris eine Art Ratlosigkeit“, bewertet Dudenhöffer die bevorstehende Messe. Sie ist auf den 27. September bis 14. Oktober datiert. Die Sanierungspläne von Peugeot-Citroen und Opel seien weiterhin unklar. Wie dort Kapazitäten abgebaut werden sollen, sei bisher nicht erkennbar. Aber auch Fiat, Ford, Renault, Seat, Mitsubishi und Volvo kämpften in schwierigem Umfeld. Und nehme man die Anzeigen für die Rabatte des neuen Golf VII als Indikator, stehe auch der in seinen Fabriken wenig flexible VW-Konzern unter Druck. „Der europäischen Autoindustrie“, so das Fazit des Experten, „stehen mindestens drei schwere Jahre bevor.“