Die Top-Sieben-Ärgernisse wegen mieser Digital-Werbung

Der Online-Vermarkterkreis (OVK) im Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) schlägt Alarm: Die Nutzungsrate von Adblocker-Software liegt mittlerweile bei über 20 Prozent. Der Verband konstatiert einen “erheblichen Schaden für die digitale Wirtschaft” und sieht sogar “das freie Internet in Gefahr”. Dabei ist der Einsatz von Adblockern oft nur eine Form von Notwehr der Nutzer. Wir zeigen die sieben größten Ärgernisse bei der Online-Werbung.

Von Stefan Winterbauer

1. Nicht wegklickbare Preroll Ads

Video ist einer der Mega-Trends im Digitalen. Entsprechend gibt es einen großen Bedarf an Videowerbung. Aber leider, leider ist Video-Werbung in den allermeisten Fällen überhaupt nicht smart, sondern oftmals dumm und nervig. Auf Medien-Websites ist es der Normalfall, dass vor jedes Video ein Werbespot geschaltet wird. Schaut man sich mehrere Videos an, stehen die Chancen gut, dass man jedesmal denselben Werbespot vorgesetzt bekommt. Wenn man zum zehnten mal einen Hochglanz-Audi-Spot anschauen muss, ohne ihn wegklicken zu können, sorgt auch bei dem Automobil freundlich zugewandten Zeitgenossen für Grummeln. Die Software ist offenbar nicht schlau genug um zu erkennen, dass ein Nutzer exakt diesen Spot gerade schon einmal gesehen hat. Endgültig pervers wird es, wenn man gezwungen wird, vor winzigen Videoschnippseln Werbung anzuschauen, die viel länger dauert als das eigentliche Video. Oder wenn man vor dem Anschauen eines witzigen Werbespots erst einen unwitzigen Werbespot anschauen muss.

Wie es besser gehen würde:

Smarte Software einsetzen, die erkennt, welche Werbung der Nutzer bereits gesehen hat. Preroll-Ads nach dem Vorbild von YouTube wegklickbar machen. Die daraus gewonnen Daten könnten Aufschluss darüber geben, welche Werbung ankommt und welche nur nervt.

2. Automatisch startender Ton

Ultranervig wird es, wenn man eine Website besucht und ohne Vorwarnung geht eine kreischende Musik los oder eine laute Stimme preist ein x-beliebiges Produkt an. Es dauert nervenzerfetzende Sekunden, bis man die Quelle der plötzlichen Geräuschbelästigung gefunden und abgestellt hat. Manchmal geht das auch gar nicht und man muss den Ton am PC leise stellen. Das ungefragte Zudröhnen der Nutzer grenzt an Körperverletzung. Wer das ein-, zweimal erlebt hat, versteht jeden Adblocker-Nutzer.

Wie es besser gehen würde:

Auf automatisch startenden Ton komplett (!) verzichten.

3. Penetrante Layer und hässliche Wallpapers

Man fährt mit dem Mauszeiger unachtsam über eine Werbung und die Anzeige breitet sich ungefragt über große Teile des Bildschirms aus. Jeder kennt das Problem. Manchmal breitet sich die Werbung auch ganz von alleine über dem Bildschirm aus. Die Einführung der so genannten Wallpaper-Ads war zudem ein Anschlag auf das Ästhetik-Empfinden jedes sehenden Menschen. Die Anzeigen, die eine Website von oben und rechts “einrahmen”, sehen per se meist nicht besonders gelungen aus. Manchmal schiebt sich der obere Teil des “Wallpaper” zwischen den Kopf der Seite und die Inhalte, was eine Internetsite optisch komplett zerhackt. Eine Zeitschrift würde eine solche optische Vergewaltigung durch ein Werbemittel niemals zulassen. Zurecht!

Wie es besser gehen würde:

Auf Wallpaper und Layer verzichten und wenn es sein muss, wenigstens so programmieren, dass sie das Layout einer Internet-Seite nicht zerstören.

4. Hilfe, meine Produktsuche verfolgt mich!

Das angeblich so schlaue Re-Targeting ist in Wahrheit ziemlich doof. Kaum sucht man nach einem x-beliebigen Produkt, wird man im Web fortan von diesem und ähnlichen Produkten in Werbeanzeigen regelrecht verfolgt. Suchen Sie nach einem Wanderschuh: Plötzlich überall Wanderschuhe! Suchen Sie nach einem Küchengerät: überall Küchengeräte! Die Werbung “merkt” natürlich nicht, dass Sie längst einen Kauf getätigt haben. Sogar die Ober-Datenschlaumeier von Amazon verfolgen einen weiter mit Verkaufsanzeigen für genau das Produkt, das man bei Amazon gekauft hat. Wie war das nochmal mit Digital-Werbung, die auf die Bedürfnisse der Verbraucher zugeschnitten sein soll?

Wie es besser gehen würde:

Verzicht auf Re-Targeting! Oder: Mit Einverständnis der Nutzer ein solches Tracking ermöglichen, das erkennt, wann welche Kaufvorgänge getätigt wurden.

5. Pop-up U-Boote

Beim Aufrufen einer Seite werden Pop-ups gestartet, die man aber gar nicht richtig zu Gesicht bekommt, weil sie sich sofort auf Tauchstation begeben und in den Hintergrund legen. Was soll das? Damit man die Werbung nicht sofort wegklickt, wird sie auf dem Bildschirm erst einmal versteckt? Und wer schaltet überhaupt noch Pop-ups? Die meisten Browser unterdrücken dieses XXL-Nerv-Werbemittel mittlerweile standardmäßig. Neuster Pop-up-Trend des Grauens: Pop-ups, die in der Mitte einer Seite stehen bleiben und erst nach einer Weile von alleine verschwinden.

Wie es besser gehen würde:

Pop-ups ersatzlos streichen! Punkt!

6. Das Kreuz mit dem Kreuz

Will man penetrante Layer oder fiese Pop-ups weghaben, dann beginnt das beliebte Kreuzchen-Suchspiel: Wo ist bloß das “X” versteckt auf das man klicken muss, damit die Werbung wieder verschwindet? Manchmal taucht es erst nach einigen Sekunden auf, manchmal erscheint das X an ganz anderer Stelle versteckt auf dem Bildschirm. Es ist ein Kreuz mit dem Kreuz! Die Verantwortlichen für diesen Unfug werden irgendwann hoffentlich in der Online-Werbe-Hölle schmoren.

Wie es besser gehen würde:

Das X klar und deutlich da platzieren, wo es gelernt ist. Also oben recht oder links am Rand der Anzeige.

7. Der traurige Klassiker: die Camouflage-Anzeige

Es ist ein offenbar unausrottbares Ärgernis: Werbe-Anzeige, die sich als redaktionelle Inhalte tarnen, in Mikroschrift mit dem Wort “Anzeige” oder “Sponsoring” versehen. Diese Anzeigen lauern gerne in Ansammlungen wie “Das könnte Sie auch noch interessieren” zwischen Verweisen auf tatsächliche redaktionelle Inhalte. Die Camouflage-Anzeige ist der kleine Bruder der Schleichwerbung. Wer einmal aus Versehen draufklickt, ärgert sich schwarz und es dürfte nicht verwundern, sollte der Ärger auf das Medium und den Anzeigenkunden abstrahlen.

Wie es besser gehen würde:

Finger weg! Nutzer-Täuschung zahlt sich weder für das Medium noch für den Anzeigenkunden aus.