Die sanfte Revolution

Die Optimierung der Webseiten hilft dem Handel, seine Umsätze im Onlineshop zu steigern – durch Kunden mit Smartphone und Tablets. Denn deren Anteil wird in Zukunft noch kräftig wachsen, so die Prognose.
Kleiner Einkaufswagen vor einem notebook

Spätestens seitdem sich der Tablet-Boom auf dem gesamten PC-Markt bemerkbar macht, nehmen auch die letzten Skeptiker den Wandel zu neuen Geräten im IT-Sektor ernst. 2012 werden in Deutschland 3,2 Mio. Tablet-Computer verkauft, gut 1 Mio. mehr als 2011 und deutlich mehr als in allen Prognosen hervorgesagt. Wenn man sich überlegt, dass es ernstzunehmende Smartphones erst seit etwa fünf und Tablets erst seit etwas mehr als zwei Jahren gibt, beeindruckt die Verbreitung beider Geräteklassen um so mehr.

Spätestens mit der Einführung der günstigen leistungsfähigen Tablets der Internetgiganten Google und Amazon ist die Schlacht um den Kunden auch in Deutschland entbrannt. „Die Konsumenten nutzen die Tablets vor allem zum Surfen auf der Couch und als praktischen Begleiter für unterwegs. Für den normalen Konsumenten wird das Tablet bereits als der neue PC gesehen und macht den Verkäufern von günstigen Notebooks und Netbooks kräftig Konkurrenz” , berichtet Wiljo Krechting, E-Commerce-Experte der Shopware AG im westfälischen Schöppingen. „Durch die rasante Verbreitung der Tablets steigen die Zugriffszahlen auf alle Arten von Webseiten – auch und insbesondere auf Online-Shops”, so Krechting.

Wer als Händler online verkauft und dieses Thema ignoriert, begeht einen schweren Fehler. Denn die Nutzer kommen so oder so per Tablet und Smartphone auf die Seite. Wenn dann die Seiten nicht optimiert sind, präsentiert sich dem Kunden ein schlecht zu bedienender oder schlicht kaputter Shop – mit entsprechend schlechter Conversion Rate. Wer als Shopbetreiber an dieser Stelle schläft, riskiert, dass die Besucher auf entsprechend optimierte Shops ausweichen.

Im ersten Schritt ist somit mindestens die Wiederherstellung der Conversion Rate auf das normale Shopniveau das Ziel. Der durchschnittliche Warenkorbwert pro Kunde ist aber in der Regel höher als im normalen Shop. Das ist vor allem durch den entspannteren Nutzungskontext zu Hause auf der Couch zu erklären. Das heißt, eine Optimierung des eigenen Shops ist nicht nur Pflicht, sondern bietet auch die Chance, die eigenen Umsätze positiv zu entwickeln.

Drei Ansätze für Post-PC-Geräte

Prinzipiell gibt es drei Ansätze, um einen Onlineshop für Post-PC-Geräte fit zu machen: Mobile Templates werden meist von Shopsystemen oder Template-Entwicklern bereitgestellt. Wie bei einem „normalen” Shop-Template für Desktop werden diese im Shopsystem installiert und müssen dann im Quellcode angepasst werden. Technisch funktionieren sie wie ein normaler Onlineshop. Bei jedem Touch wird aus dem Browser eine Anfrage an den Server gestellt und der gewünschte Inhalt zurück zum Gerät gesendet. Mobile Templates werden in der Regel für Smartphones angeboten, jedoch nicht für Tablets.

Native Apps sind Anwendungen, die auf dem Gerät installiert werden. Man findet sie in App-Stores, die auch die Regeln vorgeben, nach denen entwickelt werden muss. Die Entwicklung von Nativen Apps ist mit viel Aufwand verbunden, da man sie für jedes Betriebssystem einzeln entwickeln muss (z. B. Apple, Android, Blackberry und Windows) und Tablets sowie Smartphones jeweils eigene Apps benötigen. Eine Native App macht für die meisten Händler allein aufgrund der Kosten und des Aufwands keinen Sinn. In die Top 50 im deutschen Apple-App-Store schaffen es gerade mal Amazon, Ebay und Saturn. Außerdem kann Google aus Suchergebnissen nicht in Native Apps verlinken.

Web-Apps sind die neuste Kategorie unter den drei Lösungen und erst dank der Entwicklung von Mobile Frameworks wie Sencha Touch und jQuery Mobile möglich geworden. Diese Frameworks erlauben es, Web-Apps zu erstellen, die aussehen wie Native Apps, alle bekannten Gesten unterstützen, unabhängig von Betriebssystem und Gerät sind und sogar auf Hardwarekomponenten zugreifen können. Trotzdem laufen sie direkt im Browser und können ohne Installation sofort genutzt werden.

„Eine individuelle Entwicklung kommt im Grunde nur für die wenigsten Händler in Frage, da Kosten schnell im mittleren fünfstelligen Bereich liegen können. Für die meisten Shopbetreiber wird sich daher ein Dienstleister anbieten, der den eigenen Shop in eine optimierte Version umwandelt”, erklärt Martin Bastiaan, Shopbetreiber des Online-Getränkeshops dasgibtesnureinmal.de. Diese optimierten Versionen sind schon für deutlich unter 100 Euro im Monat zu haben und lassen sich je nach Anbieter auf die eigenen Bedürfnisse anpassen.

Bei der Entscheidung für die richtige Lösung ist es sehr wichtig, die entstehenden Kosten zu analysieren. Hier stehen Modelle mit Umsatzbeteiligung gegen solche mit einer fixen Kostenstruktur. Am interessantesten sind meist Lösungen mit einem monatlichen Fixpreis oder einmaligen Kosten. Bei diesen weiß der Shopbetreiber zum einen schon vorher, was an Kosten auf ihn zukommt. Zum anderen sinkt der prozentuale Kostenanteil bei steigendem Umsatz.

Die Erwartungshaltung steigt

Wohin geht die Reise? Tablets und Smartphones sind aus dem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken. Durch die neuen günstigen Tablet-Modelle wird ihre Verbreitung in den nächsten Jahren enorm zunehmen. Einige Stimmen behaupten gar, dass bis 2015 etwa 50 Prozent des Traffics auf Webseiten über Tablets kommen wird. Heute sind es im Schnitt schon mehr als 10 Prozent. Selbst wenn es 2014 nur 20 Prozent sind: Können Sie sich 20 Prozent Umsatzverlust leisten?

Außerdem wird die Erwartungshaltung der Nutzer steigen. Sie werden die Benutzung der Geräte mit gewohnter Gestensteuerung erwarten, auch im Browser beim Shoppen. Und schlussendlich wird das Thema Smart-TV in den kommenden Jahren ebenfalls relevant. Aktuell sind die Bedienkonzepte bei den Herstellern noch im Experimentierstatus. So richtig Spaß will bei der Nutzung noch nicht aufkommen, es sind jedoch gute Ansätze dabei, die in Zukunft eine einfache und gute Bedienung erlauben werden. Und dann werden die Nutzer auch über Ihren Fernseher shoppen.

Es gibt viele schöne Beispiele großer Händler, die zeigen, was im Browser auf dem Tablet heute schon geht. Allerdings sind diese Lösungen kaum für den durchschnittlichen Händler zu realisieren. Für kleine und mittelgroße Händler muss das Ziel sein, die eigene CR auch beim Shoppen über Tablets und Smartphones aufrecht zu erhalten.

Wer als Shopbetreiber heute einen optimierten Shop für Tablets und Smartphones anbieten möchte, kann auf verschiedene Lösungen zurückgreifen. Der Shopbetreiber kann dank innovativer Dienste schnell zu einer guten Lösung kommen. Eine individuelle Entwicklung bekommt man bei keinem der Anbieter — dafür aber einen optimierten Shop für sehr viel weniger Geld. Es gibt also keinen Grund mehr, den eigenen Shop nicht optimieren zu lassen.

von Alexander Ringsdorff und Kai-Thomas Krause, Quelle: Handelsjournal