Das Jahr 2019 im Automobilmarkt: Milliarden für Elektroautos und schwache Autonachfrage setzt Industrie unter Druck

Schlechte Aussichten für die Automärkte in den nächsten Jahren. Einerseits müssen Produktionswerke mit hohen Investitionen auf die Elektromobilität umgerüstet werden, zum anderen sinkt die Nachfrage nach Neuwagen. Die gute Nachricht ist allerdings: Der Durchbruch zum Elektroauto läuft.
ARCHIV - Neuwagen des Herstellers BMW stehen am 14.07.2013 in München (Bayern) auf dem Betriebsgelände des Autobauers. Foto: Tobias Hase/dpa (zu dpa "Europäischer Automarkt verliert an Tempo vom 16.12.2014) +++(c) dpa - Bildfunk+++ (© Foto: dpa)

Die großen Sparprogramme zur Umstellung auf das Elektroauto sind ausgearbeitet. Porsche etwa will 6 Mrd. Euro über acht Jahre einsparen. Der Regulierungsdruck ist gewaltig. In China gilt 2019 eine Elektroautoquote von 10 Prozent für Neuwagen. In der EU trifft der steigende CO2-Ausstoß nach dem Dieselrückgang auf die neuen CO2-EU-Vorgaben ab 2021, wonach nur 95 Gramm CO2/km pro Neuwagen erlaubt sind.

Auf der anderen Seite bricht die Neuwagen-Nachfrage ein. Der Weltmarkt für Pkw (Light Vehicles) sinkt. Nach unserer Rechnung werden im Jahr 2019 in China 1,9 Millionen Neuwagen (Light Vehicles) weniger verkauft als im Jahre 2017.

Trump´sche Zollkriege wirft größten Automarkt aus Gleichgewicht

Hauptgrund für die Abkühlung der weltweiten Neuwagen-Nachfrage ist China. Ausgelöst durch die Trump´schen Zollkriege geht der chinesische Automarkt in Rezession und wird nach unserer Prognose erst im Jahre 2021 mit 24,3 Mio. Neuwagen das Verkaufsniveau von 2017 wieder erreichen.

Selbst in den Jahren der Weltfinanzkrise, ausgelöst durch die Lehman-Pleite 2009, verzeichnete China Wachstum und überbrückte den Automarkteinbruch in den USA nach dem Lehman-Schock. Der Hauptgrund für die heutigen Probleme sind die Zollkriege des US-Präsidenten Donald Trump. Hohe Einfuhrzölle auf chinesische Produkte in USA bremsen die China-Exporte und verlangsamen das Wirtschaftswachstum. Hohe Einfuhrzölle für die in USA produzierten Neuwagen, wie die SUV von BMW oder Mercedes, lösen Preisungleichgewichte im chinesischen Automarkt aus. Die Folgen sind seit mehreren Monaten der Rückgang der Autoverkäufe.

China ist nicht das einzige Problem

Im Jahre 2019 wird China nicht das einzige Problem im Weltautogeschäft bleiben. Ein ganzes Bündel von Problem wirkt sich bremsend aus. Wachstumsmärkte wie die Türkei sind in den letzten sechs Monaten regelrecht eingestürzt. Allein im Monat Oktober hatte der türkische Automarkt einen Rückgang um 76 Prozent gegenüber dem Vorjahrsvergleichsmonat zu verzeichnen. In den ersten 10 Monaten des Jahres ist der türkische Pkw-Markt um 32 Prozent eingebrochen. Die Wirkungen des noch immer ungewisseren Brexit zeigen sich in 2019 und erst recht in 2020. Die Iran-Sanktionen des US-Präsidenten, der Syrien-Konflikt, die Politik in der Türkei haben Wachstumspläne im Nahen Osten durchkreuzt. Großflächige Fahrverbote in Deutschland im Jahr 2019, Finanzmarktunsicherheiten durch steigende Defizite im italienischen Staathaushalt, Russland-Sanktionen. Selbst wenn einige der Risiken gebannt werden, ist durch die Verbleibenden das Wirtschaftswachstum gelähmt.

Elektroautos laufen an – Tesla wird Marktführer in Europa

Immerhin acht neue Elektroauto-Modelle feiern im Jahr 2019 Premiere. Darunter der E-Mini, der e-Niro von Kia, der EQC von Mercedes, der Peugeot 208 in Elektrovariante, Porsche Taycan und natürlich das Model 3 von Tesla. Nimmt man die Tesla Model 3 Auslieferungen in USA als Referenz, wird das meistverkaufte Elektroauto in Europa im Jahr 2019 das Tesla Model 3 werden.

Tesla hat es offenbar Anfang Dezember 2018 erstmals geschafft, an einem Tag 1000 Model 3 zu bauen. Unternehmenschef Elon Musk wandte sich direkt per E-Mail an seine Mitarbeiter und setzte das Ziel, die 1000 Model 3 am Tag, kontinuierlich zu schaffen. Das Ziel von Musk ist, künftig jede Stunde 50, oder wöchentlich mindestens 7000 Exemplare seines ersten massenmarktfähigen Modells Model 3 von den Bändern laufen.

Zusätzlich legt Elon Musk den Fokus auf die Reduzierung der Produktionskosten. „Es ist wichtig, dass man sich klar macht, dass die Kosten für jedes einzelne Auto sich aus rund 10.000 einzelnen Teilen und Prozessen zusammensetzen“, so Musk zu seinen Mitarbeitern. „Je nachdem wie man es rechnet, liegen die Kosten für ein Basis-Model 3 aktuell bei etwa 38.000 Dollar, also kostet im Schnitt jedes Teil oder jeder Schritt rund 3,80 Dollar. Das bedeutet, dass Kosten-Effizienzen zu finden eine Angelegenheit von Cents ist, auch wenn das schwer vorstellbar ist.“, erläutert Musk. Tesla will mit dem Model 3 bei Preisen ab 35.000 Dollar Profite erwirtschaften. Das Tesla Model 3 wird ab Februar kommenden Jahres in Europa ausgeliefert werden.

Fazit: Die Party macht Pause

Das weltweite Autogeschäft wird schwieriger. In den nächsten beiden Jahren muss mit empfindlichen Rückgängen bei den Gewinnen der Autobauer und Zulieferer gerechnet werden. Rezession in China und Milliarden-Investitionen bei Elektroautos drückt die Branche in eine Sandwich-Position. Die gute Nachricht: Der Durchbruch zum Elektroauto läuft und 2019 wird mit Tesla und den neuen Modellen der klassischen Autobauer ist ein wichtiger Schritt in die Zukunft getan. Die Bedeutung dieses Schrittes sieht man auch an der Ankündigung von VW im Jahr 2026 zum 10 letzten Mal ein klassisches Verbrenner-Auto in den Markt zu bringen. Die Zeitenwende läuft.