Dmexco-Chef Matyka: „Bei uns wird richtig Business gemacht“

Dominik Matyka, Chief Advisor der Dmexco, spricht mit absatzwirtschaft über die Weiterentwicklung der Digitalmesse und die Abgrenzung von der Konkurrenz.
Das Mastermind der Messe: Dominik Matyka, Gründer und ehemaliger CEO des Native-Advertising-Netzwerks Plista, ist seit 2018 federführend für die Konzeption der Dmexco verant­wortlich.

Dominik, ihr habt wieder ein sehr interessantes Line-up an nationalen und internationalen Speakern auf die Beine gestellt. Wie schwer ist es, Top-Manager und -Managerinnen von aktuell so spannenden Unternehmen wie Tik Tok, Slack oder Superphone nach Köln zu locken?

DOMINIK MATYKA: Das ist schon kompliziert, weil diese Leute teilweise zwei Jahre im Voraus ausgebucht sind. Daher muss man sehr früh Kontakt aufnehmen. Hinzu kommt, dass die Schwelle für Speaker aus den USA und aus Asien höher liegt, eine Reise nach Deutschland kostet sie mindestens zwei Tage. Die opfern sie nur, wenn sie auch eine strategische Agenda für den europäischen Markt haben. Dieser Aspekt ist umso wichtiger, als wir im Gegensatz zu anderen deutschen und internationalen Events den Speakern keine Honorare zahlen.

Du hattest im vergangenen Jahr erstmals die Federführung für die Dmexco und warst damit ziemlich erfolgreich. Wohin soll sich die Messe nun weiterentwickeln?

Wir stärken die vier Pfeiler Transaktion, Inspiration, Information und Community. Die Dmexco soll noch stärker zur Plattform werden, auf der Angebot und Nachfrage zusammenkommen. Zudem wollen wir der fortschreitenden Internationalisierung Rechnung tragen und als das größte und wichtigste europäische Tech-Event für das digitale Marketing und das digitale Business wahrgenommen werden. Wir bieten auf zweierlei Weise eine Brücke: für Unternehmen aus Übersee, die in Europa Fuß fassen wollen, und für hiesige Unternehmen, die ihre Fühler über Europa hinaus ausstrecken.

Die Dmexco hat ihre Wurzeln im digitalen Marketing. Mittlerweile deckt ihr aber eine große Bandbreite digitaler Themen von IoT über Mobility bis Fintech ab. Verschwimmt damit nicht das Profil?

Nein. Die Themenpalette, die für das digitale Marketing relevant ist, wird eben immer größer. Daten und Daten-schutz gewinnen an Relevanz, aber auch Themen wie künstliche Intelligenz, Mixed Reality oder IoT-Anwen-dungen. Es geht nicht mehr nur um Bits & Bytes, sondern auch um innovative Hardware. Der gemeinsame Nenner lautet: Wir zeigen einer Marke oder einem Hersteller Mittel und Wege, wie er dem Konsumenten oder Nutzer seine Produkte oder Services verkaufen kann.

Macht es dich nervös, dass das OMR Festival in Hamburg immer größer wird und euch in puncto Besucherzahlen schon überholt hat?

Konkurrenz belebt das Geschäft. Aber ich glaube nicht, dass sich die beiden Veranstaltungen in die Quere kommen – nicht nur weil vier Monate dazwischenliegen. Ich schätze das OMR Festival, Philipp Westermeyer (der Organisator) ist ein guter Freund von mir. Aber es hat einen ganz anderen Ansatz. OMR ist laut, es geht um den Big Bang für die jungen Leute. Bei uns wird dagegen richtig Business gemacht. Ich kann die Aussteller und Besucher teilweise nicht mal zum Essen einladen, weil sie so viele Geschäftstermine haben. Um reine Besucherzahlen geht es im Übrigen auch gar nicht. Wir setzen viel stärker auf Transaktionen, haben mehr als doppelt so viele Aussteller und Speaker-Formate als das OMR Festival – und sind zudem in jeder Hinsicht wesentlich internationaler aufgestellt.

Aber du bemühst dich trotzdem, auch den Dmexco-Besuchern mehr Erlebnisse zu bieten.

Klar, auch für uns werden Experiential-Formate wichtiger. In diesem Jahr fliegen wir mit unserem Partner Yext Broadway-Darsteller aus New York ein. Sie werden auf der Dmexco ein Musical aufführen, das sich um Technologie dreht. Wir bieten mit Formaten wie dem Future Park und der Demo Arena auch die Möglichkeit, neue Technologien hautnah zu erleben und zu testen. Show gehört dazu, aber bei uns ist sie immer mit relevanten Inhalten verbunden.

Die Dmexco hat mittlerweile eine Community aufgebaut, die sich während des gesamten Jahres austauschen soll. Ihr versorgt sie auch kontinuierlich mit Podcasts und anderen Content-Angeboten. Wie laufen die?

Mit einigen sind wir sehr zufrieden, andere optimieren wir noch. Man muss sich vor Augen halten, wo wir herkommen. Vor rund anderthalb Jahren konntest du auf der Website gerade mal die Anmeldeformulare herunterladen. Jetzt nutzen wir die Content-Formate, um noch genauer festzustellen, welche Bedürfnisse unsere Zielgruppen haben, was sie interessiert. So können wir die Messe viel stärker am Bedarf unserer Community ausrichten. Und unsere neue App ist ein ganz wichtiges Bindeglied, das ganze Jahr über: mit interessanten Inhalten und der Möglichkeit, Kontakte und Netzwerk zu knüpfen – auch unabhängig von den beiden Event-Tagen.

Seit der Dmexco 2018 wird auf der Messe konsequent geduzt. Stößt das auf allgemeine Zustimmung?

Ja, ausnahmslos. Duzen ist heute im gesamten Digital Business Standard – wenn man nicht ohnehin schon Englisch spricht.

Ein 25-seitiges Special zur Demexco gibt es in der aktuellen Print-Ausgabe der absatzwirtschaft, die Sie hier bestellen können.

(kj, Jahrgang 1964), ewiger Soul- und Paul-Weller-Fan, hat schon für Tageszeitungen und Stadtmagazine gearbeitet, Bücher über Jugendkultur und das Frankfurter Bahnhofsviertel geschrieben und eine eigene PR-Agentur betrieben. 1999 zog es ihn aus dem Ruhrgebiet nach Frankfurt, wo er seitdem über Marketing-, Medien- und Internetthemen schreibt, zunächst als Ressortleiter bei „Horizont“, seit 2008 als freier Journalist und Autor. In der Woche meist online, am Wochenende im Schrebergarten.