Deloitte-Studie: Die neue Macht der Mitarbeiter

In dem "Human Resources Trend Survey 2015" stellt das Beratungsunternehmen Deloitte eine Verschiebung beim Verhältnis zwischen Arbeitgeber und -nehmer fest. So haben Bewerber zunehmend größere Erwartungen an Unternehmen und auch die Grenzen zwischen Beruf und Privatleben verschwinden.

Der demographische Wandel ist durch immer älter werdende und gleichzeitig viele junge
Mitarbeiter in den Unternehmen angekommen. Mehr als die Hälfte der
Beschäftigten sind zukünftig Vertreter der Generation Y, welche ihren
Arbeitgeber besonders kritisch auswählt. Das stellt die Deloitte-Studie „Human Resources Trend Survey 2015“ fest, für die das Unternehmen weltweit 3 300 Geschäftsführer und HR-Leiter aus 106 Ländern befragt hat.

Höhere Erwartungen an Arbeitgeber

Die gesellschaftlichen und sozialen Aktivitäten eines Unternehmens werden damit wichtiger: Bereits 50 Prozent der befragten Geschäftsführer und HR-Leiter
schätzen dieses Engagement als „sehr wichtig“ ein – im Vorjahr waren es noch 26 Prozent.

„Weiche Faktoren wie die Unternehmenskultur nehmen eine immer
größere Rolle ein. Mitarbeiter und Bewerber erwarten von Firmen, dass
sie sich für soziale Themen einsetzen und diese mitgestalten. Dabei
reicht es nicht aus, solche Inhalte zu artikulieren, sondern
Corporate-ResponsibilityProjekte voranzutreiben und Erfolge
vorweisen zu können“, erklärt Dr. Udo Bohdal-Spiegelhoff, Partner HR
Advisory Services bei Deloitte.

Komplexere Arbeitnehmerstruktur, neue Flexibilität

Der demografische Wandel verändert die Mitarbeiterstruktur – es
gibt gleichzeitig mehr jüngere und mehr ältere Beschäftigte.
Sämtliche Altersgruppen sind mobiler und autonomer, wodurch die
Arbeitszeitmodelle flexibler und der Arbeitsplatz mobiler werden
müssen. Die Teams innerhalb einer Firma sind stark gemischt und
Mitarbeiter zeigen verstärkt eine 24/7-Mentalität. Dadurch
verschmelzen die Grenzen zwischen Job und Freizeit. Gleichzeitig
erwarten Mitarbeiter individuelle Karrierepfade. Teammitglieder mit
unterschiedlichen Erfahrungen und Hintergründen müssen integriert
werden, was auch Teilzeitbeschäftigte betrifft.

Generation Y fordert mehr Sinnhaftigkeit

Mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer sind zukünftig sogenannte
Millennials, denen die Sinnfrage ihrer Arbeit wichtig ist. Sie legen
Wert auf ein starkes gesellschaftliches Engagement von Firmen. Diese
sind allerdings für die neuen Anforderungen noch nicht gerüstet: 60
Prozent der Befragten aus HR-Abteilungen geben an, dass kein Programm
zur Messung und Steigerung des gesellschaftlichen Engagements ihres
Unternehmens vorhanden ist. Die Generation Y erwartet von ihrem
Arbeitgeber außerdem eine hohe Flexibilität und legt großen Wert auf
individuelle Entwicklung und Förderung. Wenn das gegeben ist, sind
junge Mitarbeiter bereit, sich stark für ihre Firma einzusetzen und
hohe Leistung zu erbringen.

Arbeitnehmer erlangen mehr Macht und Einfluss

Da die Personalnachfrage vor allem bei Fachkräften steigt,
verschiebt sich das Machtverhältnis vom Arbeitgeber zum Arbeitnehmer,
die zu Partnern oder Kunden werden. Neue Personalstrategien und
Führungsstile sind gefragt, um Bewerber und Mitarbeiter adäquat
anzusprechen. Unternehmen müssen neue Wege finden, Mitarbeiter zu
motivieren, sie zu integrieren und ihnen ein sinnvolles
Betätigungsfeld zu bieten. Dabei spielen die Unternehmenskultur und
ein höherer Einsatz für die eigenen Mitarbeiter eine wichtige Rolle.
Talentmanagement innerhalb der Teams wird nicht nur in den oberen,
sondern für Führungskräfte aller Levels wichtig. Für das Recruiting
und die Identifikation von Talenten werden verstärkt Daten aus
sozialen Netzwerken genutzt und integriert. Dadurch werden nicht nur
Firmen, sondern auch Arbeitnehmer transparent.

„Unternehmen müssen sich ihrer Sichtbarkeit bewusst sein: Jede
Entscheidung kann sofort in der Öffentlichkeit stehen und diskutiert
oder kritisiert werden. Soziale Netzwerke erhöhen die Relevanz – das
stellt nicht nur große, sondern auch kleine Firmen vor die
Herausforderung, schneller auf Probleme zu reagieren. Eine statische
Unternehmenshomepage genügt nicht mehr, um sich adäquat zu
präsentieren“, so Bohdal-Spiegelhoff.