Der Lebensmittelverkauf im Web soll sich noch beflügeln lassen

Aktuell kaufen die Deutschen nur 0,1 Prozent der Lebensmittel online, wie Studienergebnisse des Beratungsunternehmens OC&C Strategy Consultants belegen. Danach ist der Anteil des Internetgeschäfts am gesamten Marktvolumen verglichen mit den Märkten in Frankreich, Großbritannien und der Schweiz hierzulande sehr gering.

Während in den anderen Ländern sowohl etablierte Vollsortimenter wie Tesco und Auchan als auch junge, ausschließlich im Internet aktive Unternehmen wie Leshop oder Ocado signifikante Geschäfte online erzielen, werde der deutsche Lebensmittelhandel im Internet von Spezialisten wie Mymuesli oder Chocolats-de-luxe.de und Feinkostanbietern wie Gourmondo.de dominiert. Jedoch nehme die Akzeptanz des Onlinehandels in Deutschland weiter zu, sodass OC&C für das Jahr 2015 ein Marktvolumen von zwei bis drei Milliarden Euro prognostiziert. Das biete dem Lebensmittelhandel gute Perspektiven.

Vier wichtige Faktoren würden Erfolg und Profitabilität des Geschäftsmodells maßgeblich beeinflussen. Einer davon sei die Marketingeffektivität, unter der die kosteneffiziente Gewinnung von Neukunden und die Maximierung des Kundenwerts durch intelligente Direktmarketing- und Kundenbindungsmaßnahmen zu verstehen ist. Damit hätten die deutschen Einzelhändler enorme Bekanntheitsvorteile, denn die Kundengewinnungskosten seien substanziell niedriger als bei Internet Pure Plays. Ein weiterer Erfolgsfaktor bestehe darin, die hohen Ansprüche an Online-Shops in Bezug auf die Benutzerfreundlichkeit zu erfüllen. Ein breites Sortiment einerseits und das Bedürfnis nach einem schnellen Kaufvorgang andererseits bedeuteten hohe Ansprüche an Layout und Navigation. Auch die intelligente Nutzung der Kundentransaktionsdaten sei bedeutend, um Kunden schnell die richtigen Waren aus dem Angebot vorzuselektieren. Drittens gelte die zielgruppengerechte Gestaltung des Sortiments und Serviceangebots als wichtig. Denn nur durch die maximale Ausschöpfung des Kundenpotenzials werde ein Warenkorbbon von 100 Euro erreicht, der die Minimalgrenze für das Erreichen der Profitabilität darstelle. Zudem habe die Qualität der Auslieferung enormen Einfluss auf die Kundenloyalität und damit auf den Geschäftserfolg. Deshalb sei es unerlässlich, die spezifischen Anforderungen der Kunden an den Transaktionsprozess zu beherrschen. Somit biete das Onlineangebot den wichtigen Convenience-Mehrwert.

Deutsche Anbieter können derzeit noch viel von der europäischen Konkurrenz lernen, die laut Chehab Wahby als für die Studie verantwortlichem Partner bei OC&C gerade in punkto Umsatzvolumen und Profitabilität schon deutlich weiter ist: „Während Kunden bei Tesco derzeit für durchschnittlich 115 Euro einkaufen, liegen die Warenkörbe von Kaisers Tengelmann und Rewe noch zwischen 60 und 75 Euro. Dabei stehen die internationalen Anbieter vor der gleichen Herausforderung wie die deutschen.“ Im vergangenen Jahr erzielte der deutsche Retail-Markt 15,5 Milliarden Euro mit dem Onlinehandel. Dies entspreche seit 2000 einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 36 Prozent. Im Bereich Medien und Elektronikprodukte habe sich der Onlinehandel mit einem Marktanteil von 22 Prozent etabliert. Interessant sei auch die Entwicklung im Fashionbereich. Vor einigen Jahren wurde dem Segment die Onlineaffinität noch abgesprochen, heute erwirtschaften Modeunternehmen bereits zehn Prozent der Umsätze über das Internet. Demgegenüber läge der Onlineanteil im Fast Moving Consumer Goods-Segment aktuell noch bei mageren 0,4 Prozent.

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