Die Angst vor dem Shopping-Virus

Rasant verbreiten sich nicht nur Smartphones und Tablet-Computer. Auch die Zahl der Schadprogramme, die auf Mobilgeräte abzielen, legt dramatisch zu. Viele Konsumenten zögern deshalb beim mobilen Einkauf

Von Jan Guldner

Für viele E-Commerce-Anbieter liegt die Zukunft in den Händen der Kunden: Einkäufe über Smartphones und Tablet-Computer werden immer wichtiger. Das Auktionsportal Ebay etwa setzte vergangenes Jahr fünf Milliarden US-Dollar mit Verkäufen über mobile Geräte um. 2013 soll es mit zehn Milliarden Dollar das Doppelte sein. Auch in Deutschland starte die mobile Nutzung gerade durch, sagt Jan Waltenbauer, Marketingchef bei Ebay Deutschland.

Zalando setzt ebenfalls verstärkt auf den Verkauf über mobile Geräte. Erst kürzlich brachte der Online-Modehändler eine Shopping-App für die Betriebssysteme iOS und Android heraus. „Wir stellen einen deutlichen Wandel im Einkaufsverhalten fest“, sagt Marketingchef Christian Meermann.

Wenn im Fernsehen ein Zalando-Spot laufe, steige die mobile Nutzung auf das Dreifache an. Die Zuschauer klicken sich per Handy von der Couch in den Shop. Besonders beliebt sind auch Wochenenden und Zeiten, in denen der stationäre Handel geschlossen ist.

Und es geht nicht nur um den direkten Verkauf. Auch Werbung erreicht die Kunden immer und überall via Smartphone – egal ob eingebunden in Apps, Spiele oder Videos, als Tweet oder Facebook-Post oder in der realen Welt als QR-Code. Der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) schätzt, dass sich allein im vergangenen Jahr die Ausgaben für mobile Werbung um 70 Prozent auf rund 60 Millionen Euro erhöht haben.

Zahlungsdaten: Ein besonders sensibles Thema

So optimistisch das auch klingen mag, eine Reihe von Kunden hat noch Bedenken gegenüber dem mobilen Einkauf. Das Problem: Die Technik wird als zu unsicher eingestuft. Laut einer aktuellen Studie des Internet-Security-Anbieters AVG verzichten 35 Prozent der Smartphone-Nutzer auf mobiles Online-Shopping. Fast 50 Prozent der Befragten glauben, dass die Geräte nicht so sicher und zuverlässig sind wie Computer oder Notebooks.

Die Sorge ist durchaus begründet. „Mit der Verbreitung von Smartphones und Tablets wächst der Anteil der dafür konzipierten Schadprogramme dramatisch an“, sagt AVG-Technologievorstand Yuval Ben-Itzhak. Allein vier Millionen Bedrohungen die speziell auf mobile Geräte gerichtet sind, hat AVG im letzten Quartal 2012 ermittelt.

Darunter findet sich einfache Schadsoftware, die vom Handy des Nutzers Kurznachrichten an teure Premium-Dienste verschickt und so unmittelbar finanzielle Schäden verursacht. Aber auch so genannte Trojaner sind verbreitet, die ein Gerät infizieren und dann Daten auslesen und Hackern Zugriff gewähren können. „Daher müssen Hersteller ihren Kunden Transparenz, Sicherheit und Kontrolle über ihre Daten liefern– oder sie scheitern“, sagt Yuval Ben-Itzhak.
Ein besonders sensibles Thema sind die Zahlungsdaten. Der drohende Verlust von Kontonummern, Passwörtern, Pins und Tans oder Kreditkartennummern lässt manchen Kunden beim mobilen Shopping noch zögern. Fallen diese in die falschen Hände, kann es schnell teuer werden.

Händler sollten die Sicherheitsbedenken der Käufer ernst nehmen, sagt Balduin Müller-Platz, Inhaber von How2Pay Consulting. „Sie sind gut beraten, wenn sie sich nach dem Kunden richten.“Der Experte für mobiles Bezahlen rät Handelsunternehmen, auf sichere und Zahlungsweisen mit gutem Ruf wie etwa Paypal zu setzen, um Vertrauen zu gewinnen.
Andere Technologien sind derzeit noch in der Entwicklung. So können in Zukunft zum Beispiel Kreditkartendetails in einem geschützten Bereich der Gerätehardware gespeichert werden. Doch auch die sicherste Technik nützt nichts, wenn sie nicht angenommen wird. Die Skepsis gegenüberneuen Verfahren sei zwar verständlich, sagt Müller-Platz. Eines ist für ihn aber klar: „Die Zukunft des Bezahlens wird mobil sein.“