Diese Fehler sollten Arbeitgeber bei Kununu vermeiden

Was sind die größten Fehler, die Arbeitgeber bei Kununu machen können? Warum ist Schweigen auf der Bewertungsplattform riskant? Und wie geht dort guter Dialog? Kununu-Experte Sascha Theisen verrät die Antworten.
Bewerber und Mitarbeiter wünschen sich von Arbeitgebern bei Kununu einen aktiven, offenen Umgang und Antworten auf Kritik. (© Kununu)

Was ist der häufigste Grund, wenn Unternehmen sich bei Ihnen zum Workshop anmelden oder nach Rat fragen?

Viele Arbeitgeber möchten erfahren, wie sie auf Kununu im Vergleich zu ihrem Wettbewerb dastehen, in welchen Bewertungskriterien sie besser oder schlechter abschneiden. Ebenfalls wichtig: Wie soll man auf Kritik reagieren? Da gibt es Nachholbedarf. Zu oft verweigern Unternehmen den Kandidatendialog, statt ihn konstruktiv zu führen.

Was sind die schlimmsten Fehler, die Arbeitgeber bei Kununu machen?

Erstens: Fake-Bewertungen einstellen, um den Kununu-Score kurzfristig zu verbessern. Das schadet der Employer-Brand mehr, als dass es ihr nutzt. Nutzer merken das sofort.

Zweitens: Auf Kritik nicht reagieren. Arbeitgeber haben die Chance, kostenfrei auf Bewertungen zu antworten und Stellung zu beziehen. Das nicht zu tun ist fatal, weil Kritik dann stehen bleibt, nach dem Motto: „Es wird schon was dran sein.“ Dabei schätzen Nutzer es, wenn Unternehmen kritikfähig und konstruktiv mit Bewertungen umgehen.

Drittens: Kununu als Plattform missverstehen, auf der sich unzufriedene ehemalige Mitarbeiter nur auskotzen – und sie deshalb ignorieren. Dazu ist Kununu ein zu großer und wichtiger Ort geworden, an dem sich Arbeitgebermarken bilden. Wer das nicht versteht, sollte sich nicht wundern, wenn plötzlich Bewerbungen ausbleiben oder die Fluktuation steigt.

Umgekehrt gefragt: Worauf kommt es an im Umgang mit Kununu?

Bewerber und Mitarbeiter wünschen sich einen aktiven, offenen Umgang und Antworten auf Kritik. Unternehmen sollten sich also eine Strategie dafür zurechtlegen. Und es schadet auch nicht, auf der Plattform mit eigenem Unternehmensprofil sichtbar zu sein. Das ist allerdings kostenpflichtig und daher eine Budget-Frage.


Sascha Theisen, Inhaber, Employer Telling und HR-Präsenz

Was können Arbeitgeber für sich selbst lernen durch und auf Kununu?

Dort ist, direkt aus dem Mund von Mitarbeitern und Bewerbern, so unfassbar viel authentisches Datenmaterial offen einsehbar. Dadurch erkennt man Stärken und Schwächen von Arbeitgebern, bezogen auf das eigene Unternehmen, aber auch auf den Wettbewerb.

Was folgt daraus?

Eine unserer Kernthesen lautet, dass sich Arbeitgeber in ihrer Kommunikation nicht ausreichend voneinander differenzieren, eben weil sie nicht wissen, was sie selbst von ihrem Wettbewerb unterscheidet. Auf Kununu finden sie die Antwort darauf. Wer diese Steilvorlage nutzt, erschließt einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil im Kampf um die besten Talente.

Rund um Kununu haben sich Anwälte positioniert, die Unternehmen juristisch beraten und mitunter zu rechtlichen Schritten ermuntern. Ist das ratsam?

Erst mal ist wichtig zu wissen, was passiert, wenn ein Arbeitgeber einen Anwalt konsultiert, um gegen negative Kununu-Bewertungen vorzugehen. Dann nämlich erhält der Bewerter umgehend eine E-Mail von Kununu und wird über den Sachverhalt informiert, verbunden mit der Bitte, die Identität als tatsächlicher Mitarbeiter gegenüber Kununu zu belegen. Das klingt nun erst einmal verlockend, ist aber ein Spiel mit dem Feuer. Denn so etwas macht die Runde – im Freundeskreis des Bewerters, in der Belegschaft, aber auch auf Kununu selbst. Davon zeugen Hunderte von Einträgen auf der Plattform, die sich mit Löschversuchen beschäftigen. Das Arbeitgeber-Image kann dadurch schnell Schaden nehmen.

Aber sollen sich Unternehmen niemals begründet zur Wehr setzen?

In manchen Fällen kann der Versuch, einen Kununu-Eintrag löschen zu lassen, sinnvoll sein. Zum Beispiel wenn gegen die Kununu-Regeln oder gesetzliche Bestimmungen verstoßen wurde. Auch dann ist es aber nicht zwingend notwendig, einen Anwalt einzuschalten. Denn bei guten Argumenten gegen eine Bewertung ist Kununu erfahrungsgemäß offen und reagiert auch.

Also lieber kommunizieren als klagen?

Eindeutig ja. Auf Kritik sollten Arbeitgeber direkt reagieren und ihre Sicht der Dinge darlegen – und die große Anwaltskeule wirklich nur dann schwingen, wenn es gar nicht anders geht.

Roland Karle (rk, Jahrgang 1966) schreibt über Marken & Medien, Beruf & Sport. Hat BWL/Marketing an der Uni Mannheim studiert, bei einer Tageszeitung volontiert und arbeitet seit 1995 freiberuflich. Er porträtiert gerne Menschen in Zeilen und Märkte durch Zahlen. Hang zum Naschkater und Volltischler. Im früheren Leben ein fröhlicher Libero.