Datenschutzgrundverordnung. Was kommt auf das Marketing zu?

In genau einem Jahr muss die Europäische Datenschutzgrundverordnung umgesetzt sein. Unternehmen, die das Management der Userdaten nicht transparent und sicher darstellen können, riskieren, dass sie entweder vom Endkunden oder vom Datenschützer direkt belangt werden. Und das bis zur Höhe von vier Prozent des Jahresumsatzes.

„Ich bin überrascht, dass die Nervosität in den Unternehmen nicht langsam zunimmt“, sagt Michael Neuber, der Justiziar des Bundesverbands Digitale Wirtschaft (BVDW). Er beobachtet gerade mit gemischten Gefühlen, wie sich die deutsche Unternehmens- und Werberlandschaft mit der anstehenden Novellierung des Datenschutzes in Europa auseinandersetzt, oder eben auch nicht. „Das wird praktisch jeden treffen, auch die Kleinen. Die Zeit, dass Daten in Excel-Listen verwaltet werden, ist endgültig vorbei.“

Am 25. Mai 2018 ist es so weit. wenn ein Marketer Targetingdaten zugekauft und in Kampagnen integriert hat und ein betroffener User der Nutzung mitten in der Kampagnenlaufzeit widerspricht?

„Im Moment sind sehr viele Unternehmen verunsichert“, stellt der Webtrekk-Chef  fest. „Das gesamte Potenzial tiefer Personenprofile wird gar nicht abgerufen, das ist vielen Unternehmen einfach zu heiß.“ Für Christian Sauer ist diese Konstellation Wohl und Wehe zugleich. Er muss zwar viel Aufklärungsarbeit leisten, um seine Produkte an den Mann zu bringen, bemerkt aber durchaus Wettbewerbsvorteile: „Asien und auch die USA schauen im Moment genau her, was wir in Sachen Datenschutz leisten. Die Aufmerksamkeit auf dem Thema wächst.“ Wohl dem, der frühzeitig und mit viel Investitionsvolumen seine Datenhaltung und -verarbeitung zu weiten Teilen inhouse betreibt und in den vergangenen Jahren auch die technologische Expertise aufgebaut hat, um nicht nur mit diesen Daten zu arbeiten, sondern auch Problemquellen frühzeitig zu erkennen. Ein Sprecher der Otto-Gruppe meint: „Wir begrüßen eine europaweit einheitliche Regelung, sind auf die Umsetzung der EU-Datenschutzgrundverordnung vorbereitet und sehen darin auch kein „Aus“ für Big Data. In Zukunft wird es darum gehen, eine sensible Balance zwischen Datenerhebung, -nutzung und -verarbeitung einerseits und dem Transparenz- und Schutzbedürfnis der Menschen andererseits zu finden.“ „Die Deutsche Telekom“, weiß Rolf Anweiler, „hat schon vor Jahren zwei DMPs (Data Management Platform, Anm. d. Red.) aufgebaut, eine für 1st- und die andere für 3rd-Party-Daten.“ Andere werden es ihnen nachtun. Möglichst bald.