Deutsche und Japaner im Social Web besonders zurückhaltend

Urlaubsfotos posten – zeigen, auf welchem Event man sich befindet – mitteilen, welcher Designerladen Rabatt gewährt – ein Viertel der Internetnutzer weltweit gibt an, alles oder das meiste aus seinem Leben ins World Wide Web zu tragen. Und auf Unternehmensseiten sowie im Social Web klicken mehr als 80 Prozent auf den „Share“-Button und teilen so ihr Leben, ihre Einstellungen und manchmal auch ihre Gefühle.

Diese und weitere Umfrageergebnisse veröffentlicht das Marktforschungsinstitut Ipsos. Jenseits von Privatsphäre oder Filtern hätten 57 Prozent der weltweit befragten Internetnutzer erklärt, sie teilten das eine oder andere. Nur jeder Fünfte würde im Internet gar nichts über sich preisgeben.

In Deutschland sind wir laut Ipsos aber noch lange nicht so weit: Nur knapp jeder Zehnte (9 Prozent) lässt ungefiltert jeden an seinem Leben teilhaben und teilt alles oder zumindest einen Großteil. 55 Prozent geben ab und zu Statusmeldungen, Fotos oder Links weiter und ein Drittel der Deutschen enthält sich komplett. Die deutschen Männer sind dabei im Internet ein bisschen offener als die Frauen, elf beziehungsweise fünf Prozent teilen alles oder zumindest das meiste via Internet.

Türken beim Inhalte-teilen stark engagiert

Global sind die Internet-User in Saudi-Arabien am offenherzigsten, sechs von zehn Personen teilen alles oder das meiste im Internet. Japan ist mit vier Prozent das weltweite Schlusslicht.

Jedes Engagement im Internet ist freiwillig, niemand muss einen Beitrag mit anderen teilen. 22 Prozent in Deutschland machen dies dennoch – dies ist der niedrigste Wert in Europa. In der Türkei sind es dreimal so viele Internet-User (61 Prozent), die Artikel oder Videos teilen. Amüsant für die User, für Unternehmen jedoch hin und wieder auch eine finanzielle Katastrophe, wenn sich zum Beispiel fehlerhafte Werbeaktionen in Windeseile verbreiten. Auch hier ist Japan mit elf Prozent das Land mit dem niedrigsten Engagement im Internet.

Ein Viertel der User weltweit postet eigene Ideen

Rund 24 Prozent der Internetnutzer weltweit agiert aktiv im Netz und startet gezielt Konversationen oder postet Ideen. Unternehmen nutzen teilweise bereits diese Offenheit und fördern das Engagement der User, indem sie ihnen Plattformen bieten, um beispielsweise Produktideen zu generieren oder Neuheiten zu diskutieren.

In Deutschland ist das Potenzial noch nicht ausgeschöpft, nur 14 Prozent starten eine neue Diskussion, bei den jüngeren Nutzern bis 35 Jahren ist es bereits jeder Fünfte. In Indien (45 Prozent) und der Türkei (37 Prozent) sind die Internetuser schon erheblich offener, in Belgien (9 Prozent) gibt es wie in Deutschland noch Nachholbedarf.

Ständige Erreichbarkeit ist „the new normal“

Beim Posten, Bloggen und Teilen in Echtzeit gibt es einen ständigen Begleiter – das Smartphone. Jeder ist immer und überall erreichbar und dies ist laut Ipsos von den Nutzern auch gewollt: Nahezu zwei Drittel der Deutschen (64 Prozent) bestätigen den Marktforschern, dass sie ihr Handy oder Smartphone nie oder nur selten ausschalten. Frauen (67 Prozent) haben noch eher das Gefühl als Männer (61 Prozent), etwas zu verpassen und die unter 35jährigen (70 Prozent) schalten das mobile Endgerät weitaus seltener aus als die 50- bis 64-Jährigen (55 Prozent).

Die Deutschen liegen mit diesem Verhalten voll im Trend, weltweit sind es etwas mehr als zwei Drittel, die ihrem Handy kaum eine Pause gönnen. In Russland sind die Handybesitzer am konsequentesten, 84 Prozent von ihnen schalten das Handy selten oder nie aus, im Gegensatz zu „nur“ etwas mehr als der Hälfte der Besitzer in Kanada und Saudi-Arabien (55 Prozent). In Europa sind es die Franzosen, von denen lediglich 57 Prozent den „Off“-Knopf kaum betätigen. (Ipsos/asc)