dm bei Clubhouse: „Zu viel Eigenwerbung ist fehl am Platz“

Mario Bertsch, Bereichsleiter E-Commerce, Loyalty, Datamanagement & Analytics bei dm, spricht im Interview über die Clubhouse-Erfahrungen der Drogeriekette.
Aus Sicht von dm sind die Dialoge auf Clubhouse intensiver als auf anderen Social-Media-Plattformen. (© Clubhouse)

dm ist schon seit Ende Februar als Marke auf Clubhouse unterwegs. Sie sind einer der Initiatoren und Hosts der dm-Talks. Wie oft lädt dm zu Clubhouse-Talks ein?

MARIO BERTSCH: Keimzelle unserer Clubhouse-Aktivitäten ist das Social-Media-Team, das dafür sehr eng mit den Presseteams zusammenarbeitet. Die Themen kommen sowohl aus diesen Teams als auch aus HR oder anderen Unternehmensbereichen und von unseren Industriekunden oder auch von unseren Kundinnen und Kunden.

Und worüber haben Sie zuletzt in den dm-Talks gesprochen?

Unter anderem über „Social-Media-Marketing bei Unternehmen“, „Creator Brands“, „Wie kommt eigentlich ein Produkt ins Regal?“, „Arbeiten bei dm“, „Über das Frausein im 21. Jahrhundert“.

Wie würden Sie Ihre Erfahrungen zusammenfassen?

Positiv überrascht hat mich die Intensität des Austauschs. Die Dialoge auf Clubhouse sind – zumindest bislang – intensiver als auf vielen anderen Social-Media-Plattformen. Vermutlich, weil man direkt die Möglichkeit hat nachzufragen. Das kann sich aber auch noch ändern, wenn etwa die App irgendwann auch auf Android läuft und dann viel breitere Zielgruppen anspricht.

dm-Manager Mario Bertsch über Clubhouse: „Positiv überrascht hat mich die Intensität des Austauschs.“ (Foto: dm)

Welche Zielgruppen will dm auf Clubhouse ansprechen?

Im Moment vor allem im B-to-B-Bereich. Aber auch für Employer Branding und B-to-C-Kommunikation kann Clubhouse ein gutes Instrument sein. Es hören in der Audience ja immer auch potenzielle neue Kolleginnen und Kollegen oder potenzielle Kundinnen und Kunden zu.

Hatten Sie keine Angst, dass Ihnen die Live-Kommunikation auch mal aus dem Ruder läuft und Leute Dinge sagen, die dm als Marke lieber nicht vor Publikum hören will?

Nein. Wir sind als Unternehmen grundsätzlich transparent und offen für die Rückmeldung der Kunden. Auch Kritik ist ja letztlich etwas Positives, weil man so erkennt, dass man Dinge verändern kann. Es gibt also nichts, was dm nicht hören will. Wichtig ist aber auf jeden Fall eine gute Moderation. Nicht nur, wenn es mal tricky wird. Man muss die Rolle des Moderators sehr klar annehmen, deutlich die Regeln erklären, die Audience gut im Blick behalten und immer wieder in die Diskussion mit einbinden. Aber vor allem muss man auf Clubhouse sehr gut und intensiv zuhören.

Die eigenen Botschaften verbreiten reicht nicht aus?

Im Gegenteil. Man sollte möglichst unvoreingenommen in die Talks gehen und von der Audience wirklich etwas lernen wollen. Ich sehe Clubhouse in erster Linie als Möglichkeit, gemeinsam neue Ideen oder Konzepte für was auch immer zu entwickeln. Zu viel Eigenwerbung ist da eher fehl am Platz.

Sollten andere Marken dem dm-Beispiel folgen?

Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass alle Social-Media-Teams in allen Marketingabteilungen neue SM-Kanäle unbedingt ausprobieren sollten. Also auch Clubhouse. Man muss allerdings auch wissen, wie lange man weitermacht oder wann man wieder aufhört.

Macht dm weiter?

Im Moment auf jeden Fall. Der Rest wird sich zeigen.

Der Hype flacht ja schon wieder ab.

Das stimmt. Zu Beginn konnte man tatsächlich schon mal 1000 Leute in einem einzigen Talk begrüßen. Derzeit sind schon 300 Leute richtig gut. Android könnte für einen neuen Push sorgen. Aber vielleicht macht bald auch Twitter Spaces das Rennen.

Das Interview samt weiteren Artikeln zum Thema Audio und Clubhouse erschien zuerst in der Mai-Printausgabe der absatzwirtschaft.

ist seit mehr als 20 Jahren Journalistin, spezialisiert auf Marketing, Medien, New Work und Diversity. Sie war stellvertretende Chefredakteurin bei “Horizont”, schreibt seit 2014 als freie Autorin für diverse Wirtschafts- und Fachmedien und liebt es, als Dozentin für Fachjournalismus und Kommunikation junge Menschen für die Branche zu begeistern. Privat muss es bei ihr sportlich zugehen – am besten beim Windsurfen oder Snowboarden.