Deutsche Unternehmen haben keine Zeit für Start-ups

Etablierte Unternehmen profitieren oftmals von Kooperationen mit Tech-Start-ups. Allerdings fehlt es in den meisten Unternehmen an Zeit, Geld und Kontakten für eine Zusammenarbeit. Das zeigen die Ergebnisse einer Bitkom-Umfrage.
Wenn sich Mittelständler und Start-ups zusammentun, profitieren oft beide. (© Unsplash/charlesdeluvio)

Es ist die Grundlage für eine Win-Win-Situation. Mittelstand und Konzerne bemühen sich um Innovation, insbesondere im Tech-Bereich. Start-ups hingegen suchen nach Auftrag- und vor allem Geldgebern. Ihnen fehlt das, was die etablierten Unternehmen ausmacht: Marktzugang. Gerade deswegen kooperieren 24 Prozent der Unternehmen in Deutschland mit Start-ups. Das zeigen die Ergebnisse einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom.

Doch die übrigen Unternehmen scheinen auf Distanz zu bleiben. 71 Prozent der befragten Unternehmen haben keinerlei Start-up-Kooperationen, fünf Prozent machten keine Angabe. „Kaum ein Unternehmen wird in Zukunft noch ohne digitales Geschäftsmodell auskommen. Gerade für den Mittelstand ist die Zusammenarbeit mit Start-ups oft der beste Weg, Zugang zu neuen Technologien und digitalen Innovationen zu bekommen“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. Daher fordert er mehr Initiative von Seiten der Unternehmen. Aktiv auf Gründerinnen und Gründer zuzugehen und den Austausch zu suchen, könne dem eigenen Unternehmen starke Wettbewerbsvorteile verschaffen.

Unternehmen haben keine Mittel für Kooperationen

Dass die Mehrheit der Unternehmen keine Zusammenarbeit eingeht, scheint jedoch verschiedene Gründe zu haben. Den Ergebnissen zufolge ist Zeitmangel der Hauptgrund. 47 Prozent derjenigen Unternehmen ohne Start-up-Kooperationen geben an, dass ihnen die Zeit dafür fehlt. Darauf folgen unzureichende finanzielle Mittel für eine Zusammenarbeit – das liegt bei 44 Prozent vor. Doch 42 Prozent der Unternehmen fehlt schlichtweg der Kontakt zu aufstrebenden Start-ups.

Darüber hinaus scheint es nicht in jeder Firma eine reife Idee für eine Kooperation zu geben. 34 Prozent der Unternehmen ohne Start-up-Kooperation gibt an, kein Projekt zu haben, das es mit Start-ups realisieren könnte. Letztlich ist auch der Mehrwert einer solchen Zusammenarbeit nicht im Vorhinein gesetzt. 30 Prozent sagen jedoch grundsätzlich, dass sie in einer Kooperation keinen Mehrwert sehen.

Start-up-Kooperationen tragen Früchte

Bestehende Start-up-Kooperationen scheinen jedoch nicht im Sande zu verlaufen. In 39 Prozent von ihnen entwickeln die Unternehmen gemeinsam mit Start-ups neue Produkte oder Dienstleistungen. Allerdings setzen 86 Prozent von ihnen auf sonstige Formen der Zusammenarbeit, etwa bei Gründerwettbewerben.

Methode

Bitkom befragte 604 Unternehmen ab 20 Beschäftigten in Deutschland telefonisch zu ihrem Verhältnis zu Start-ups der Internet- und Digitalbranche. Die Fragen lautete „Wie würden Sie das Verhältnis Ihres Unternehmens zu Start-ups der Internet- und Digitalbranche beschreiben?“ und „Warum arbeitet Ihr Unternehmen nicht mit Start-ups zusammen?“.

(js, Jahrgang 2001) ist seit Juli 2023 freier Autor der absatzwirtschaft. Er ist fasziniert von neuen Technologien und der Frage, warum Konsumenten das tun, was sie tun. Außerdem ist er ein wahrer Espresso-Enthusiast.