Der Umsatz der Supermärkte wächst flächenbereinigt stärker

Der Umsatz der Supermärkte in Deutschland ist flächenbereinigt im ersten Halbjahr 2006 stärker gewachsen als der aller anderen Betriebe des Lebensmitteleinzelhandels. Die Discounter erreichen inzwischen einen Umsatzanteil von rund 40 Prozent und nähern sich ihrer Sättigungsgrenze.

Zu diesen Ergebnissen kommt die Studie „Status quo und Perspektiven im deutschen Lebensmitteleinzelhandel 2006“, die die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG gemeinsam mit dem EHI Retail Institute erstellt hat. „Der leistungsfähige Supermarkt mit einer Verkaufsfläche zwischen 1 500 und 2 000 Quadratmetern hat die besten Wachstumschancen“, erklärt Johannes Siemes, Leiter des Segments Consumer Markets bei KPMG. Dies gelte insbesondere dann, wenn die Märkte von selbstständigen Unternehmern betrieben werden. Diese könnten am ehesten auf individuelle Wünsche ihrer Kunden eingehen.

Dabei gehe es nicht nur um das Angebot von Produkten regionaler oder ortsansässiger Hersteller, sondern auch um die Kreativität bei der Veredelung von Produkten wie küchenfertige Obst- und Salatmischungen, grillfertige Fleischgerichte oder hausgemachte Frischkäsezubereitungen. Auch die Einführung von Innovationen sei im inhabergeführten Supermarkt einfacher möglich. Siemes: „Für die Zukunft des großen Supermarktes sprechen zudem demografische Entwicklungen. Sowohl der steigende Anteil älterer Menschen als auch 1- und 2-Personen-Haushalte ziehen Einkäufe im Supermarkt dem SB-Warenhaus auf der grünen Wiese eindeutig vor.“

Wie die Studie zeigt, sind Bioprodukte weiter auf dem Vormarsch. Das Geschäft mit ökologisch hergestellten Lebensmitteln wächst weiter, und das auf breiter Front. So stieg der Umsatz mit ökologischen Lebensmitteln 2005 um 14 Prozent auf etwa vier Milliarden Euro. Besonderen Anteil an der positiven Entwicklung haben Biosupermärkte. Im Schnitt wird etwa jede Woche ein neuer Markt eröffnet. Ende 2005 konnten die Kunden bereits zwischen 300 „reinen“ Biosupermärkten wählen. Siemes: „Eine Ausweitung des Anteils am gesamten Lebensmittelhandel von derzeit drei Prozent auf fünf bis sechs Prozent bis 2010 ist durchaus realistisch.“

Insgesamt lag der reale Umsatzzuwachs im Lebensmitteleinzelhandel in den vergangenen zehn Jahren bei jährlich gut einem Prozent. Gleichzeitig konnte allerdings ein überdurchschnittliches Flächenwachstum beobachtet werden. Die Gesamtverkaufsfläche aller Betriebsformen des Lebensmitteleinzelhandels wuchs zwischen 1995 und
2005 um rund 20 Prozent auf insgesamt 29 Millionen Quadratmeter. Der Umsatz pro Quadratmeter sank in diesem Zeitraum jedes Jahr um durchschnittlich knapp 0,5 Prozent von 4 850 Euro auf 4 350 Euro. Die kleinen SB-Geschäfte verzeichneten in den vergangenen zehn Jahren sogar Umsatzeinbußen von fast 30 Prozent. Rund 20 000 kleinere Lebensmittelhändler mussten ihr Geschäft schließen.

Auch wenn die Discounter in den vergangenen Jahren ein dramatisches Wachstum verzeichnen konnten, spricht einiges dafür, dass sie hier inzwischen eine gewisse Sättigungsgrenze erreichen. Siemes: „Das liegt einerseits daran, dass die Discounter bereits heute über ein sehr dichtes Filialnetz verfügen, andererseits deuten
sich aber auch Werteveränderungen der Kunden an, die den Discount insgesamt wenig unterstützen.“ Siemes erinnert an die vielen Lebensmittelskandale in den letzten Jahren. Der damit einhergehende Vertrauensverlust der Konsumenten in die generelle Qualität der Lebensmittel bereite vor allem den preisorientierten Discountmärkten Sorge und beschere den vertrauten selbstständigen Supermarktbetreibern zusätzliche Umsätze.

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