Das iPhone-Desaster nimmt kein Ende: Ist Tim Cook als CEO gescheitert?

Immer mehr Analysten und Fondsmanager zählen den Apple-CEO nach dem jüngsten schweren Börsenabsturz an. Ist Tim Cook als Apple-CEO gescheitert?
Apple-Chef Tim Cook

Von Nils Jacobsen

In der Spitze 450 Milliarden Dollar hat Apple beim Börsencrash in gerade einmal drei Monaten an Wert verloren – und dabei seine langjährige Vormachtstellung an der Wall Street eingebüßt. Erstmals seit 2009 zählt der iKonzern nicht mehr zu den drei wertvollsten Konzernen der Welt, sondern läuft als Nummer vier plötzlich dem Trio Amazon, Microsoft und Alphabet hinterher.

„Unter Tim Cook hatte Apple kein neues, großes Produkt entwickelt”

Der Absturz aus dem Börsenhimmel wirft viele Fragen auf, die am Ende auch CEO Tim Cook erreicht haben. Fondsmanager John Petrides von Point View Wealth Management formulierte am vergangenen Freitag die Bedenken gegenüber Yahoo Finance.

„Apple plagen zwei große Probleme: China und das iPhone. China mag ein kurzfristiges Problem sein, aber der iPhone-Upgrade-Zyklus verlängert sich immer wieder. Die Wahrheit ist vor allem: Unter Tim Cook hat Apple kein neues großes Produkt entwickelt. Das iPad wurde noch unter Steve Jobs entwickelt”, legt Petrides den Finger in die Wunde, wohlwissend, dass Apple natürlich unter Cook mit der Apple Watch ein neues Produkt auf den Markt gebracht hat, das jedoch in den Absatzdimensionen unter den Vorgaben der anderen Divisionen zurückgeblieben ist.

„Tim Cook befindet sich auf dem Schleudersitz”

Yahoo Finance-Reporterin Melody Hahm spricht dann offen aus, was sich nach der relativen Underperformance der Aktie in den vergangenen Monaten und Jahren viele Aktionäre fragen dürften: Sollte sich der Aufsichtsrat auf die Suche nach einem Nachfolger für Cook als CEO machen?

„Tim Cook ist ein operativer Manager. (…) Doch niemand ist mit dem Kurs der Aktie zufrieden. Er befindet sich auf dem Schleudersitz. Er weiß das, jeder weiß das”, eröffnet Fondsmanager John Petrides in bislang  ungewohnter Schärfe eine Nachfolgediskussion über den 58-Jährigen, der seit fast siebeneinhalb Jahren die Geschäfte von Apple führt.

„Tim Cook ist im operativen Bereich gescheitert”

Die Kritik an Cook hat in den vergangenen Monaten deutlich zugenommen. Das Kolumnist John Kheit rechnete etwa im Apple-Blog Mac Observer gnadenlos mit dem amtierenden Apple-CEO ab.  „Tim Cook ist im operativen Bereich ein Versager”, stellt Kheit Cook ausgerechnet in seiner vermeintlichen Königsdisziplin ein vernichtendes Zeugnis aus.

Der Grund: „Es ist ihm nicht gelungen, die Produktzyklen pünktlich einzuhalten”, erklärt Kheit mit Blick auf die immer massiveren Produktverschiebungen – von MacBook Air über den Mac Pro bis zu den neuen Produkten HomePod und AirPods. Vor allem jedoch die All-in-Wette auf China habe sich nicht ausgezahlt, wie der Einbruch im Weihnachtsquartal beweist.

„Apple muss sich immer wieder neu erfinden, um Erfolg zu haben. Tim Cook kann das nicht”

Im Forbes Magazine wurden vergangene Woche ähnliche Töne angeschlagen: „Apple hat aufgehört, in der früheren Form Innovationen zu vollbringen”, folgert Kolumnist Peter Cohen.  „Sie haben sich zu sehr auf den chinesischen Markt für das iPhone verlassen.”

Nach „drei Anzeichen, warum Apple seine Strahlkraft verloren hat” folgert Cohen unmissverständlich: Steve Jobs hatte recht: Apple muss sich immer wieder neu erfinden, um Erfolg zu haben. Tim Cook kann das aber nicht. Warren Buffet sollte seine Klumpen verkaufen, bevor sie weiter an Wert verlieren.”