Datenstau durch iPad und Google Play?

Das neue iPad ist mit dem schnellen Mobilfunkstandard LTE ausgerüstet – zumindest für Käufer in den USA, berichtet der Online-Nachrichtendienst „Neue Nachricht“. Für den internationalen Einsatz fehlen noch die Standards für das Highspeed-Surfen. Auch im nächsten iPhone wird der neue Mobilfunkstandard integriert sein, und auf der diesjährigen Cebit zeigte Vodafone sein erstes LTE-Smartphone. „Aber was bringt mir ein neues iPad mit ultraschneller Technologie, wenn das mobile Internet nicht hinterherkommt? Wir brauchen eine funktionierende LTE-Infrastruktur in Form von Funkzellen. Genau das wurde beim Mobile World Congress und der Cebit unter Beweis gestellt“, sagt Bernd Stahl vom Netzwerkdienstleister Nash Technologies in Stuttgart.

Die Digitalisierung ist in vollem Gang. Sie durchdringt eine Branche nach der anderen und macht vor unserer Freizeit nicht Halt. Sie hat drei Säulen: Endgeräte, Dienste in der Cloud und als Klebstoff ein schnelles Internet. Nicht nur Smartphones und Tablets, sondern auch Fahrzeuge, die Energieversorgung unserer Wohnungen und Haushaltsgegenstände werden intelligent gemacht und vernetzt. Diese Menge an Daten muss das Internet verkraften können, auch über Funk. Dies betrifft sowohl die Abdeckung als auch die Bandbreite der Mobilfunknetze. Die Funktionen der Endgeräte und die Dienste in der Cloud wachsen täglich. „Der neue Cloud-Dienst Google Play macht Apples iTunes Konkurrenz. Immer mehr Bücher, Musik, Filme oder Dokumente legen wir in der Cloud ab. Das kann alles aber nur funktionieren, wenn das mobile Internet überall mit hoher Bandbreite vorhanden ist“, betont Stahl.

Die Herausforderungen für den Netzausbau seien größer denn je, bestätigt Roman Friedrich vom Beratungshaus Booz & Company: „Es ist ja noch nicht einmal beim 3G-Mobilfunknetz eine Flächendeckung in Deutschland erreicht. Viele Netzbetreiber können sich die hohen Investitionssummen nicht erlauben. Das gilt vor allem für die Einführung von LTE. Die Investitionsbereitschaft der Carrier wird geringer. Normalerweise werden rund 16 Prozent des Umsatzes in den Netzausbau gesteckt. Diese Zahlen gehen zurück.“ Die Shareholder würden Dividenden erwarten, sodass der eine oder andere Netzbetreiber überlegt, etwas langsamer mit LTE in den Markt zu gehen. „Sie stecken in einem Dilemma. Es müssen Vorleistungen erbracht werden ohne zu wissen, wie sich die Nachfrage nach dem schnellen Netz entwickelt“, sagt Friedrich. Zudem seien noch gewaltige Investitionen in das bestehende Netz vonnöten, um die Datenexplosion zu bewältigen. Jeder Mobilfunk-Carrier müsse die Hotspots seiner Basisstationen an das Glasfasernetz anschließen. Das koste richtig viel Geld.

Hier liege ein klarer Vorteil der Mini-Funkzellen (Small Cells) als Ergänzung der klobigen Funkmasten, die zwar eine große Fläche mit Breitband versorgen, jedoch dem wachsenden Datenstrom kaum standhalten werden. Auch bei den Small Cells werde an der nächsten Generation gearbeitet: „Auf dem Mobile World Congress in Barcelona haben wir gemerkt, wie die Chiphersteller und die Netzbetreiber die Gespräche suchen. Das ist ein Spagat: Sie möchten die Funkzellen natürlich mit LTE ausstatten, aber gleichzeitig auch UMTS abdecken. Nur so gelingt der Übergang von der dritten zur vierten Generation“, sagt Stahl. Nash Technologies integriert und testet UMTS- und LTE-Netze.
„Der Markt für Small Cells ist noch völlig offen. Es gibt – im Gegensatz zu den Cloud-Anbietern und den Endgeräte-Anbietern keine zwei, drei Marktführer, die alles beherrschen. Asien, Europa und USA mischen mit, und es wird sich in den nächsten Jahren zeigen, wer die Nase vorne hat“, sagt Stahl. Insgesamt wächst der Markt für Small Cells drastisch. So hat das Small Cell Forum auf dem Mobile World Congress neue Zahlen veröffentlicht. Von 3,2 Millionen Funkzellen im Jahr 2012 wächst der Markt bis 2016 auf über 62 Millionen Funkzellen weltweit.

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