„Die Freiheit im Internet wird ruiniert“: Facebook löscht Beiträge der Streetart-Künstlerin Barbara

Barbara, Deutschlands bekannteste Streetart-Künstlerin, wurde zensiert: Sowohl bei Facebook als auch Instagram haben zahlreiche Beiträge von ihr gelöscht. Sie selbst stuft die entsprechenden Fotos als nicht sonderlich brisant ein. Die Künstlerin sieht die Kunstfreiheit im Netz durch das Netzwerkdurchsuchungsgesetz (NetzDG) massiv gefährdet.
"Hass ist krass. Liebe ist krass" lautet das Motto der Streetart-Künstlerin Barbara

Ein Straßenschild, das durch einen Bikini so verändert wird, dass es an einen weiblichen Körper erinnert, die Verniedlichung eines „Heil Hitler“-Geschmieres und die Einladung zur Feier von Hitlers Geburtstag, unterschrieben von einem gewissen Bernd H.: Diese drei Beiträge der Streetart-Künstlerin Barbara wurden unter anderem in den sozialen Netzwerken Facebook und Instagram gelöscht. Aus welchen Gründen, ist bislang noch völlig unklar. Auf den Fotos ist weder explizite Nacktheit zu sehen, geschweige denn handelt es sich um Gewaltandrohungen oder Hate-Speech.

Die Künstlerin Barbara, die ihre Identität geheim hält, ist mit dem Anbringen ironischer Plakate in der Öffentlichkeit bekannt geworden. Die jeweiligen Plakate fotografiert sie und teilt sie im Netz; allein bei Facebook folgen ihr über 600.000 Menschen. Für ihre Arbeit gewann sie 2016 den Grimme Online Award.

Der FAZ liegen die gelöschten Bilder vor:

 

Auf Facebook bezieht Barbara, deren Motto „Hass ist krass. Liebe ist krasser.“ lautet, nun Stellung zu ihrer Situation im Speziellen und dem Netz DG im Allgemeinen. „Ich sehe die Freiheit im Internet dadurch mehr als nur bedroht, sie wird aus meiner Sicht dadurch ruiniert. Wie soll Satire im Internet funktionieren, wenn die Satiriker dem Urteil von privaten Firmen ausgesetzt sind, die sich als Richter aufspielen?“, fragt die anonyme Künstlerin.

Zwar sei sie auch der Meinung, dass etwas unternommen werden musste, um Hass und Gewaltandrohungen im Internet einzudämmen. Aber unter den gegebenen Umständen könne Satire in den sozialen Netzwerken nur noch zensiert stattfinden.

Weiter schreibt sie: „Ich habe ständig versucht dem Hass im Internet mit meinen Botschaften etwas entgegenzusetzen, habe dafür super viel positives Feedback bekommen, nicht zuletzt sogar den Grimme Online Award. Dass ich jetzt von den Plattformen Facebook und Instagram dafür abgestraft werde, fühlt sich schrecklich und unwürdig an. Ich liebe die Freiheit und kann auf Dauer nur dort agieren, wo ich sie leben kann.“

Sie kündigt an, ihre Arbeit fortzusetzen, wisse aber noch nicht, wie sie mit Facebook und Instagram umgehen solle – und ob sie dort überhaupt weiter posten wird. Die Verantwortlichen bei Instagram und Facebook haben sich zu dem Fall noch nicht geäußert.

https://www.facebook.com/ichwillanonymbleiben/posts/1815250275173987

Anfang des Jahres trat das umstrittene NetzDG in Kraft – und sorgte schon mit den ersten Umsetzungen für Diskussionen über die Kunst- und Pressefreiheit. So wurde beispielsweise bereits das Twitter-Profil des Satiremagazins Titanic gesperrt. FDP, Grüne und Linke forderten daraufhin die Abschaffung des NetzDG.„Das Gesetz ist vermurkst und gehört durch ein ordentliches ersetzt“, sagte FDP-Generalsekretärin Nicola Beer der Welt am Sonntag.