Der größte Feind der Innovation: Das eigene Unternehmen

Wetten, dass Sie von den folgenden Killerphrasen in den letzten zwei Wochen mindestens eine gehört haben? „Geht nicht!“ „Das haben wir noch nie so gemacht!“ „Das widerspricht jeder Erfahrung!“ Ihre Kollegen ersticken zielgerichtet jeden Anflug von Kreativität im Keim. Noch schlimmer: Ganze Bereiche Ihres Unternehmens scheinen einen ausgeprägten Abwehrmechanismus gegen neue Ideen entwickelt zu haben. Wie lässt sich das ändern?
Wer sich auf die Suche nach einer Lösung oder Verbesserung begibt, findet manchmal die Innovation

Von Gastautor Jens-Uwe Meyer

Was machen hochinnovative Unternehmen anders? Innovation betrifft nicht nur eine Handvoll zuständiger Mitarbeiter, sondern jeden Bereich. Und es berührt alle Aspekte der täglichen Arbeit: Mitarbeiter entwickeln Prozessinnovationen, neue Vertriebswege und -kanäle, innovative Personal-, Marketing- und Recruitingmaßnahmen oder kreative Wege in der Buchhaltung. Sie haben richtig gelesen: In hochinnovativen Unternehmen sind selbst Buchhalter kreativ! Die Finanzabteilung entbürokratisiert Abläufe oder entwickelt gemeinsam mit dem Controlling neue Kennzahlensysteme. Ein Unternehmen, das nicht in allen seinen Bereichen innovativ denkt und handelt, wird es schwer haben, erfolgreiche Produkt- oder Geschäftsmodellinnovationen in Märkte einzuführen. Denn der größte Feind des Innovators ist nicht der Kunde – es ist das eigene Unternehmen mit seinen festgefahrenen Strukturen.

Das Erfolgsgeheimnis der Innovation Leader

  • Wie soll ein innovatives Produkt erfolgreich sein, wenn nicht zugleich das Anreizsystem für den Vertrieb überarbeitet wird? Innovative Produkte sind erklärungsbedürftig – und deshalb von Natur aus schwerer zu verkaufen.
  • Wie soll der Markterfolg innovativer Produkte bewertet werden, wenn sie mit Produkten und Angeboten verglichen werden, die zwanzig Jahre Effizienzoptimierung hinter sich haben?
  • Wie sollen Durchbruchsinnovationen entwickelt werden können, wenn innerhalb des Unternehmens eine Kultur der Absicherung herrscht? Durchbruchsinnovationen – sogenannte „radikale“ Innovationen“ – sind von Natur aus deutlich risikoreicher als inkrementelle Weiterentwicklungen des Bestehenden.
  • Wie soll ein Unternehmen neue Märkte entwickeln, wenn klassische Methoden der Marktforschung angewendet werden? Marktforschung kann nur in Märkten betrieben werden, die existieren.

An diesen Beispielen wird deutlich, wie hoch der Komplexitätsgrad erfolgreicher Innovationen wirklich ist. Innovationsprozesse können hier manchmal unterstützend wirken, sind aber nur ein kleiner Teil des Gesamtbilds. Unternehmen, die Innovationen systematisch vorantreiben wollen, müssen an ihrer Innovationsfähigkeit arbeiten. Was heißt das?

Innovationsfähigkeit – die wichtigste Kompetenz für zukunftsorientierte Unternehmen

In der wissenschaftlichen Forschung sind seit Mitte der 90er Jahre sogenannte holistische Modelle des Innovationsmanagements entwickelt worden. Sie konzentrieren sich darauf, die Innovationsfähigkeit von Unternehmen zu analysieren und zu steigern. Innovationsfähigkeit beantwortet eine wichtige Frage: Wie gut oder schlecht ist ein Unternehmen in der Lage, bestimmte Arten von Innovationen erfolgreich umzusetzen?

Unternehmen mit einer hohen Innovationsfähigkeit berücksichtigen alle relevanten Faktoren, die zum Erfolg bzw. Misserfolg bei der Entwicklung und Umsetzung von Projekten beitragen. Dazu zählen Fragen wie:

  • Haben Mitarbeiter Innovationsziele verstanden und richten sie ihr Handeln danach aus?
  • Fördern Führungskräfte die Entstehung und Umsetzung von neuen Ideen?
  • Wie werden bei einem Konflikt zwischen dem operativen Tagesgeschäft und Innovationsprojekten die Prioritäten gesetzt?
  • Wie kreativitätsfördernd ist die Zusammensetzung von Teams?
  • Entstehen genügend Ideen, um Hindernisse bei der Umsetzung zu überwinden oder werden Hindernisse als gegeben angesehen?

Die zunehmende Auseinandersetzung mit dem Thema Innovationsfähigkeit hat simple Ursachen: In kaum einem Bereich werden so viele Fehlinvestitionen betrieben wie bei Innovation. Selbst wenn Unternehmen Millionen in neue Forschungs- und Entwicklungszentren investieren, bedeutet das nicht zwingend, dass sie innovativer werden. Wenn innerhalb von Innovationseinheiten eine Kultur existiert, die wirklich neues Denken unterdrückt, wird das Unternehmen in den seltensten Fällen Durchbruchsinnovationen erzielen – egal wie viel das Top Management investiert.

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Dr_Jens-Uwe_Meyer_der_Innovationsvordenker_Über den Autor: Dr. Jens-Uwe Meyer promovierte an der Leipzig Graduate School of Management über die Innovationsfähigkeit von Unternehmen und hat einen MBA in Medienmanagement. Er leitet den Studiengang „Master of Management and Innovation“ an der Steinbeis SMI in Berlin. Dort unterrichtet er Manager in holistischen Ansätzen, neuen Führungstechniken und Unternehmensstrukturen. Er ist Mitglied des Scientific Panel International Society of Professional Innovation Management (ISPIM) und Geschäftsführer der Ideeologen Gesellschaft für neue Ideen mbH und der Innolytics GmbH Gesellschaft für Innovationsanalyse.